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Der Karneval ist fest in der Hand der Frauen

Der Karneval ist fest in der Hand der Frauen

In Selhof stimmen die Wiever ein langes Klagelied auf die schrecklichen Männer an - Ausverkaufte Häuser in Aegidienberg, Honnef, Linz, Erpel und Unkel

Siebengebirge. (frv/khd) Außer Rand und Band, verdötscht und gut gelaunt: Die Wiever zwischen Siebengebirge und Rhein, vorderem Westerwald und Rhöndorfs Stadtgrenze zelebrierten an Weiberdonnerstag "ihren Tag" und ließen der Stimmung freien Lauf.

In den Sälen zwischen Linz und Honnef wackelten die Wände, tanzten die ausnahmslos herrlich kostümierten Damen über Tisch und Bänke. Keine Frage: Der Karneval war am Donnerstag fest in Weiberhand.

Christa Schlimbach war zufrieden. Fünf Stunden lang stand sie als Sitzungsleiterin auf der Narrenbühne der KG Klääv Botz, um einen Höhepunkt nach dem anderen anzusagen. Dabei war sie nicht nur mit viel Witz und Humor bei der Sache, sondern spätestens als Filius Lucas als amtierender Aegidienberger Kinderprinz mit riesigem Gefolge in das Bürgerhaus einzog, auch mit viel Gefühl.

"Dat is minge Jong", sagte die Präsidentin und drückte den Prinzen kräftig an sich. Es ging Schlag auf Schlag: Das Schnäuzer-Duo, die Hennefer Stadtsoldaten, Kölsche Bengels und Bergfunken, de Blötschkopp, die feschen SFA-Moskitos oder die Hubertuskracher - alles Glanzpunkte in einer sehr gelungenen Klääv Botz-Sitzung. Da durfte natürlich auch eine ganz besondere Augenweide nicht fehlen: das Männerballett der Bergkarnevalisten. Stramme Waden, knackige Popos: Aegidienbergs Damen kamen auf ihre Kosten.

Selholf. Vielleicht war es die beste Nummer des Tages im rappelvollen Saal Kaiser: das lange Klagelied der Selhofer Weiber, in dessen Mittelpunkt das schreckliche Zusammenleben mit den "fuul Kääls" stand. Heftig, deftig, derb und trotzdem voller Charme - die Damen des Elferrates hatten einen Programmpunkt geboten, der wohl zum Besten gehörte, was man seit langem im "Kurhaus" Kaiser gehört hat.

Die Litanei rief wahre Lachsalven hervor, ein schöner Lohn für die Akteure, die das Klagelied so sorgfältig einstudiert hatten. Aber auch ansonsten gab es bei der Großen Selhofer KG nur feinste Karnevalskracher: Beispielsweise das Zwiegespräch von Reiner Müller und Richard Krebs, die ihr Selefer Umfeld prima auf die Schippe nahmen. Oder das Tanzcorps "Die Dreamboys", das grazil über die Bühne schwebte. Selhofer Klaaf boten Brigitte und Claudia Meyer. Spätestens jetzt weiß man, was in diesem Ort so los ist. Klar, dass die Tänzerinnen von Blau-Weiß nicht fehlen durften.

Honnef. Beste Stimmung verbuchten auch die Löstige Geselle im Seminaris-Hotel. Sitzungsleiterin Silvia Vollmer servierte im ausverkauften Haus ein tolles Menü des Fasteleer. Strunz & Büggel begeisterten ebenso wie die American Dream Boys oder die Krähenfelder, die den Damen mit Stimmungsliedern kräftig einheizten. Musik, Tanz und viel Witz: Nichts fehlte auf der närrischen Speisekarte des Damenkomitees.

Linz. Bei den Palms war am Donnerstag keen Schiev kapott, sondern die Sitzung der Linzer Möhnen angesagt. "Mir hann die Stadt im Sack", lautet die Erfolgsmeldung der Damen. Zwar hatte Bürgermeister Adi Buchwald sein Allerheiligstes mit dicken Strohballen verrammelt und an die Cremeschnittchen vom Elferrat um KG-Präsident Alfons Daub sogar Karfreitags-Klappern ausgeteilt.

Dem Ansturm der Möhnen hatten sie jedoch nichts entgegenzusetzen. "Ihr küüt he nit erinn", konnte Klein Adi gerade noch stammeln, dann hatten die jecken Wiever mit ihren Schirmen dat Strüh "entsorgt" und den Stadtchef überwältigt.

Erpel. Kornblumenblau war der Himmel über der Erpeler Ley, als Sitzungspräsidentin Annelie Busse die jecken Wiever im Gürzenich der Alten und Freien Herrlichkeit begrüßte. Und die stolze Truppe um Obermöhn Ulla Schleiden präsentierte sich gleich bestens aufgelegt bei ihrem Möhnen-Wibbel, bevor die Prinzengarde des Ortes zum "Final Count Down" aufforderte. Allerdings erwies sich der Höhenflug mit den Möhnen als extrem anstrengend, strapazierten ihre Beiträge die Lachmuskeln der knatsch verdötschten Gäste doch über alle Maßen.

Unkel/Rheinbreitbach. "Tausend und eine Nacht" hatte das Damenkomitee "Jung mit Schwung" ihren Freundinnen in der bunt dekorierten Turnhalle versprochen. Begnügen mussten die sich allerdings mit einem Nachmittag, der allerdings hatte es in sich.

Mehr als gut aushalten konnten es die jecken Weibslück auch in der Rheinbreitbacher Dahmen-Halle, auch wenn sie von den Weckmöhnen bereits in aller Herrgottsfrühe auf den Federn geworfen worden waren. Aber spätestens als Ex-Prinzessin Marlene Rother die "Zwei Wackeldackel" ankündigte, war alle Müdigkeit wie weggeblasen. Am Abend waren dann auch die Pantoffelhelden wieder gefragt.