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Der Gummihammer kostet keine Praxisgebühr

Der Gummihammer kostet keine Praxisgebühr

In Oberpleis findet der größte Zug aller Zeiten statt - Ittenbachs Prinzessin Birgit I. wagt eine Kletterpartie - Eudenbacher sind fünf Stunden durch den Oberhau unterwegs

Königswinter. Rosenmontag ist zwar erst heute, aber auf den Königswinterer Höhen waren die Jecken bereits am Sonntag in Hochform. Bei den Zügen in Oberpleis, Ittenbach, Vinxel, Eudenbach und Rauschendorf mischten sich Caren Langer, Albrecht Müller und Janina May unters Narrenvolk.

Oberpleis. (mlb) In seinem 19. Jahr als Zugleiter konnte Siggi Baumert gestern Nachmittag den größten Zug aller Zeiten auf die Straßen von Oberpleis schicken. Rund 1 000 Personen in 44 Gruppen zogen über zwei Stunden durch den Ort und verteilten ihr Wurfmaterial unter die begeisterte Narrenschar.

Die Jecken hatten sich trotz des eisigen Windes schon früh, ausgestattet mit Tüten und Beuteln, entlang des Zugweges aufgebaut. Insbesondere bei den Kindern sorgte das Warten auf die ersehnten Kamellen für Spannung und Aufregung.

Bereits der Polizeiwagen wurde mit lautstarken "Kamelle! Kamelle!"-Rufen empfangen. Da Wurfmaterialien selbst an Karneval nicht zur vorgeschriebenen Ausstattung der Streifenwagen gehören, mussten sich die Zuschauer noch etwas gedulden.

Das Warten lohnte sich. Fußballerinnen, Großwildjäger mit kleinen "wilden" Tieren, Pharaoninnen und Sonnen brachten die ersten Kamellen unters Volk. Die Froschkönige forderten "Bütz mich, ich bin ein Prinz", und die "Red Runners" aus Uthweiler hatten nicht nur den berühmten "Starenkasten", sondern auch noch einen Rennwagen mitgebracht.

Die größte Gruppe stellten die Tänzerinnen und Tänzer der Sternschnuppen aus Bockeroth. Den Schluss und Höhepunkt des Zuges bildete das Oberpleiser Prinzenpaar Rainer I. und Erika II., begleitet von den Oberpleiser Funken.

Ittenbach. (lan) Der Erfolg des Ittenbacher Karnevalszugs hing in diesem Jahr in erster Linie vom Mut und der Gelenkigkeit der Prinzessin ab. Birgit I. wagte am Samstag eine nicht unbedenkliche Kletterpartie: Im langen Prinzessinnengewand mit ausladendem Reifrock musste sie ihren Prinzenwagen über eine außen angelegte Aluleiter besteigen und verlassen.

Letztendlich überstand sie das Abenteuer unbeschadet, und auch der Zug verlief - abgesehen von einer Verzögerung durch ein auf der Strecke parkendes Auto - problemlos. "Es ist immer meine größte Sorge, dass an den großen Wagen was passiert", sagte der Zugleiter und Präsident der Öttemicher Jecken, Wolfgang Heisterbach, "aber dank der Hilfe von Stephan und Oliver Halm, die mit anderen Jugendlichen aus dem Ort die Wagen sichern, hat wieder alles prima geklappt."

Der für Frank I. und Birgit I. in Oberdrees ausgeliehene Prinzenwagen in Orange und Braun stellte eine Orgel mit Orgelpfeifen und je drei Musikantenfiguren an jeder Seite dar. Der Senatswagen war ebenfalls mit orangefarbenen und braunen Rosetten verkleidet und hatte außerdem ein Band aus Blumenschmuck.

Als Fußgruppen gingen unter andrem die Öttemicher Frauen und das Tanzkorps Ölbergsterne von der KG mit, aber auch Gruppen wie die Nachbarn "Die Falkensteiner" als Clowns, die Folklore-Tanzgruppe Seven Hills Outlaws als Western-Siedler oder die Pfadfinder als Bruchpiloten mit Flugzeug-Attrappe.

Allein die Wagen und Gruppen der KG Öttemicher Jecken warfen gut 20 Zentner Kamelle unter die jubelnden Zuschauer am etwa zwei Kilometer langen Zugweg. Vor dem Abmarsch des Zuges trafen sich die Jecken in diesem Jahr zum ersten Mal zum so genannten "Biwak" auf dem Marienplatz, wo sie sich bei Erbsensuppe und Getränken einstimmten.

Vinxel. (lan) Auch der Gang zum Vinxeler Karnevalszug am Samstag lohnte sich für die Jecken am Straßenrand. Außer Kamelle konnten sie eine "Gratis-Sonderbehandlung von Prof. Dr. Dr. Föhl-Ens und seinem Veußeler Praxisteam" ergattern: einen sanften Schlag mit dem Gummihammer ganz ohne Praxisgebühr.

