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"Wir hätten gern auf der Bohrinsel gespielt"

"Wir hätten gern auf der Bohrinsel gespielt"

Der Kappesbuure-Express (KBE) aus Witterschlick hospitiert beim Klub Kölner Karnevalisten

Alfter-Witterschlick. "Wir sind alle ein bisschen verrückt," betont Jürgen Dahmen, Keyboarder der Mundartgruppe KBE, und ergänzte sofort, "nein, streichen Sie das Wort bisschen". Ohne Zweifel, lustig und chaotisch geht es zu, im KBE-Proberaum in Witterschlick, wo sich die Band ein Mal die Woche trifft.

"Früher wurde in der Halle Ton gebrannt," so Gitarrist Jochem Schneider, "heute brennen wir hier unsere CDs - mit Ton!" 1999 ging es los, damals noch als "Die Bönnsche", die Mitglieder kommen aus Alfter und Bonn.

Die Umbenennung kam 2006. Ein heißer Tipp, angeregt von Mitgliedern des Literarischen Komitees des Kölner Festausschusses. Mit dem Namen "Bönnsche" sei in Köln kein Blumentopf beim Karneval zu gewinnen. Nach einigem hin und her einigte man sich auf KBE - in Anlehnung an die legendäre Köln-Bonner Eisenbahn. Wobei das Kürzel in diesem Fall für "Kappesbuure-Express" steht.

2007 kam die große Durststrecke. Sänger Frank Brack verließ die Band, die Suche nach einem neuen Shouter verlief zäh. Gesucht wurde per Inserat in einer Boulevardzeitung, worauf sich 30 Kandidaten sich zum DSDS("Dumme suchen dummen Sänger")-Casting meldeten.

Das Hauptproblem: niemand konnte in Mundart singen. Erst 2008 wurde in Winni Lombardo, der zuvor bei Schäng und den Paraplüs engagiert war, der passende Nachfolger gefunden. Mit ihm kam Sandor Oellig, Ex-Schlagzeuger bei den Paraplüs. "Das passte halt", so Winni Lombardo, "die Mischung, die KBE spielen, die vielen Musikstile, die über die klassische Karnevalsmusik hinaus ging, das war optimal."

KBE verstehen ihre Musik als Mundart-Rock/Pop mit Niveau, die zu allen fünf Jahreszeiten das Publikum vor die Bühne locken soll. Ihr Vorbild: die legendären "Schürzenjäger". Dennoch ist die große Leidenschaft der Karneval. Die Musiker bewarben sich beim Klub Kölner Karnevalisten (KKK), durften vorspielen, und wurden im September letzten Jahres als Hospitanten aufgenommen.

Durch die damit verbundenen Vorstellabende vor ausgewähltem Publikum folgen oft viele Auftritte. Nicht jeder wird ins KKK aufgenommen, die Anforderungen sind hoch. Wer hier Mitglied wird, so die Musiker, ist karnevalistisch gesehen geadelt. Mit einer ganz besonderen Aktion schaffte es das Sextett in der vergangenen Session auch ins RTL-Fernsehen.

Ihre Idee: den Karneval zu Menschen zu bringen, die nicht die Möglichkeit haben, selber zum Karneval zu gehen. Und so spielten KBE live in der Bonner Kinderklinik und in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf. "Gerne hätten wir auch auf einer Bohrinsel gespielt," scherzt Winni Lombardo. Vielleicht im nächsten Jahr.

Eine neue Idee gibt es bereits: "Wir möchten gerne einmal einen Kinderchor auf die Bühne bringen", so Lombardo, "und Schulen ansprechen, um Kindern die Möglichkeit geben mit uns auf Platt zu singen." Damit ließe sich sowohl die Musikalität der Knirpse als auch das Bewusstsein für Mundart fördern. Von ihrer Musik leben können die Musiker, die im bürgerlichen Leben als Rettungsassistent, Polizist, LKW-Fahrer oder Facility Manager arbeiten, nicht.