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Pausenclown rupft entlaufenes Hähnchen

Pausenclown rupft entlaufenes Hähnchen

Siegburger Karnevalisten scheuchen Pfennigfuchser aus Stadtmuseum und beenden "Schreckensherrschaft" von Franz Huhn

Siegburg. "Optimales Wetter für die Verteidiger", freute sich Franz Huhn mit einem Blick in den grauen Himmel. Aus den Wolken ging ein feiner Nieselregen am Samstagmittag auf die nahenden Karnevalisten nieder.

Diesen Umstand wollte das Stadtoberhaupt zu seinem Vorteil nutzen. So einfach sollte Prinz Heinz II. mit Siegburgia Roswitha I. nicht ins Stadtmuseum stürmen. Es kam ganz anders. Das Siegburger Karnevalskomitee um Präsident Günter Krengel hatte ein stolzes Aufgebot zusammengetrommelt, um den Beamten im "Schlafsaal" der Stadt Beine zu machen.

Angetreten waren die Husaren Grün-Weiß, die Siegburger Clowns, die Funken Rot-Weiß, das Tönnisberger Tanzcorps, die Blau-Weißen, die Ehrengarde, das Tanzcorps Blau-Rot, das Tanzcorps Rot-Weiß Kaldauen und das Kindertanzcorps Schwarz-Weiß.

Jecke, wohin man sah auf dem Marktplatz. Und sie alle wollten nur eins: Der "Schreckensherrschaft" des Franz Huhn ein Ende bereiten. "Schickt mir fünf nette Mädchen, und ich gebe mich geschlagen", bot der Belagerte den Belagerern an. Doch Krengel wollte sich nicht auf einen Kuhhandel einlassen: "So leicht machen wir es dir nicht."

Dann übernahm Heinz II. die erste Angriffswelle: das Rededuell: "Ich bin der Herr der Reinlichkeit, und Karneval muss weg, du Pausenclown", protestierte das Stadtoberhaupt angesichts so vieler kostümierter Jecken auf seinem schönen sauberen Markt. "Du bist der Herr der Peinlichkeit", entgegnete der Prinz. "Der Aufseher von Siegburgs größtem Schlafsaal, der oberste Aktendeckelzuklapper."

So ging es hin und her. Die beiden Kontrahenten überboten sich mit Schimpfnamen: Entlaufenes Hähnchen, Problem-Huhn Franz, ehemaliger Verkehrskasper von der Kreisverwaltung, paragraphenspeiender Knöllchenspender. Fast schien es, als sollte das Gefecht unentschieden enden.

Doch dann forderte Huhn seinen Kontrahenten zum ritterlichen Nahkampf auf, in sicherer Erwartung, dieses Duell für sich zu entscheiden. Beide traten in der Aula des Stadtmuseums unter Zeugnis der versammelten Karnevalsgesellschaften gegeneinander an. Gert Fischer, noch Erster Beigeordneter der Stadt, übernahm die Aufsicht über die Duellanten.

Das Frage-und-Antwort-Spiel aber brachte kein Ergebnis. Erst als sich Bürgermeister und Prinz auf dem Steckenpferd mehrerer Luftballons erwehren mussten, siegte Heinz II. laut Fischer "mit 712:1". Damit war das "Rathaus" in Narrenhand, und Huhn kündigte resigniert seinen Gang ins Exil an: "Ich stürze mich jetzt mit vollem Genuss in den Karneval."