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Der Immoprinz kassiert das Rathaus

Der Immoprinz kassiert das Rathaus

Reinhard I. enttarnt den vermeintlichen Fürsten der Dunkelheit als seinen früheren Klassenkameraden Peter Wirtz

Oberpleis. (qg) "Das ist ja lächerlich, was du hier zu deiner Verteidigung aufgebaut hast." Kopfschüttelnd stand Sebastian Schuster vor den großen Baustellenschildern, mit denen Bürgermeister Peter Wirtz die versammelten Königswinterer Jecken am Rosenmontag vom Sturm auf das Rathaus abzuhalten hoffte. "Wegen Umbau geschlossen", war dort zu lesen und dass mit einer Neueröffnung frühestens am 11.11.2011 zu rechnen sei. Für die fragwürdige Verteidigungsstrategie hatte Schuster nur einen Kommentar übrig: "Dilettantisch."

In der Tat zerlegte die Blau-Weiße Funkenartillerie die Bauschilder in kürzester Zeit in Kleinholz. Was die Verteidiger oben auf dem Rathausbalkon allerdings nicht im Geringsten beeindruckte: Die Ratsmitglieder fühlten sich in ihrem "Wirtzhaus" offensichtlich sicher wie in Abrahams Schoß. Während draußen die Kanonen grollten, vertilgten sie drinnen Brötchen und Berliner.

Kein Wunder, schließlich konnten sie sich im Notfall ja auch unter dem weiten Mantel von Graf Dracula verstecken, der eigens zur Rathausverteidigung nach Oberpleis geflogen war: "Wieso kommt ihr eigentlich erst am Rosenmontag?", lästerte der Blutsauger, dessen Augen gefährlich rot leuchteten: "Offensichtlich habt ihr ja in die Arbeit eurer Ratsmitglieder viel Vertrauen."

"Die 40 Mandate, die ihr da heute zusammengezogen habt, werden von den Närrinnen und Narren gerne übernommen", konterte Schuster und blies zum Luftangriff. "Schickt bitte zuerst eine nette junge Frau hoch, meine Augen stehen auf Durst", tönte es vom Balkon herab.

Als Antwort kam ein Donnerschlag, auf den lautes Gelächter folgte: Der erste Schuss aus der großen Konfettikanone war quasi nach hinten losgegangen. Obendrein wurden die Angreifer von oben gnadenlos mit Kamelle beschossen.

Für Prinz Reinhard I. aus Oberpleis war jetzt Schluss mit lustig. Der Immoprinz wollte sich die Pleeser Ratsimmobilie nur allzu gerne einverleiben. Außerdem war der Beschluss zur Eroberung des Rathauses von allen auf dem Platz abwesenden Narren einstimmig gefasst worden.

Obendrein hatte der Prinz den vermeintlichen Vampirfürsten längst als seinen ehemaligen Klassenkameraden Peter Wirtz enttarnt. Per Hublift ging es hinauf in luftige Höhen. "Reinhard, denk dran, du warst im Sportunterricht immer sehr ungelenk", war des Bürgermeisters letzter Versuch, den Angreifer vom Erklimmen des Balkons abzuhalten. Gleichzeitig legten die Funken von unten die Leiter an. Oben brachen die Verteidigungslinien nun restlos zusammen.

Feige flüchteten die verbleibenden Ratsmitglieder nach drinnen, während ihr Chef hilflos mit ansehen musste, wie die Tollitäten und Kinderprinzenpaare aus dem gesamten Stadtgebiet nach und nach den Balkon enterten und sich anschließend mit vollen Händen an der prall gefüllten Stadtkasse bedienten - die übrigens erstaunlich gut gefüllt war, mit Süßigkeiten.

Die Übergabe des großen Rathausschlüssels an die "tollitäre" Übermacht war dann nur noch eine Formsache. Um die Besatzer milde zu stimmen, rief der entthronte Stadtchef dann zur großen Party im Ratssaal auf.