1. Narren-News
  2. Bonn

Notizen aus dem Regierungsviertel

Notizen aus dem Regierungsviertel

"Bundespresseamt!""Guten Tag. Herrn Horstmann, bitte."Verbinde.""Büro Staatssekretär Heye."

"Bundespresseamt!"

"Guten Tag. Herrn Horstmann, bitte.

"Verbinde."

"Büro Staatssekretär Heye."

"??????! - ach, da bin ich falsch verbunden worden. Ich möchte Herrn Horstmann sprechen." "Herr Hausmann ist nicht . . ."

"Herrn Hoooorstmann!!!"

"Ach so?" Pause. "Ich verbinde Sie weiter."

Was sollen wir sagen. Herr Horstmann war nicht da. Herr Hausmann auch nicht. Was uns nicht weiter wundert, weil Herr Hausmann schon länger nicht mehr da ist. Herr Hausmann heißt jetzt Heye. Vorher hieß er noch kurz Hauser. Aber wer weiß, ob sich das überhaupt bis zur Telefonzentrale herumsprechen konnte. Hausmann ist jedenfalls noch in Erinnerung, in welcher auch immer.

Die Dame in der Telefonzentrale verbindet anstandslos, ohne mit der Wimper zu zucken, wenn wir das telefonisch richtig beobachten konnten. Mit dem neuen Herrn Hausmann. Der kleiner ist und dünner. Und heller. Irgendwie professioneller. Nächstes Mal werden wir uns mit Herrn Bölling verbinden lassen. Wie wir den Laden kennen, ist wieder der Heye dran. Wer Herr Horstmann ist? Seit kurzem Chef der Auslandsabteilung des Bundespresseamtes. Horstmann ist der neue Lambsdorff. Aber das ist nun wohl doch etwas zu kompliziert.

An dieser Stelle halten wir einen kleinen Hinweis für Angehörige von Telefonzentralen für unerläßlich. Doris ist die neue Hannelore. Nur kleiner. Und dünner.

Doris hat in einem streckenweise wirklich anrührenden Stern-Interview endlich ein Gerücht aus der Welt geschafft, daß seinerzeit von Kohl-Gefolgsleuten gestreut wurde, um den SPD-Kanzlerkandidaten madig zu machen. Einer, der sich die Haare färbt. Zumindest tönt, wo die Union nur fönt. Igitt. Auf Waschtönung Mahagoni tippte Wolfgang Joop, der selbst mehr zu Goldblond neigt. Frau Doris war geradezu überglücklich, endlich mal was gefragt zu werden. "Nein, mein Mann färbt sich nicht die Haare." Und: "An meinem Mann ist nämlich alles echt!" Danke, Doris. Zum Beweis will sie ihm, wenn sie ihn mal wieder treffen sollte, eine Locke abschnippeln und von einem staatlich vereidigten Gutachter prüfen lassen.

Heiter weiter

111 Tage ist Rot-Grün am Mittwoch vor Weiberfastnacht an der Arbeit. Das sind genau 111 Nächte und da wird naturgemäß auch einiges verpennt. Bei Joschka Fischer nicht. Das ist der ausgeschlafenste Außenminister seit. . .? Willy Brandt, jubeln die einen. Die anderen auch. Günter Grass attestiert ihm "Mut und Grazie". Der Berliner Zeitung entnehmen wir die Bildunterzeile "Außenminister Joschka Fischer und Kanzler Gerhard Schröder hatten vor Beginn der Arbeit Zeit für ein Lächeln." Das stimmt heiter.

Heiter kann es auch am Mittwoch werden. Schröder macht das, was Kohl 16 Jahre lang und Adenauer 1963 zum ersten Mal gemacht hat: Karnevalistenschunkeln. Ein närrisches Großaufgebot hat sich angesagt. 110 Karnevalisten, selbst der Bonner Prinz wird reingelassen. Das Kanzleramt ist eben kein Pantheon. Das Kabinett will nahezu komplett mitmischen, um endlich in Schwung zu kommen. Statt Tanzmariechen-Spagat auf dem Kabinettstisch wie zu Schmidt-Zeiten führt Schröder den Koalitions-Spagat vor. Stimmungskanone Trittin ist dabei, was uns ein wenig überrascht, weil wir ihn zum Böcke schießen in Afrika wähnten. Aber das will er nun doch weiter in Bonn erledigen.