1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

Von Ferne schön wie Johnny Depp

Von Ferne schön wie Johnny Depp

Neun Männerballette treten bei Stadtmeisterschaften der KG Kleffbotze in Friesdorf an

Friesdorf. Der Zugereiste mag das, was am Sonntagnachmittag in der brechend vollen Servatiushalle ablief, als exotisch empfinden. "Das ist rheinischer Karneval. Eben echt lustig", meint im Publikum Jessica Modigell und lacht. Das Mädel muss es wissen.

Tanzt sie doch selbst bei der veranstaltenden KG Kleffbotze im Damenteam. Na ja, bei Männern sei halt mehr Kraft und Akrobatik dabei, urteilt die Fachfrau, während auf der Bühne bei dieser 15. Stadtmeisterschaft für Männerballette erstmals die "No Maam"s aus Reifferscheid angetreten sind. "Die jüngste Gruppe seit Jahren", freut sich Organisator Helmuth Meissner.

Im feschen Piratendress haben die zehn Jungs im Alter von 16 bis 21 Jahren bei donnernden "Fluch der Karibik"-Klängen das Podium gestürmt. Von Weitem wirken alle fast so schön wie Johnny Depp. In einer betont sportlichen Choreographie wirbeln sie herum, kritisch beäugt von der Konkurrenz. Die Leichtgewichte unter den Jungs fliegen durch die Lüfte.

Purzelbäume krachen aufs Parkett. Darüber wehen die Piratenfahnen. "Ein tolle Leistung", loben die Moderatoren Ralf Block und Detlef Blank. Dass es am Ende für die Youngster nur zum Sonderpreis für karnevalistische Einlagen reicht, werden einige weibliche Fans sicher bedauert haben.

Aber auch die Jury ist bis auf einen "Quotenmann", so die Einschätzung von Annette Schwolen-Flümann, mit Frauen besetzt. Die Bezirksbürgermeisterin als Schirmherrin hatte die Veranstaltung zu Beginn übrigens als Vorboten für die Bonner Lokalpolitik gelobt. "Wenn die Primaballerina aufhört, kommen nämlich zur Kommunalwahl auch die Männerballette zum Zuge."

Solche Schönheiten wie "Bodo und die Ballermänner" aus Röttgen, die jetzt Küsschen verteilend in die Halle einmarschieren, dürften auf politischer Bühne aber kaum dabei sein. Allesamt sind die 43- bis 61-Jährigen als Tanzmariechen rausgeputzt.

Unter der Blondperücke sind Bartstoppeln, Schnäuzer und kantige Züge zu entdecken. Mehr oder weniger stramme Waden werden in die Luft geworfen. Trainerin Michaela Bartz hat mit den Herren selbst schwierige Hebefiguren eingeübt, die nun unter den Anfeuerungsrufen im Saal fast immer gelingen.

"Wenn man bedenkt, dass noch vor gut 100 Jahren die Mariechen Männer sein mussten, hat unser Wettbewerb auch was mit der Geschichte des Karnevals zu tun", fachsimpelt Organisator Meissner am Rande.

Ja, auch er habe über Jahre in der Friesdorfer Truppe "Die Papas" mitgetanzt, erzählt er auf Nachfrage. Nein, überwinden müsse sich ein echter Karnevalist da nicht. Na ja, mutig müsse ein Mann in Frauenkleidern aber schon sein, bekennt der Experte dann.

Derweil werden in der Jury fieberhaft die Punkte zusammengezählt. Denn das Godesberger Prinzenpaar ist eingetroffen und will an die neun Mannschaften neun Pokale verteilen. Unschlagbar sind wie in den vergangenen fünf Jahren wieder die "Tanzbienen" aus Neunkirchen.

Den zweiten Platz fahren, ebenfalls zum wiederholten Mal die "Blue Lagunas" aus Mayen ein. Dritte werden, den Lachsalven des Publikums ist es sicher auch zu verdanken, die erwähnten Grazien mit dem schönen Namen "Bodo und die Ballermänner".