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"Trink Dir nicht die Rübe weg!"

"Trink Dir nicht die Rübe weg!"

Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis appellieren an Vernunft der Jugend und an Vorbildfunktion der Eltern - Kontrollen bei Partys auf Marktplätzen und in Geschäften

Rhein-Sieg-Kreis. Elf Minuten nach dem elften Glockenschlag beginnt am Donnerstag der Endspurt der Karnevalssession. Die Marktplätze avancieren wieder zur riesigen Freiluftdisko - und die Sorge um den Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen wächst.

Präsent sind die Bilder von jungen "Schnapsleichen" aus den vergangenen Jahren. Dem wollen die Kommunen entgegenwirken. Sie appelieren an die Vernunft der jungen Jecken und erinnern Gaststätten wie Geschäfte an den Jugendschutz. Siegburg, Sankt Augustin und Hennef bieten zudem Open-Air-Partys auf ihren Markplätzen an.

Eines wird am Donnerstag wohl von Anfang an anders sein als sonst an Weiberfastnacht: Um 11.11 Uhr müssen die jungen Leute in der Schule sitzen. Das verlangt eine Verfügung der Bezirksregierung Köln.

Regierungspräsident Hans Peter Lindlar hat erlassen, dass weiterführende Schulen ihre Schüler erst um 12.30 Uhr auf die Straße schicken dürfen. "Der Erlass bringt überhaupt nichts", findet Elisa Fenkl, Sprecherin der Grünen Jugend Rhein-Sieg. Im Zweifelsfall würden die schwarzen Schafe unter den jungen Jecken am Mittagessen sparen, etwas später anfangen und dafür schneller trinken.

"Trink Dir nicht die Rübe weg!", appellieren Stadt, Stadtmarketing und die Werbegemeinschaft in Hennef an die Jugendlichen. Auf Flyern und Plakaten bitten sie junge Karnevalisten, auf sich und andere zu achten. Auch Einzelhändler und Eltern sollen aufpassen. "Wer will schon gerne im Krankenhaus aufwachen statt mit anderen zu feiern?"

Laut Jugendschutzgesetz dürfen Jugendliche unter 16 Jahren keinen Alkohol und bis 18 Jahren nur Bier, Sekt und Wein trinken. Jugendamt und Ordnungsamt kontrollieren verstärkt Geschäfte, Gaststätten und öffentliche Plätze. Partystimmung herrscht ab 12.30 Uhr auf dem Hennefer Markt. Bis 17 Uhr laden Jugend- und Ordnungsamt, Polizei und Baubetriebshof die junge Narrenschaft ein.

Die Stadt Siegburg rechnet am Donnerstag mit einem vollen Markt - und reagiert. "Das Ordnungsamt ist mit allen Mitarbeitern unterwegs", sagt Stadtsprecher Wolfgang Hohn. Neben privaten Sicherheitsdiensten ist die Polizei samt Bereitschaftskräften präsent. Die Bundespolizei kontrolliert den ICE-Bahnhof, das Rote Kreuz ist mit rund 100 Kräften im Einsatz. "Mehr Feiern, mehr Karneval - aber weniger Absturz nach Alkoholkonsum."

Unter dieses Motto hat das Jugendamt die Open-Air-Party gestellt. DJ Jens spielt Stimmungsmusik statt hartem Techno, und an den Buden gilt striktes Alkoholverbot. "Wir verteilen wieder 2 000 Brötchen und kostenlos Mineralwasser", sagt Hohn. Das übernehmen Schüler des Schulzentrums Neuenhof. Auch die Karnevalsvereine helfen mit: die Funken Blau-Weiß, der Tanzsportclub Blau-Rot, die Husaren Grün-Weiß und die Ehrengarde treten auf.

Sicherer soll auch die Party vor dem Augustiner Rathaus werden. Stadtjugendring, die Schülervertretungen der beiden Gymnasien, Stadt sowie Polizei laden ab 12.30 Uhr zur Feier unter freiem Himmel. Schnaps und Glas sind verboten, um Schnittverletzungen zu verhindern. Neu ist, dass Jugendliche nur original verschlossene PET-Flaschen mitbringen dürfen - um zu verhindern, dass darin stark alkoholhaltige Getränke gemischt werden. Ein Sicherheitsdienst kontrolliert die Taschen an drei Eingängen.

Auf dem Gelände kosten Getränke im 0,3 Liter-Plastik-Pfandbecher einen Euro. Für Jugendliche ab 16 Jahren gibt es frisch gezapftes Bier. Die Kreissparkasse sowie CDU, SPD und Grüne haben die Party gefördert. Die beiden Gymnasien haben gesammelt. Die Kommunen bitten die Eltern, ihrem Nachwuchs in Bezug auf Alkohol ein gutes Beispiel zu geben und an den tollen Tagen für sie erreichbar zu sein. Vor allem aber sollten Eltern über das eigene Feiern nicht ihre Kinder vergessen.