1. Narren-News
  2. Beuel

Nicht mal Madam Motterboddem kann noch ernst bleiben

Nicht mal Madam Motterboddem kann noch ernst bleiben

Mit eigenen und Spitzenkräften feiern die tollen Weiber auf ihren Damensitzungen - ABBA-Tänzerinnen im Brückenforum - Ein Mann als Nummergirl - "Klatschbloome" als Familienunternehmen - Sixties-Party in Oberkassel

Beuel. Die Hölle war los in Beuel. Kein Wunder. Am Wieverfastelovend wird gefeiert bis der Arzt kommt. Einige nahmen das leider allzu wörtlich. Während teilweise auf den Straßen und Kneipen Kampftrinken angesagt war, zeigten die jecken Weiber in ihren Sitzungen, dass man auch durchaus Spaß haben kann, ohne sich sinnlos die Kante zu geben.

Brückenforum. (ca) Ohne Zugabe ließen die gutgelaunten Frauen die Schautanzformation Villip nicht von der Bühne. Die schmucken Mädels in ihren lila Blusen und glitzernden pinkfarbenen Röckchen ließen sich von den drei nicht minder schmucken Herren durch die Lüfte werfen, stellten sich zu menschlichen Pyramiden oder Treppen auf und wirbelten nur so über die Bühne, dass so manchem schon vom Zuschauen schwindelig wurde.

Kein Wunder. Die Truppe aus dem Drachenfelser Ländchen ist preisgekrönt: Landesmeister in NRW und Rheinland-Pfalz, Sieger der Närrischen Hitparade und Träger des Goldenen Löwen der Stadt Bonn.

Überhaupt herrschte bei der gemeinsamen Weibersitzung des Damenkomitees in der TSV Bonn/rrh. und des Alten Beueler Damenkomitees von 1824 (ABDK) eine Stimmung wie im kölschen Gürzenich. Unter der bewährten Moderation von Obermöhn Evi Zwiebler und TSV-Präsidentin Maria Balensiefen, die zwischendurch auch mal in andere Rollen schlüpfte, wurde den Wievern ein Programm geboten, das keine Wünsche offen ließ.

Mit Kölner Kräften wie etwa dä Knubbelich vum Klingelpötz alias Ralf Knoblich oder Die 3 im Frack, die eine gelungene Mischung aus Witz und Musik boten, aber auch mit eigenen Darbietungen wurden die Frauen bestens unterhalten.

Klasse: die Tanzdarbietung des ABDK als Möhnegogos zu ABBA-Hits und die der TSV-Damen als Nonnen, die zum Song "I Will Follow Him" einen "Sister Act" auf die Bühne legten.

Beuel-Mitte. (tni) Pragmatisch ging es bei der katholischen Frauengemeinschaft Sankt Josef zu, die in diesem Jahr wegen des Umbaus des eigenen Heims im Pfarrsaal Sankt Paulus feierte. Sie bot ihren Gästen Gymnastik an. Geübt wurde zum Beispiel das Leisegehen in der Kirche oder über die Füße zu steigen, wenn man sich in eine vollbesetzte Bankreihe drängelt.

"Das können unsere Frauen gut anwenden", amüsierte sich die Vorsitzende Elisabeth Behne. Seit 25 Jahren organisiert sie den Karneval gemeinsam mit Hilde Lichtenberg, der Präsidentin des Damenkommitees der Frauengemeinschaft. Bemerkenswert: Kaum eine der Närrinnen dieser Gruppe stammt aus dem Rheinland.

In diesem Jahr studierten die katholischen Frauen ihre Bühnenshow unterm Weihnachtsbaum ein. Mit wenig Frauen stellten sie ein großes Programm auf die Beine. Sieben Mal mussten sie sich dafür umziehen, erzählte Lichtenberg. Den Weiberfastnachtszug hat die 76-Jährige wegen des anstrengenden Nachmittags aber nicht ausfallen lassen.

"Leider haben wir dieses Jahr nicht genug Frauen zusammenbekommen, um selber beim Zug mitzugehen", bedauerte sie. Unterstützt wurde die Frauengemeinschaft auf der Bühne wie jedes Jahr vom Pfarrteam. Pastor, Gemeindereferent und Gemeindeschwester warben auf jecke Art für den Weltjugendtag. Und noch ein Mann durfte auf die Bühne: Der Ehemann der Vorsitzenden, Klaus Behne, gab das Nummerngirl.