Wie die Fußgruppe Gilles mit ihren Einfällen zur Gesundheitsreform nahmen auch andere Teilnehmer aktuelle Themen auf Korn, zum Beispiel die Junggesellen, deren Dschungel-Wagen unter dem Motto "Ich war nie ein Star! Sperrt mich weg!" stand oder "Die jecken Vögel", die samt Pleitegeier Deutschland durch die Straßen zogen.

Der Kindergarten Löwenzahn ging als Gartenbau-Gruppe samt Blumen, Bienen und Maulwürfen, da dort im Frühjahr der neue Garten angelegt werden soll. Zum ersten Mal war in diesem Jahr auch ein Kleinbus des Stieldorfer Altenheims dabei. "Viele Bewohner und Mitarbeiter unseres Hauses sind Karnevalisten", erklärte der Leiter des Altenheims, Klaus Linke, "und wenn dieser Versuch uns heute gefällt, gehen wir nächstes Jahr vielleicht professionell mit einem Wagen mit."

Den Prinzenwagen für die Tollitäten Manfred III. und Sabine I. hatten die KG-Mitglieder unter der Leitung von Präsident Ferdi Blankenberg und dem ersten Vorsitzenden Peter Rüth selbst gebaut. Den Orden 2004 mit dem Motto "En Veussel kann mer liere, Fastelovend zu fiere" hatte Manfred Böckem kunstvoll auf beide Seiten gemalt.

Eudenbach. (mlb) Eher schon einen Karnevalsmarsch als einen Zug hatten die rund 300 kostümierten Närrinnen und Narren vor sich, die am Sonntagmittag in Sassenberg starteten. Insgesamt waren die Jecken fast fünf Stunden unterwegs. Während dieser Zeit legten die 18 Gruppen sieben Kilometer zurück.

Traditionell führte auch in diesem Jahr wieder die Karnevalsgesellschaft aus Buchholz den Zug an. Ihr folgten unter anderem Tigerenten, Vampire, Panzerknacker und Schwarzarbeiter. Auch das Eudenbacher Kinderprinzenpaar Jaques I. und Theresa I. hatte bei dem Umzug seinen großen Auftritt und verteilte Kamellen unter die wartenden Jecken am Straßenrand. Das Prunkstück des Zuges war aber zweifellos der Wagen des Prinzenpaars Leo I. und Elke I. (Meis). Beide fuhren in einem großen Feuerwehrauto, das über und über mit roten Kreppblumen geschmückt war, durch den Oberhau.

Begleitet wurde das Prinzenpaar von dem Musikzug und den Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr, die sich als Teufel verkleidet hatten. Nach dem Marsch durch Wald und Flur sowie die verschiedenen Orte des Oberhaus konnten die Zugteilnehmer ihre strapazierten Füße am Abend schließlich in der Eudenbacher Turnhalle ausruhen. Dort wurde gemeinsam der Abschluss gefeiert.

Rauschendorf. (may) De Zoch kütt!, hieß es am Sonntagmittag auch in Rauschendorf. Die Jecken und Narren hatten sich auf den Straßen zusammengefunden, um sich das närrische Treiben anzuschauen. Der aus acht Gruppen bestehende Zug sammelte sich an der Ecke Freie Bitze/Zur Mühle. Gemeinsam marschierte man von dort aus los.

Begleitet wurde der Zug vom Blasorchester Buchholz, aber auch die beiden großen Wagen des Männergesangvereins und des Jugendtreffs Rauschendorf sorgten für Stimmung. Der MGV hatte sich in diesem Jahr das Motto "Hör auf deine Frau beim MGV " ausgedacht. Ein besonders originelles Bild bot der Jugendtreff mit seinen Schaf-Kostümen und der riesigen Wagenaufschrift "Ich bin ein Schaf, holt mich hier raus!"

Der Nachwuchs war durch den Kindergarten Rauschendorf vertreten. Dabei kamen die Pänz in ihren Zwergenkostümen an diesem Nachmittag ganz groß raus. Einen närrischen Stich in die Herzen der Jecken verpassten die Flotten Bienen vom Sportverein. Einen zotteligen Eindruck hingegen hinterließ der Brauchtums-Verein in seinen deftigen Hunnengewändern.

Politisch angehaucht zeigte sich der Bürgerverein mit seinem Motto "Mini Job Börse." Im rollenden Zirkuszelt unter der Aufschrift "Welch ein Kuddelmuddel im Zirkus Tohuwabohu" sorgte auch der ortsansässige Kegelclub für gute Laune. In dieser Formation und unter Leitung von Klaus Steinbüchel und Fred Dahm bewegte sich der Zug bis zum Kappellenplatz wo er endete.