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Bezirksvorsteherin wird kurzerhand "schunkelverhaftet"

Bezirksvorsteherin wird kurzerhand "schunkelverhaftet"

Mit rauchenden Kanonen und blitzenden Säbeln reißen die Narren die Barrikaden des Bad Godesberger Rathauses nieder

Bad Godesberg. (guf) Siegessicher blickt Bezirksvorsteherin Annette Schwolen-Flümann vom Balkon des Rathauses auf das närrische Treiben herab. "Wir können euch in diesem Jahr leider nicht in unser Haus lassen", erklärt sie den uniformierten Jecken mit einem Dauergrinsen, das einer Eiskunstläuferin in Turin würdig wäre.

Doch bereits eine Viertelstunde später hat sich das Blatt gewendet. Im Sturm haben die Narren das Rathaus genommen. Die Bezirksvorsteherin wird von der ersten Vorhut kurzerhand "schunkelverhaftet". Lange bevor die ersten Kanonenschüsse durch die Kurfürstenallee hallen, haben sich hunderte Karnevalisten vor dem Rathaus versammelt.

Unter Mithilfe der Unkeler Ratsherren trotzen sie den winterlichen Temperaturen. Die Mischung aus kölschen Texten und Blasmusik im Stil der Marching Bands aus New Orleans scheint Zuhörer geradezu zum Tanzen zu zwingen. "Und das war Spitze", urteilt Annette Schwolen-Flümann und die Jecken können nur zustimmen.

Doch die Einigkeit währt nicht lange. Festausschusspräsident Jürgen Krupp gibt sich alle Mühe, die Machtübergabe an die Tollitäten friedlich zu gestalten, doch die Fronten sind verhärtet. Spätestens als Annette Schwolen-Flümann erklärt, James Bond verpflichtet zu haben, um die Tollitäten auszuspionieren, ist das Tischtuch zerschnitten.

Mit diebischer Freude präsentiert sie Gesprächsmitschnitte von Prinz Christoph II. und Godesia Annemie, die heimlich bei ihrem Besuch in der Bezirksvertretung gemacht worden waren. Godesia Annemie offenbart Selbstzweifel, was die Wahl der richtigen Worte angeht, und auch der Prinz muss sich eingestehen, dass seine Standardanrede "Leev Jecke" bei den Herren Politikern nicht so richtig passt.

Jürgen Krupp ist empört. "Das ist ja wohl eine Unverschämtheit", poltert er, um gleich darauf mit den selben Mitteln zurückzuschlagen. Denn auch die Geheimagenten des Festausschusses haben im Vorfeld einen Lauschangriff gestartet. Die Aufzeichnung einer Gesangseinlage des Bezirksverordneten Gerhard Lemm bringt ihm den Titel "Troubadix von Godesberg" ein.

Was folgt, sind Auslassungen über die Frisuren der Tollitäten, die Katerstimmung im Land und die Verantwortung der Politiker und andere Sticheleien. Ein letzter Appell Krupps an die Nächstenliebe bleibt ungehört. Mit rauchenden Kanonen und blitzenden Säbeln reißen die Narren die Barrikaden nieder.

Auf dem Balkon angekommen wundert sich Godesia Annemie, warum Annette Schwolen-Flümann überhaupt noch "jedes Jahr hier antritt". Sie hoffe immer aufs Neue, vielleicht doch einmal gewinnen zu können, erklärt sie. Das olympische Lächeln hat sie auf jeden Fall nicht verloren.