1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

Bad Godesberg hat keinen Prinzen mehr

Bad Godesberg hat keinen Prinzen mehr

Prunksitzung der KG Blau-Gold Muffendorf in der Kleinen Beethovenhalle

Muffendorf. Wer bei den Godesberger Tollitäten die Strumpfhosen trägt, ist bekannt. Doch dass in dieser Session die Godesia sprichwörtlich die Hosen anhat, ist neu für das närrische Volk. Entgegen der Tradition ergriff sie nach der Proklamation noch vor dem Prinzen das Wort.

Auf der großen Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Blau-Gold Muffendorf beeilte sich Prinz Peter IV. deshalb, vor seiner Frau das Mikrofon in die Finger zu bekommen. Die traditionelle Rollenverteilung konnte er aber nicht wieder herstellen.

Im Gegenteil: Kurzerhand verkündete die Godesia lachend, dass Bad Godesberg keinen Prinz mehr habe. Der Mann an ihrer Seite sei von nun an der "Godesius".

Als hätten sie es geahnt, beschäftigten sich auch einige Künstler auf der Prunksitzung mit dem Geschlechterkampf. Das Schnäuzer Duo aus Köln ließ die Frauen hochleben, schließlich hätten die Narren in den letzten Jahrzehnten genug Witze über das schwache Geschlecht gemacht.

Sie verkündeten zwar, dass Männer keine Schweine seien, beeilten sich aber zu erklären, dass der Unterschied darin bestehe, dass sich Schweine nicht in Männer verwandeln könnten, wenn sie getrunken haben. Zur Belohnung rief Sitzungspräsident Joachim Ackermann das Publikum dazu auf, die erste Rakete des Abends abzufeuern.

Geistreich war der Vortrag von Willi Armbröster aus Niederdollendorf. Nicht ohne Grund kündigte Ackermann den Büttenredner als "Wilhelm Busch des Rheinlands" an. Mit viel Wortwitz erklärte er den staunenden Muffendorfern, wie er die Todesanzeigen in der Zeitung studierte, sich dann einem Trauerzug anschloss, um sich dann beim Leichenschmaus den Bauch vollschlagen zu können.

Auch Betriebsfeiern sind ein gefundenes Fressen für den Lebenskünstler. Seine Gedichte vom schönen Leben als Schmarotzer endeten stets mit der Zeile "Man muss nur wisse, wie man et mäht!".

Dass sich "in der Bütt versteckt, meist ein Gläschen Sekt" befände, entsprach bei Blau-Gold nicht den Tatsachen. Aber der Reim war kaum ausgesprochen, als der Präsident von Blau-Gold, Karl-Heinz Bettag, dem Redner persönlich ein Gläschen reichte.

Ein echter Hingucker war der Auftritt der Schautanzformation Villip. Die mehrfach preisgekrönte Tanzgruppe zeigte, dass im Karneval nicht nur immer gleich wirkende Choreografien gezeigt werden müssen. Anleihen aus modernen Tanzstilen, wie dem Jazzdance oder Rock''n''Roll, begeisterten das Publikum. Sogar Liedtexte wurden tänzerisch umgesetzt.

Neben den "Spitzenkräften des rheinischen Karnevals", mit denen sich jeder Verein brüstet, präsentierte Joachim Ackermann auf der Prunksitzung auch frische, unverbrauchte Gesichter. Uli Teichmann aus Neunkirchen brachte die Stimmung im Saal auf ihren vorläufigen Höhepunkt. Als er Gerhard aus dem Publikum auf die Bühne bat, um zu testen, ob er das Zeug zum Prinzen hat, waren Lacher garantiert.

Der Refrain seines Liedes "Ich wär so gern im Elferrat, dann bräucht ich keine Eintrittskart" leuchtete den Muffendorfern unmittelbar ein. Mit Geschichten aus dem Bergischen Land sorgte Willibert Pauels für Heiterkeit. Musikalische Einlagen gaben die Kölner Gruppe "Colör" und die "Ratsbläser".

Höhepunkt des Abends war natürlich der Auftritt des Prinzenpaares. Die Tollitäten freuten sich über den ersten Sitzung ihrer Amtszeit. Schon den Einmarsch fand Godesia Silke "grandios". Godesius Peter IV. stellte fest, dass es in Muffendorf so schön eng sei.

Und "eng ist gemütlich", meinte der Prinz. Für das Muffendorfer Sessionsmotto "Jecke komme, Jecke jonn - in Muffendorf schingk nur de Sonn" war die Godesia voll des Lobes. Denn wenn "hier obe die Sonn schingk", dann auch in Godesberg. Für den guten Draht der Muffendorfer zu Petrus bedankte sie sich herzlich.