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Prinzenproklamation und Prunksitzung in Siegburg​

Prinzenproklamation und Prunksitzung in Siegburg : Konfettiregen, Charleston-Kostüme und die wilden 20er

Prinz Phil I. und seine Siegburgia Sandra I. übernehmen in der Kreisstadt die Narrenherrschaft.

Noch bevor Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann zur Tat schreiten konnte, um am Samstagabend während der Prunksitzung des Siegburger Karnevalskomitees im ausverkauften Rhein-Sieg-Forum vor 950 Jecken das neue Prinzenpaar Phil I. (Hönscheid) und seine Siegburgia Sandra I. (Klein) zu proklamieren, entwickelte sich bereits der Einmarsch der neuen Tollitäten zur Jubelparade. Und die risse es die Jecken geradezu von den Sitzen.

Im pinken Konfettiregen stehend und begleitet von einem großem Gefolge, das ob der prachtvollen Kostümierung einen Hauch der wilden 20er Jahre und des Charleston durch den Saal wehen ließ, ließen sich die neuen Siegburger Narrenherrscher tüchtig feiern. Besonders das Charleston-Gefolge, bei dem die Männer stilecht mit Schiebermützen und dreiteiligen Anzügen und die Damen mit prachtvollen Kleidern und pinken Federboas den Saal betraten, waren eine Augenweide.

„Ich dachte schon, das werden noch mehr“, flachste Jörg Sola Schröder, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees, als er die große Zahl der Begleiter beobachtete. Zwar konnten sich die kostümierten Gäste während der Sitzung an Auftritten von der Stadtgarde Colonia Ahoi, den Domstürmern, Paveier und Jürgen Beckers als „Ne Hausmann“ erfreuen. Der Höhepunkt war aber eindeutig die Prinzenproklamation.

Pink ist sowas wie die Staatsfarben des Prinzenpaares, und so überraschte es auch nicht, dass sogar Stefan Rosemann eine pinke Weste samt passender pinker Krawatte trug, als der Prinz vor ihm kniete und sich feierlich proklamieren ließ. „Wir wollen mit euch eine tolle Session feiern“, sagte Rosemann mit Blick auf das mittlerweile 81. Siegburger Prinzenpaar, das die Jecken unter dem Motto „Dat Glas in d`r Hand un Sieburch em Hätz. Mit uns jitt et mieh als nur Jeschwätz“ erfreuen will. „Loss mer zosamme fiere“, rief Prinz Phil I., der bereits im zarten Alter von zwei Jahren im Stallberger Zoch mitgegangen ist und vor genau 20 Jahren Wolsdorfer Kinderprinz war. „Seit meiner Kindheit ist es schon immer mein größter Wunsch gewesen, einmal Prinz in unserer Siegburger Heimatstadt sein zu dürfen“, sagte er.

Dieser Wunsch ist für den 31-jährigen Prinz Phil I., der als gelernter Fachmann für Systemgastronomie mehrere Gaststätten betreibt und Mitglied der Siegburger Ehrengarde und der Funken Blau-Weiß ist, nun in Erfüllung gegangen. Aber nicht nur für ihn, denn schließlich galt es für den ledigen Narrenherrscher, auch eine schmucke Siegburgia an seiner Seite zu finden. Die spürte Prinz Phil I. schließlich im Freundeskreis auf. Auch die 36-jährige Siegburgerin Sandra Klein, ebenfalls Mitglied der Siegburger Ehrengarde, hegte bereits als Kind den Wunsch, einmal Siegburgia sein zu dürfen. Die Grafikdesignerin, die an der Kaiserstraße eine Druckerei und Agentur betreibt, ist mit dem Single-Prinzen befreundet. Ihr eigentlicher Partner ist Mitglied des Gefolges und arbeitet zudem in Hönscheids Gastro-Betrieben, mit denen mittlerweile auch die Siegburgia geschäftlich verbunden ist.

Das Karnevalsgen trägt das Prinzenpaar definitiv in sich. Spätestens, als die beiden samt Gefolge ihre tänzerischen Fähigkeiten auf dem Parkett unter Beweis stellten, sprang der Funke auf die Narrenschar über. Dabei haben die beiden aber auch soziale Anliegen. Sie wollen ein Prinzenpaar zum Anfassen sein. Ihre Regentschaft steht laut Prinz Phil I. für Vielfalt, Spaß an der Freud und Toleranz. „Der Karneval soll für alle zugänglich sein“, so der Prinz. Dazu gehört auch der kostenfreie Zugang zum Marktplatz an Weiberfastnacht, den sie in ihren elf Geboten fordern, aber auch eine kostenlose Sitzung für Menschen, die sich den Karneval finanziell nicht leisten können.

Überhaupt wollen sie die Brauchtumspflege und den Fastelovend wieder attraktiver machen. Pink ist während ihrer Regentschaft natürlich die Erkennungsfarbe. Ob allerdings, wie von ihnen gefordert, die Abtei während des Karnevals in dieser Farbe illuminiert wird, bleibt abzuwarten.