200 Jahre Beueler Weiberfastnacht: Närrischer Tauchgang bis Aschermittwoch

200 Jahre Beueler Weiberfastnacht : Närrischer Tauchgang bis Aschermittwoch

„Noch net, ävve dann": An diesem Freitag wird Sabrina Michel im Brückenforum zur Wäscherprinzessin proklamiert.

Sabrina Michel taucht gerne, am liebsten im Sommer in Ägypten. Unter Wasser ist die Welt dort sehr bunt und vielseitig – ganz wie der Beueler Karneval. Deshalb nimmt die 22-Jährige, wenn sie am Freitag, 17. November, zur Wäscherprinzessin proklamiert wird, ihre Taucherbrille auch quasi mit in die jecke Zeit, nämlich als Motiv auf ihrem Sessionsanstecker.

200 Jahre Beueler Weiberfastnacht: Närrischer Tauchgang bis Aschermittwoch
Foto: Stefan Knopp

Ihre Regentschaft wird wahrscheinlich ihr spektakulärster Tauchgang. Was sie in den kommenden Monaten erwartet, das weiß sie weitgehend schon, denn sie war 2020 als Wäscherin mit Romina I. unterwegs. Und doch wird alles ganz anders, davon ist in der Jubiläumssession „200 Jahre Beueler Weiberfastnacht“ auszugehen. Zumal die fünfte Jahreszeit in dieser Session so kurz ist, dass sogar ihre Proklamation erstmals in den November gelegt wurde, damit sie all ihre Termine schaffen kann.

 Taucht in die Jubiläumssession ein: Wäscherprinzessin Sabrina I. (Michel).
Taucht in die Jubiläumssession ein: Wäscherprinzessin Sabrina I. (Michel). Foto: Stefan Knopp

Da kann es schon mal zu Terminkollisionen kommen. Zum Beispiel nimmt Guido Déus normalerweise Wäscherprinzessin und Liküra-Prinzessin einmal in der Session mit zu einer Kölner Sitzung. In diesem Jahr wäre das an dem Abend gewesen, an dem das Damenkomitee Honigsmöhne, dessen Präsidentin Sabrinas Mutter Karin Michel ist, seine Sitzung abhält. Zum Glück hat es sich anders ergeben und sie kann dort auftreten.

Reden vor Publikum will gelernt sein

„Ich bin schon etwas nervös“, sagt sie. Latent ist sie das, seit sie ihre Rede verfasst hat. „Das war der erste Berührungspunkt mit der Nervosität.“ Aber es ist alles gut vorbereitet. Das maßgeschneiderte Ornat, das sie länger wird tragen dürfen als jede andere Wäscherprinzessin vor ihr, hängt schon im Schrank. Nicht mehr lange, dann darf Sabrina es anziehen. Da ist natürlich viel reglementiert, nur in kleinen Details darf sie mitentscheiden. „Ich konnte mir die Spachtelspitze selber aussuchen.“ Aber auch nur die Form, die Farbe muss Weiß sein.“

Ihre Antrittsrede kann sie auswendig. Obermöhn Ina Harder, erzählt Sabrina, hat die Rede ein wenig ins Reine korrigiert – und dann mit ihr das Reden geübt: „Langsam reden, gewisse Wörter anders betonen.“ Mal schauen, an wie viel sie sich erinnert, wenn es ernst wird, da ist sie selbst gespannt.

So viele Auftritte hatte sie bisher nicht, um das Reden vor Publikum zu üben. Da waren die Bekanntgabe ihrer Regentschaft im April und ihre Vorstellung beim Fest der Vereine auf der Beueler Rheinpromenade. „Da habe ich die Menschen gesehen, ich war aufgeregt und habe einige Sachen vergessen“, erzählt Sabrina. Viel besser lief es auf dem BonnFest beim Interview mit dem Bonner Ex-Prinzen Thomas Zimmermann. „Da konnte ich frei reden, das hat mir mehr Sicherheit gegeben.“

1200 Autogrammkarten signiert

In den vergangenen Tagen musste Sabrina noch Autogrammkarten unterschreiben – „ein paar“, sagte sie, ein Understatement, denn es waren rund 1200. Dann musste sie noch ihren Anstecker bei Ordensmacher Ingo Bley abholen. Das ist jetzt alles erledigt. Und so hat Sabrina jetzt noch ein wenig Zeit, mit ihrem Freund noch ein paar Serien zu schauen. Oder das 1000-Teile-Puzzle zu vollenden, das auf ihrem Wohnzimmertisch im Mehr-Generationen-Haus der Familie Michel in Holzlar liegt. Ob Sabrina das vor der Proklamation schaffen wird, das weiß sie nicht.

Sie bewohnt das obere Stockwerk des Hauses, in dem sie groß geworden ist. Unter ihr wohnen ihre Eltern Karin und Norbert Michel, im Erdgeschoss ihre Großmutter, die sich sehr für ihre Enkelin freut. „Sie fiebert meiner Amtszeit schon entgegen.“ Viele Karnevalstermine wird sie mit ihren fast 90 Jahren nicht mitmachen können. Aber zur Proklamation will die Oma auf jeden Fall kommen. Sabrinas Freund muss bis Aschermittwoch wohl ein wenig zurückstecken. „Er ist kein Karnevalist“, sagt sie. Aber er gehe ihr zuliebe zu dem einen oder anderen Auftritt mit, wenn er Zeit hat.

Natürlich sind die großen Auftritte, die Proklamation, Weiberfastnacht, die spektakulären Momente ihrer Regentschaft. Genauso freut sie sich aber auf die kleinen Termine in Kindergärten und den Bonner Werkstätten. „Kinder feiern anders als Erwachsene“, sagt Sabrina. „Und in den Behindertenwerkstätten erfährt man einen ganz anderen Dank“, erinnert sie sich an die Zeit mit Romina I.

Toleranter Arbeitgeber

Ein solches Auftrittsprogramm erfordert einen Arbeitgeber, der mitzieht. Einen solchen hat Sabrina gefunden. Nachdem sie ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau auf der Drachenburg im Sommer abgeschlossen hat, hat sie eine Stelle an der FOM-Hochschule am Bonner Bogen angetreten. Sie kümmert sich dort um die alltäglichen Veranstaltungen vom Workshop bis zur Tagung. Das liege ihr mehr als Großveranstaltungen zu organisieren, sagt sie. Beworben hatte sie sich auf mehrere Ausschreibungen, und immer hatte sie mit erwähnt, dass sie in dieser Session als Wäscherprinzessin sehr stark eingebunden sein werde. Manche hätten durchblicken lassen, dass sie Sabrina nicht so unterstützen könnten, wie es nötig wäre. „Mein jetziger Arbeitgeber fasst das gut auf.“ So kann sie als Sabrina I. ganz unbeschwert ins närrische Treiben eintauchen.