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Logistik pur, damit Männer tanzen können

Logistik pur, damit Männer tanzen können

In der Küche von Ingrid Derra-Müller laufen die Fäden für die Kreismeisterschaft zusammen - Ohne die Helfer im Hintergrund wäre die Mammutveranstaltung im Ahrweiler Bürger-Centrum nicht zu bewältigen

Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Wir haben schon alle Juroren bis auf einen sicher", sagt Ingrid Derra-Müller, während sie versucht, ihre Unterlagen zu ordnen. Versucht, denn das Klingeln des Telefons lässt sie kurz darauf wieder aufspringen. "Das ist vor Karneval immer so", meint sie schmunzelnd. Entsprechend hektisch geht es oft bei der Vorbereitung der Offenen Kreismeisterschaft der Männerballette zu, die am nächsten Sonntag wieder zahlreiche Gruppen und Zuschauer ins Ahrweiler Bürger-Centrum locken wird.

Regelmäßig stellt Ingrid Derra-Müller ihre Küche als Organisationsbüro zur Verfügung. Schon zum 14. Mal, also seit der ersten Kreismeisterschaft, ist sie gemeinsam mit Reiner Bauer für den reibungslosen Ablauf der Großveranstaltung unter Schirmherrschaft des Landrats verantwortlich.

Neu im Team ist Vera Willerscheid, die als künftige Hauptverantwortliche derzeit gewissermaßen "angelernt" wird. "Nach 14 Meisterschaften ist es notwendig, einen Generationswechsel zu vollziehen", erklärt Reiner Bauer den Entschluss. Es sei einfach an der Zeit für neue Ideen.

"Spaß macht es uns aber immer noch", unterstreichen die beiden engagierten Karnevalisten. So sind sie auch dieses Mal wieder mit Feuereifer dabei. Ganz besonders wichtig ist es ihnen, dem vom geistigen Vater des von der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft (AKG) ausgerichteten Wettbewerbs, Manfred Kolling, geprägten Grundsatz gerecht zu werden: "Sinn und Zweck dieser Kreismeisterschaft sind die Pflege der freundschaftlichen Verbindungen der Vereine untereinander und die Erhaltung rheinischen Brauchtums." Hartes Konkurrenzdenken habe in diesem Wettstreit nichts zu suchen.

Bei den Männerballetten hat es sich längst herumgesprochen, dass in Ahrweiler die Atmosphäre stimmt. Deshalb nehmen sie auch weite Anfahrtswege in Kauf und reisen oftmals mit einem ganzen Bus voller "Fans" an. "Die Männerballette kommen aber auch gern, um sich gegenseitig zu beobachten und neue Ideen zu sammeln", weiß Ingrid Derra-Müller.

Ebenso wie die Showtanzgruppen, die sich nicht lange bitten lassen, bei der Kreismeisterschaft aufzutreten. "Die nutzen das als Plattform und bekommen noch im Laufe des Tages neue Auftrittsangebote", so die Organisatorin.

Bis zum großen Tag liegt noch eine Menge Arbeit vor dem AKG-Team, das bereits im Oktober damit begonnen hat, die Regularien zu überarbeiten und die Einladungen zu verschicken. "Im Internet sind die Unterlagen schon vorher abrufbar", sagt Reiner Bauer.

Das sei eine große Hilfe, da häufig in der Zwischenzeit die Ansprechpartner der Vereine gewechselt oder sich neue Männerballette gegründet haben. Die Auftrittsfolge wird erst kurz vorher durch das Los festgesetzt, doch den groben Programmablauf stellt Ingrid Derra-Müller schon vorher auf.

Zu den maximal 15 Männerballetten kommen zehn oder mehr Showtanzgruppen, die das Programm in regelmäßigen Abständen auflockern - "damit sich die Augen entspannen". Die Koordination ist gar nicht so einfach, denn bei allen müssen mögliche andere Verpflichtungen berücksichtigt werden. Und Verspätungen gibt der enge Tagesablauf nicht her.

Dass Teilnehmer oder Gruppen kurzfristig absagen oder nicht erscheinen, haben die Organisatoren erst ein Mal erlebt: "Wegen Eisglätte haben es zwei Gruppen nicht bis Ahrweiler geschafft. Eine ist sogar im Graben gelandet, aber zum Glück wurde niemand verletzt", erinnert sich Derra-Müller.

Obwohl die Ballette zum Teil von weit her anreisen, musste sich das Orga-Team nur in einem Fall um eine Unterkunft bemühen. Die Gruppe aus Gräfenhainichen hatte rund 600 Kilometer Fahrt hinter sich und verbrachte die Nacht im Jugendgästehaus. Ein anderes Männerballett hatte sich vor Jahren, als die Meisterschaft noch im Peter-Joerres-Gymnasium ausgetragen wurde, selbst um einen Schlafplatz gekümmert: Sie brachten kurzerhand einen Wohnwagen mit.

In jedem Jahr müssen die Organisatoren jedoch einen Raum in unmittelbarer Nähe finden, in dem sich die Teilnehmer umziehen können. Außerdem liegt es bei ihnen, Juroren für die Aufgabe zu gewinnen, Sponsoren für Pokale und Präsente zu finden und Urkunden vorzubereiten. Sponsoren lassen sich nach Bauers Erfahrung leicht finden, da die Veranstaltung im Schnitt etwa 1 000 Zuschauer anzieht. "Im Prinzip haben wir nie einen Pokal kaufen müssen", verrät er.

Die AKG trägt aber die Kosten für Musik, Beleuchtung, Orden, Strom, Versicherung und was sonst noch anfällt. Die Mitglieder arbeiten derweil ehrenamtlich. "Nur so ergibt sich am Ende ein Überschuss, zumal wir nur drei Euro Eintritt nehmen", erläutert Bauer. Der Eintritt für die Männerballette ist bereits im Startgeld von 26 Euro enthalten.

Wenn die Veranstaltung läuft, sind die Organisatoren "Mädchen für alles". Sie liefern dem Moderator Robert Moser eine ausführliche "Regieanweisung" mit Informationen über die Teilnehmer. Sie geben Wünsche der Gruppen an die Technik weiter, überzeugen sich, dass die Verpflegung durch AKG-Mitglieder gewährleistet ist, und haben ein Auge auf die gut abgeschottete Jury. Die Auftritte selbst bekommen sie dabei meist nur am Rande mit. Sicher, dass in all den Jahren selten etwas schief gegangen ist, sind sie sich dennoch.

"Es ist noch niemand verletzt worden, und es ist noch kein Ballett zusammengebrochen", freut sich Derra-Müller. Den Tanz der Sieger habe man jedoch mit Blick auf den zu später Stunde meist angestiegenen Alkoholpegel schon lange abgeschafft. Schließlich möchten die Organisatoren, dass die Geschichte der Kreismeisterschaft auch weiterhin eine reine Erfolgsgeschichte bleibt.