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Justitia hat ausnahmsweise ein Brett vor dem Kopf

Justitia hat ausnahmsweise ein Brett vor dem Kopf

Manche Angeklagte ziehen sich vor dem Narrengericht der Küzengarde mit Wortwitz und Einfallsreichtum aus der Affäre

Oberdollendorf. (qg) Traditionell rollte in Dollendorf wieder die jecke Verhaftungswelle: Gardisten in Uniform durchstreiften bereits vormittags die Gassen, um Angeklagte vorzuladen und dem Narrengericht der Küzengarde in der Bauernschenke zuzuführen.

Viele stellten sich aber auch freiwillig, wie die Landtagsabgeordnete Andrea Milz und Bürgermeister Peter Wirtz. Im Gerichtssaal warteten bereits Richter Klaus Weber und Staatsanwältin Christel Schute. Justitia, deren lebensgroßes Bild über dem Richterstuhl prangte, hatte man wohlweislich gleich ein dickes Brett vor dem Kopf verpasst.

So bekam die Patronin der Justiz auch nicht mit, wie das Recht so manches Mal kräftig gebeugt wurde, natürlich immer nur im Dienst der karnevalistischen Sache. Immerhin bekamen nicht wenige Angeklagte einen "Treuebonus", da sie sich zum wiederholten Mal freiwillig stellten.

Auch Andrea Milz profitierte hiervon, auch wenn sie ihre Strafe nur wiederwillig zu zahlen schien: "Da ich heute noch gebraucht werde, zahle ich, aber nur deswegen", sagte sie augenzwinkernd. Schließlich wurde sie zusammen mit Wirtz am Nachmittag noch in Bockeroth erwartet, um wieder eine kesse Sohle aufs Parkett zu legen.

Beim Bürgermeister kam auch der Richter immer wieder ins Staunen, was der Staatsanwältin so alles an Anklagepunkten eingefallen war, auch wenn der Angeklagte die Vorwürfe - etwa die Tatsache, dass er ins benachbarte Oberkassel aufs Gymnasium gegangen sei - Punkt für Punkt zurückwies.

"Das städtische Gymnasium in Königswinter war damals noch ein reines Mädchengymnasium", brachte er zu seiner Verteidigung vor. Für allgemeine Heiterkeit sorgte Wirtz, als er die Abkürzung "KG" für Küzengarde, die auf der Kopfbedeckung des Richters prangte, kurzerhand mit "kleiner Gerngroß" übersetzte, was sich naturgemäß nicht gerade strafmildernd auswirkte. Franz-Josef Staffel, ein anderer Angeklagter, legte diesbezüglich sogar noch nach und titulierte die "KG" kurzerhand als "Kriminelle Genossenschaft".

Auch dies konnte natürlich nicht ungestraft bleiben, auch wenn Richter Klaus Weber einräumen musste: "Gegen diesen Mann kommen wir nicht an. Wer soviel Humor hat, muss straffrei davonkommen." Nur die Gerichtsgebühren, die musste der Angeklagte entrichten.