Vilich-Müldorf. (tni) "Wir sind ein von-Kortzfleisch-Unternehmen mit Anhang", stellte Anke Brock ihr Damenkomitee "Klatschbloome" vor. Das Familienunternehmen feierte Weiberfastnacht in der Mühlenbachhalle. Marieluise von Kortzfleisch, Schwester der Vorsitzenden Hedi von Kortzfleisch, feiert diese Session ihr 50. Bühnenjubiläum.

Mit sieben Jahren hat sie angefangen, Büttenreden zu halten, die ihr Vater für sie schrieb. Von ihm hat sich Marieluise auch abgeguckt, wie man das macht, denn er übte seine eigenen Vorträge immer in der Küche. Seit sie zehn ist, schreibt sie ihre Vorträge selbst. Beigebracht hat ihr das ihr Klassenlehrer. So amüsant kann Deutschunterricht sein.

Vier Kinder waren die von-Kortzfleischs zu Hause, alle sind sie im Karneval aktiv. Bis zum letzten Jahr war auch noch die Mutter dabei. Inzwischen steht die dritte Generation auf der Bühne. Gemeinsam mit ihrer 17-jährigen Nichte Bianca gibt Marieluise "Pit und Grit".

Ihre Paraderolle ist allerdings das Beueler "Tußnelche", Höhepunkt der Sitzung. Marlies Schesnik ist eine weitere Redenschreiberin. Ende der 50er Jahre hat sie als Tanzmariechen angefangen. Ältester Gast im Saal war ihre 95-jährige Mutter.

Pützchen. (tni) Die "Fidelen Reisetanten" hätten gar kein Bühnenprogramm organisieren brauchen. Für Stimmung im Pfarrsaal sorgten die jecken Wiever auch so, lange bevor die Sitzung losging. Verzichten möchten die Sitzungsgäste auf die Bühnenshow dennoch nicht.

Die Gruppennummern des Damenkomitees sind aufwändig inszeniert, richtig kleine Theaterstücke. Passend zu ihrem Motto "Wat sull dä Jeiz" und der diesjährigen Schottenkostümierung wurde Prinz Charles von den Reisetanten auf seinem Schottlandurlaub begleitet. Die letztjährige Wäscherprinzessin Silvia Emmerich wurde in ein Nessie-Kostüm gesteckt.

Irgendwann erklärte das niedliche Seeungeheuer, es habe keine Lust mehr, die Touristen bei Laune zu halten, zog sich aus und fing an zu steppen. Silvia hatte extra für diese Nummer steppen gelernt, Premiere hatte sie damit bei ihrer Verabschiedung.

Unter den Fidelen Reisetanten befinden sich große Imitatoren. Prominente Gäste waren neben Prinz Charles und der Queen (Gisela Emmerich) Howard Carpendale (Andrea Buhl), Marianne Rosenberg (Blanca Emmerich) und Andrea Berg (Gabi Haas).

"Ich freue mich, wieder mit meinem Damenkomitee die Sitzung gestalten zu können und wieder selber feiern zu können", sagte Silvia. Während einer Prinzessinnen-Amtzeit bleibt schließlich nicht viel Zeit zum privaten Feiern.

Oberkassel. (tni) Nur eine Stunde Pause hatten die "Nixen vom Märchensee" nach dem Weiberfastnachtszug. Gerade genug Zeit, aus dem Hühnerkostüm zu schlüpfen, die Petticoat-Röcke überzuziehen und sich 60er Jahre Frisuren zu föhnen. Die Bühne der Jupp-Gassen-Halle war mit Juke-Boxen dekoriert.

Top-Act des Abends war wie jedes Jahr Madam Motterboddem alias Obernixe Ute Groll. Sie hatte Mühe, ihre Pointen zu Ende zu bringen, weil die Sitzungsgäste vor lauter Lachen nicht mehr in der Lage waren zuzuhören. Da Lachen bekanntlich ansteckt, hatte Groll selber Not, das ach so harte Leben der Madam Motterboddem mit dem nötigen Ernst zu verkörpern.

Es ist kein Geheimnis, das es auf Damensitzungen nicht weniger frivol zugeht als bei den Herren. In eine besonders pikante Situation geriet Renate Kaulich, die sich im Stockwerk irrte und an Stelle des Heiratsinstituts in einer Reitschule landete. Mottogerecht wurde natürlich Twist getanzt, beschlossen wurde der Abend mit einer 60er-Jahre-Playback-Hitparade.