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Zipfelmützen und Tropenhelme halten trocken

Zipfelmützen und Tropenhelme halten trocken

Die Jecken in Niederdollendorf, Eudenbach und Rauschendorf bieten dem Regenwetter auf verschiedenste Weise Paroli

Niederdollendorf. (kwk) "Echte Fründe ston zesamme" hatten sich die Niederdollendorfer als Motto für ihren Zug ausgesucht. Und zusammen standen sie auch trotz des miesen Wetters. Die Stimmung war bestens, an der Kirche tanzten die Jecken zeitweise auf der Straße.

Ein Niederdollendorfer Unikum gab es an diesem Rosenmontag wieder: die Proklamation der neuen Tollitäten. Denn anders als in den meisten karnevalistischen Hochburgen müssen die Tollitäten hier auf dem Höhepunkt ihrer Regentschaft abtreten und die neuen Herrscher werden ausgerufen.

Auch diesmal wurde diese Tradition, die ihren Ursprung in der mehr oder weniger spontanen Entstehung des Niederdollendorfer Rosenmontagszuges vor 18 Jahren hat, wieder hochgehalten. An der Pfarrkirche St. Michael mussten Axel I. (Kaethler) und Prinzessin Christel I. (Schute) den Prinzenwagen verlassen, um Platz für die neuen jecken Oberhäupter zu machen.

Prinz Lutz I. (Peschke) und Prinzessin Sandra I. (Peschke) empfingen die Insignien der Macht und regieren fortan bis zum nächsten Zoch. Weiberfastnacht hatten sich der Medienwissenschaftler und die Physiotherapeutin, beide Mitglieder der Gruppe "Die kleinen Könige", kennengelernt und auch ihre beiden Kinder sind karnevalsbegeistert: Sie mischen bei den Ostermann-Pänz mit.

Die Junggesellen aus Ober- und Niederdollendorf zogen als Bauarbeiter durch die Straßen. Ihr Motto: "Wir schaffen das!" Und "DeDollenDörfler" äußerten ihre Bedenken gegen die "Überversorgung" mit Supermärkten im Dorf. "Dat han mir vun de Schopping-Tempele, Tant? Emma jeht jetz lang ad stempele, Wäje Rewe, Lidl, Penny, Plus, Tant? Emma hätt jetz lang ad Schluss" lautete ihr Motto.

Passend dazu war ihr Mottofahrzeug als Tante-Emma-Laden gestaltet. Als kleine Könige zogen rund 100 Schüler und Eltern der Grundschule Schnitzenbusch getreu ihrem Motto "Bei uus es jeder Panz ne kleene König" mit, und die echten "Kleinen Könige" aus Ober- und Niederdollendorf, die zum sechsten Mal beim Zoch dabei waren, hatten sich als Raben getarnt.

Die Kindertagesstätte Merlin gab sich mit orientalischen Kostümen einen exotischen Hauch, "Die jecken Höhner" aus Oberkassel und Dollendorf zogen als kleine Teufel mit, und die Interessengemeinschaft Oberdollendorf war als Indianer dabei. Das Motto für die nächste Session wurde am Rand des Zuges auch schon bekannt gegeben: "Mir hale zosamme, es ejahl wie et kütt" heißt es dann.

Eudenbach. (sdy) Was ein echter Oberhauer ist, den hält nichts von seinem Zoch ab. Zum Beweis hatten sich am Sonntag am langen Zugweg von Sassenberg über Eudenbach, Wilmeroth, Hühnerberg und Quirrenbach viele Jecken mit Zelten und heißen Getränken versorgt und standen bereit, um die Zugteilnehmer und natürlich das Prinzenpaar Michael I. und Cora I. mit einem lauten "Spitz pass op!" zu begrüßen.

Im Gefolge des Prinzenwagens befand sich eine "Ridderburg": der gesamte Ridder-Clan mit "Patriarch" Klaus Ridder und seiner Frau Geschi in der Mitte, als Ritter und mittelalterliche Burgfrauen verkleidet. Die wetterfest ausgerüsteten Fußgruppen und Wagen rollten denn auch unter reichlich Kamelleneinsatz und bei anhaltend guter Laune durch das Oberhau.

Zwei als bunte VW-Busse aus der Hippie-Ära gestaltete Wagen fuhren mit. Einer davon sogar mit Spezialeffekt: Auf dem Dach qualmte ein überdimensionaler Joint. Mit dem Motiv einer Bank, die als Titanic einen "Finanzkrise-Eisberg" rammt, vermittelten die Oberhauer Wagenbauer auch politische Botschaften. Die Jecken Fründe 1986 bauten einen riesigen orangefarbenen Kürbis auf ihren Zugwagen und trotzten als Zauberer und Hexen dem Regen.

Ein besonders aufwendiges und originelles Kostüm hatten sich die Mitglieder einer Gruppe ausgedacht, die als Strauße mit großen Reifen um die Hüften und Federkleid darüber einiges Gewicht zu tragen hatten. Auch Tropenhelme gehörten zu ihrer Ausrüstung - und die hielten die Köpfe warm und trocken. Das Kinderprinzenpaar Alina I. und Marvin I. wurde von 20 Schnecken mit rosa-blauen Häuschen auf dem Rücken begleitet - schließlich ist die Schnecke Gary aus der TV-Sendung "Spongebob" ihr Wappentier.

Rauschendorf. (kwk) Trotz Nieselregens brachten die Rauschendorfer jede Menge guter Laune zum Zoch mit - auch wenn die Beteiligung gegenüber dem Vorjahr gerade wegen des schlechten Wetters deutlich geringer ausfiel.

"Letztes Jahr um diese Zeit war der Kapellenplatz schon voll", sagte der Vorsitzende des Bürgervereins, Jürgen Brandt, kurz vor Beginn des Zuges. Der Stimmung tat das indes keinen Abbruch. Spätestens als der Zug mit einer Gruppe furios trommelnder Jecken begann, gab es kein Halten mehr.

Insgesamt zwölf Gruppen hatte der Zug. Vor allem zwei Themen spielten eine große Rolle: die derzeitige Verkehrssituation und die Kapelle. Die KG "Neues Rauschendorf", die als Cowboys und Cowgirls durchs Dorf zogen, nahm die langwierigen Bauarbeiten an der Rauschendorfer Straße aufs Korn. "Mit Autos kann man Rauschendorf nicht mehr befahren, deshalb sind wir umgestiegen auf Pferd und Wagen", lautete ihr Motto.

Der Brauchtumsverein, der sein 25-jähriges Bestehen feiert, packte ein weiteres heißes Eisen an: die Kapelle, in der nach dem Willen der Kirche nur noch einmal jährlich, nämlich am Festtag des heiligen Donatus, dem die Kapelle geweiht ist, die Messe gefeiert werden darf. "Kapelle ohne Pfarrer - einmal im Jahr ist uns nicht genug" stand denn auch in großen Lettern auf dem Wagen des Vereins, auf dem auch ein kleines Kapellchen thronte.

Bilder vom Zoch in Niederdollendorf