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Bützen, bibbern und blechen

Bützen, bibbern und blechen

Bei der Marktschau in Bad Honnef kommen alle auf ihre Kosten - selbst die Angeklagten vor dem Narrengericht

Bad Honnef. Die Stadtsoldaten Dietmar Bonsch und Markus Ströder fackelten nicht lange. Mit dem Klabüs hielten sie Peter Profittlich und Jopa Vedders in Schach.

Dann zerrten die Uniformierten den Vizebürgermeister und den Technischen Beigeordneten vor die Schranken des Narrengerichtes im Rathaus, während draußen auf dem Platz die Jecken bei der Marktschau des Festkomitees Bad Honnefer Karneval schunkelten, sangen und bützten.

Aber für die Verhafteten gab es kein Entrinnen.

Auch den angebotenen Freikauf mit Berlinern durch Bäckermeister Profittlich schmetterte Richter Jochen Carsten rundweg ab. Fast Mitleid entwickelte Staatsanwalt Peter Endler gegenüber Vedders, dem einzigen Mann in der Rathaus-Spitze: "Wie kann man im Hühnerstall der einzige Hahn sein?" Verteidiger Karl-Josef Jakobs plädierte für Freispruch: "Das sind fleißige Leute."

Half nichts, es blieb bei der Geldstrafe. Doch dann drehte sich das Blatt. Peter Profittlich: "Ich bin verwundert, dass ich angeklagt bin, aber erfreut. Ich unterstütze das närrische Brauchtum und lege noch etwas drauf." Selbst vor Kölsche Mess-Zelebrant Herbert Breuer scheuten die Häscher nicht zurück.

Carsten hatte ein besonderes Hühnchen mit dem Vertreter des Herrgotts auf Erden zu rupfen: "Solange ich die Kölsche Mess mache, kannst Du auch den Richter machen", hatte der ihm beschieden und ihn aus dem Ruhestand zurückbeordert. Trotzdem: Auch Breuer verdoppelte die ihm auferlegte Strafe und nahm den Haftbefehl durch Gerichtsschreiberin Juliane Millinghaus ergeben entgegen.

Selbst vor dem Dreigestirn aus Zons hatte der Richter keinen Respekt. Er verdonnerte die fesche Jungfrau zu einer Einladung des Eiche-Spielmannszugs dorthin. Die Musiker fehlten natürlich nicht bei der Marktschau. Auch der Musikzug Frei Weg trat an. Statt gewagter Figuren verordnete Festkomitee-Chef Gerd Papenbrock den Tanzcorps Schunkeln.

Wegen der Verletzungsgefahr auf der feuchten Bühne. Die hübschen Mädels aller Honnefer Gesellschaften mit ihren Tanzoffizieren gefielen auch so. Schön auch der Aufzug des Musik- und Majorettencorps aus Unkel. Aber dann bat Selhofs Präsident Stefan Meyer das janze Jeschmölz aus Aegidienberg samt Prinzengarde und Spielmannszug auf die Bühne.

"Wir haben das Schönste, was Aegidienberg zu bieten hat, mitgebracht, Prinz Edgar I. und Aegidia Gerda I.", verkündete Präsident Udo Krewinkel. Und das Kinderprinzenpaar Alexander I. und Franziska I. begrüßte ganz reizend das Publikum. Natürlich sangen die Majestäten ihr Lied.

Und als sie bei der Stelle "? das ist doch sonnenklar" angelangt waren, da blinzelte die Sonne doch tatsächlich die Wolken weg. Trotzdem mahnte Prinz Edgar weitsichtig: "Viel Spaß bei den Zügen. Aber zieht Euch warm an." Mit klingendem Spiel zogen die Herrscher vom Berg noch durch die Fußgängerzone. Wer sie wiedersehen will, hat beim Veilchendienstagszug in Aegidienberg Gelegenheit.