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Florian I. und Godesia Julia​: In Bella Italia genießen, in Godesberg regieren​

Florian I. und Godesia Julia in Bad Godesberg : In Bella Italia genießen, in Godesberg regieren

Auch für Prinz Florian I. (Bülles) und Godesia Julia (Wickert-Kandaz) rückt der Höhepunkt der Session immer näher. Dem GA verraten sie, warum sie jeck sind und was ihnen sonst noch alles Spaß macht.

Sie sind in der Welt zu Hause, regieren aber in Bad Godesberg: Florian Bülles und Julia Wickert-Kandaz stehen noch bis Aschermittwoch an der Spitze der Jecken. Was sie dort erleben, und warum sie so gern reisen (sogar müssen), erzählen sie dem GA.

Dass Florian I. genau 44 Jahre alt ist, passt zum Fastelovend. „Ist ja eine Schnapszahl“, sagt der waschechte Bad Godesberger. „Ich habe in fast jedem Viertel gelebt.“ Mit der Familie wohnt der gelernte Jurist nun in Plittersdorf. Seit 15 Jahren arbeitet Bülles in der IT-Branche, und zwar bei der Firma Orbit. Fällt da der Griffel, schlägt sein Herz für den 1. FC Köln, „da wird man leidensfähig“, sagt er. Seit 35 Jahren hat er eine Dauerkarte „mit meinem geliebten Vater. Der hat mich auch zum Fußball gebracht.“ So fahren die beiden alle zwei Wochen zu den Heimspielen. Damit es mit dem Verein wieder aufwärts geht, empfiehlt der Godesberger „einen großen Umbruch“.

Bei Bella Italia leuchten seine Augen, noch mehr beim Lieblingsgericht Tagliatelle al Salmone. Die Bandnudeln verbinden ihn auch mit seiner Godesia, die aber am liebsten Trüffel darüberhobelt.

Mettbrötchen statt Pasta

In diesen Tagen werden den beiden wohl eher Mettbrötchen und Frikadellen gereicht. Karneval war für Bülles bisher ein Hobby. „Ich habe immer gesagt, ich will nicht auf Knopfdruck lustig sein, sondern feiern, wenn es mir Spaß macht.“ So ist er auch in keinem Verein organisiert.

Seine Prinzenkarriere begann streng genommen schon 2014 unter Prinz Ayhan I., den er über eine Fangruppe unterstützt hatte. Für diese Session hatte Ayhan Iskenderoglu ihn dann angerufen und vorgeschlagen: „Ich bin dein Manager, und du wirst Prinz.“ So ist Bülles wie Phoenix aus der Asche ins Ornat gerutscht und traf dabei auch Julia wieder. Sie kennt er nämlich schon seit 1997, hatte sie aber über 25 Jahre aus den Augen verloren.

Julia ist gebürtige Römerin, aufgewachsen in New York und Washington – denn sie stammt aus einer Diplomatenfamilie. 1991 landete sie mit ihren drei Schwestern und den Eltern an der Kronprinzenstraße, besuchte das Beethoven-Gymnasium. Es folgt ein Studium in Köln (Europarecht, Geschichte, Romanistik und Psychologie). Seit 2000 arbeitet die heute 42-Jährige bei der Lufthansa, zunächst als klassische Flugbegleiterin, „nach dem Examen bei der Personalführung“, wie sie sagt. „Derzeit bin ich aber auch wieder in der Luft, als Purser.“ Damit ist sie ranghöchste Flugbegleiterin mit Leitungsfunktion an Bord. Mal am Boden, unterrichtet Wickert-Kandaz als Privatdozentin an Universitäten und bietet psychologische Beratung mit ihrer Firma WThinking an. Nach elf Jahren in Köln lebt die Familie nun im Villenviertel.

Rudern und Reisen

Die Godesia liebt das Rudern in Köln und das Reisen – am liebsten in die Toskana. Die Lust daran kann ihr das stete Umherjetten im Flieger keiner nehmen. Die Tollität ist Mitglied bei der großen Kölner Karnevalsgesellschaft und Senatorin bei den Bergfunken Bad Godesberg.

Wer in der früheren Badestadt an Karneval regieren will, muss einiges organisieren und schauen, wie es auch beruflich hinkommt. Ach ja, und da wäre noch das Geld: „Da haben uns vor allen Dingen Freunde und Förderer unterstützt“, sagen die beiden.

Der Session wollten sie von Anfang ihren eigenen Stempel aufdrücken: „Wir haben eine Strategie aufgesetzt, um den ganzen Sinn zu verleihen“, sagt Wickert-Kandaz. Zum Ersten gehe es ihnen um den karnevalistischen Zusammenhalt über die Vereine und Stadtgrenzen hinaus. „Über die Wochen haben wir erfahren, dass alles viel komplexer ist, als wir es eingeschätzt haben“, geben sie zu. Doch sie hätten den Weg geebnet. Eine Erfahrung: Zwischen den Tollitäten der Stadt gebe es keine Berührungsängste.

Zum Zweiten geht es dem Prinzenpaar um Wertevermittlung, Brauchtum und Tradition mit aktuellen Themen zu verknüpfen. Stichworte sind für Prinz und Godesia etwa Kindeswohl, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Zukunftsförderung. „Wir haben uns beispielsweise bei den Kindertanzgruppen als Vertrauenspartner vorgestellt“, sagen beide.

Einsatz für das Bunte Herz

Dritter Punkt der Strategie ist das soziale Engagement, für die Menschen da zu sein, die beispielsweise im Krankenhaus liegen, oder alle anderen, die am Karneval nicht teilnehmen können. So sind beide Botschafter bei der Stiftung Buntes Herz von Silvia Stelgens und Helmut Graf. Die kümmert sich um Familien mit chronisch oder schwersterkrankten Kindern sowie Familien, die von der Flutkatastrophe an Ahr, Swist und Erft betroffen sind. Florian I. und Julia hatten sich vorgenommen, die Kosten ihrer Regentschaft an Spendengeldern fürs Bunte Herz zu übertreffen. „Das ist uns gelungen“, sagen sie.

Zwei Strohpuppen (Nubbel) werden demnächst noch mit Büchsen vor dem Waldkrankenhaus und vor einer kieferorthopädischen Praxis sitzen, um weiter für den guten Zweck zu sammeln. Und wer weiß: Vielleicht kommen die beiden Figuren bei der nächsten Plittersdorfer Kirmes dann mit dem Leben davon.

Den Godesberger Jecken bescheinigen beide, dass sie sehr herzlich und rührend sind. Bülles: „Wir sind nicht angetreten, neue Freunde zu finden oder ein neues Netzwerk zu gründen. Viel mehr geht es um die vielen tollen Begegnungen in allen Altersklassen.“ Wer die beiden noch etwas persönlicher kennenlernen möchte, wird sie in den nächsten Tagen in so mancher Kneipe antreffen, darunter natürlich auch in ihrer Hofburg Rien ne va plus.

Höhepunkt ist nun der Rathaussturm und Zug an Karnevalssonntag. Da wollen beide Vollgas geben unter dem Motto „Sunnesching em Hätze und vell Kamelle“. Passt eigentlich ganz gut zum Godesberger Motto „Jodesberger die sin jeck und han et Hätz om räächte Fleck“.