1. Narren-News
  2. Bad Honnef

In Selhof ist die Karnevals-Welt in Ordnung

In Selhof ist die Karnevals-Welt in Ordnung

Die Prunksitzung im Saal Kaiser besticht vor allem durch die überzeugenden Eigengewächse

Selhof. "Sag mal, du liest doch den General-Anzeiger", meinte Reinhard. "Selbstverständlich", bestätigte Wolfgang, "und besonders gern den Lokalteil über Bad Honnef mit der Serie: Ich lebe gern in Bad Honnef, weil?" Reinhard: "Und warum lebst du gern in Bad Honnef?"

Erklärte Wolfgang: "Weil ich mit meinen fast 60 Jahren zu den jüngsten Einwohnern in Selhof gehöre." Reinhard: "Ja, ja, in Selhof ist die Welt noch in Ordnung." Auf alle Fälle ist im südlichen Stadtteil die Karnevals-Welt in Ordnung.

Volles Haus bei der Prunksitzung der Großen Selhofer KG im "Kurhaus Kaiser" und eine prächtige Stimmung von der ersten Minute an. "Fastelovend zesamme", grüßte Präsident Stefan Meyer all die Clowns, Teufelchen, Scheichs, Cowboys, Seeräuber und Musketiere im Saal.

Und die wurden richtig mobil gemacht. Ingo Olbermann, diesmal Stabführer des Tambourcorps "Frei weg", kommandierte: "Arme hoch, und nun noch schunkeln." Die Jecken im Narrenschiff bewiesen ein glänzendes Koordinationsvermögen.

Den Takt dazu lieferten die Selhofer Musikanten in ihren hübschen Clowns-Kostümen: eine tolle Truppe mit Eisbrecher-Qualitäten. Kaum hatten sie die Bühne freigegeben, da eroberten schon die nächsten Eigengewächse vom fruchtbaren Selhofer Karnevals-Boden die Herzen der Narren.

Die Rasselbande mit Trainerin Martina Hoffmann stürmte herein. Die Schlange der Tänzerinnen wollte gar kein Ende nehmen. "32 Kinder", zählte Präsident Meyer und war entzückt vom Tanz-Nachwuchs der KG. Auch "Banden-Gründerin" Uschi Brodesser freute sich über das prächtige Gedeihen ihrer Pflänzchen.

Sogar kleine Pyramiden bauten die blau-weißen Sternchen. Pfiffe vor Begeisterung. "An die Gewehre, Stufe eins, zwei und drei?" So schön können kleine Karnevals-Helden gefeiert werden. Und die strahlten. Wolfgang und Reinhard, Richard Krebs und Reinhard Müller, sorgten für Lokalkolorit. Sie nahmen das Geschehen in Honnef auf die Schippe, und der Saal stand Kopf.

Wolfgang erinnerte an das anstehende "Superwahljahr". Entgegnete Reinhard: "Das hat doch schon 2008 angefangen, nur in der falschen Jahreszeit. Die Bürgermeisterwahl hätte man besser auf den Elften im Elften legen sollen. Da hätte man ein schönes Dreigestirn wählen können: Nasner, Feiden, Schaaf."

Nur die Rollen hätten festgelegt werden müssen. "Nun ist Wally Feiden weiterhin Bürgermeisterin und Bad Honnef bleibt pleite." Die Stadtchefin saß im Publikum und amüsierte sich jedenfalls prächtig.

Die Büttenredner rechneten vor: "Was ist das Ergebnis von Netto-Markt plus DM-Markt im Gewerbegebiet? Ein riesiges Minus in der Innenstadt." Nur gut, meinten die beiden Lokalmatadore, dass es in Selhof für fast alle wichtigen Branchen ein eigenständiges Geschäft gibt.

"Und als Getränkemarkt sind uns ja das Kurhaus Kaiser und der Kuckstein erhalten geblieben. Wir brauchen hier keinen Vollsortimenter wie in Rhöndorf." Zum Schluss: "Ob Krise oder Zocken, Verlust oder Gewinn. Wir bleiben op Selef so wie wir sin. Alaaf."

So wie sie sind? Nein, noch besser präsentierten sich die Tanzgarde Blau-Weiß und die Old Stars der Selhofer Karnevalsgesellschaft. Eine Augenweide. Da luchsten sich die Narren im Saal natürlich Zugaben ab. Nicht von der Bühne lassen wollten sie auch die Tanzbärchen aus Rheinbrohl: junge Damen und Herren mit akrobatischen Kunststückchen zu flotter Musik.

Aus der Nachbarschaft Rheinbreitbach kamen die 4 Asse, die mit feinem Humor die große Politik singend aufs Korn nahmen. Da bekamen alle ihr Fett weg, ob Merkel, Steinmeier oder Ypsilanti.

Nur Gutes indes hörten die Jecken über Marianne Hatwiger, als zwischendurch Ordensmacher Heinz Pfälzer ihnen den Sessionsorden erklärte mit der Ehrenpräsidentin des Damenkomitees als "Selefer Original" darauf.

Schön, dass die Blau-Weißen auch diesmal wieder eine ausgewogene Mischung aus Büttenrednern, Musik und Tanz hinbekamen. Und um Mitternacht hatten sie mit den Stadtsoldaten des TV Eiche noch einen richtigen Knaller zum Abschluss.