1. Narren-News
  2. Bonn

Schön geschmückt in den siebten Narrenhimmel

Schön geschmückt in den siebten Narrenhimmel

Die Ordenskür in Bonn hat längst nichts mehr nur etwas mit einer Persiflage auf die Obrigkeit zu tun - Heute bummeln die mehr oder weniger ausgezeichneten Narren häufig über den Jahrmarkt der Eitelkeiten

Bonn. Karnevalsorden glänzen, funkeln und klimpern. Vor allem dann, wenn man ganz viele um den Hals trägt. Ein kräftiger Nacken ist da von Vorteil. Eine Session ohne solche Auszeichnungen - unvorstellbar.

1823: Der wilde Straßenkarneval kam in organisierte Bahnen. Die Hochburg befand sich damals in Venedig. Und so kam aus dem Narrenreich Prinzessin Venetia, die den Held Karneval von Köln - den Vorläufer des Prinzen - besuchte und ihm auf dem Neumarkt einen Orden mitbrachte.

<

p class="text">Fotostrecke##ULIST##

Bilder zu Karnevalsorden

Als Dank erhielt sie ebenfalls einen, wie Max-Leo Schwering in seinem Buch "Kölner Karnevalsorden 1823 - 1914" schreibt. Die Kölner machten eigentlich nichts anderes, als sich gegen die preußische Obrigkeit aufzulehnen.

So stellten damals die Orden eine Persiflage auf Militär und Adel dar, wie der Bonner Festausschusspräsident Horst Bachmann erzählt. Und auch "die Prinzenpaare sind den adeligen Herrschern nachempfunden". Die zogen nämlich zwischen Mittelalter und Neuzeit oft mit wehenden Fahnen in die Städte ein "und warfen das Geld unter die Leute", erklärt Bachmann.

Nun gut, Karnevalisten haben's halt nicht so dicke. Die werfen stattdessen bei den Umzügen mit Kamelle. Den Kindern ist das sowieso lieber. Mit der Zeit kam oftmals der Spott abhanden. Orden greifen heute Themen der Politik, der Stadt oder einfach ein Motto auf.

So wie der neue Sessionsorden, bei dem "Bonn am Rhing nur Sonnesching" aufgegriffen wird. Bachmann hält noch dicht, wie er aussehen wird. Nur so viel: "Der Orden wird strahlen." So müssen sich also alle bis Anfang Januar gedulden, bis Prinz Andreas II. ihn persönlich vorstellt.

Er ist nämlich nicht nur Bonns neues Narrenoberhaupt, sondern zudem auch Ordensmeister im Festausschuss. Hat das gute Stück also selbst entworfen. 1 500 Exemplare wird es davon geben. "Heute versteht sich der Karnevalsorden schon lange nicht mehr nur als Persiflage", sagt Bachmann.

Prägefirmen freuen sich über Großaufträge. Die bekommen sie vor allem auch deshalb, weil es im Karneval ganz schön menschelt. Einen Orden zu bekommen oder ihm hinterherzujagen hat auch etwas mit Eitelkeit und Geltungsbedürfnis zu tun. "Man geht halt schön geschmückt in den Fastelovend", sagt Bachmann.

Nicht jeder besitzt halt einen Prinzenorden. Wer das besondere Stück besitzt, zeigt es oft mit stolz geschwellter Brust. Und wer dann mit dem Händedruck des Prinzen und dem Bützchen der Bonna deren persönlichen Orden verliehen bekommt, schwebt förmlich im siebten Narrenhimmel.

"Der Orden ist die höchste Auszeichnung, die man im Karneval erreichen kann", sagt Horst Arnold, Vorsitzender der Wiessen Müüs - eine der großen Bonner Gesellschaften. Alle Aktiven, die während der Session mit anpacken, die Ehrengäste, Ehrenmitglieder und Künstler auf der Bühne bekommen den blitzenden Strahlenkranz mit dem lustigen Mäuschen in der Mitte.

Alle anderen müssen spenden, um solch ein Schmuckstück zu ergattern. Mit rund 50 Euro ist man bei den meisten Vereinen dabei, um ein Ordensträger zu werden. Militärischer geht es normalerweise bei den Corpsgesellschaften zu - mit Sternen und Kreuzen, an denen Strasssteine funkeln.

Doch ausgerechnet in diesem Jahr haben sich Ehrengarde und Stadtsoldaten auf Themenorden spezialisiert. Letztere feiern den 70. Geburtstag ihres Landsturms, der für die Bedürftigen der Stadt sammelt.

Das mit den Orden nehmen einige ganz schön ernst, meint Kommandant Herbert Raab. "Viele sammeln die auch wie jeck." Das ging sogar schon so weit, dass sich einige Kameraden bei Ebay ins Gehege kamen und gegenseitig auf Orden geboten hatten.

Die Stadtsoldaten ließen 1 200 Herren- und 600 Damenorden prägen. Ähnliche Stückzahlen hat auch die Ehrengarde, die die Baustelle auf der Kennedybrücke aufs Korn nimmt - da greift das Bröckemännche zum Rettungsring. Früher wurden militärische Orden verliehen.

"Nichts anderes machen wir auch, nur ein bisschen bunter", sagt Kommandant Walter Hirschmann, dessen Garde nächstes Jahr 75 Jahre alt wird. "Die Leute sollen stolz auf ihre Orden sein." Und wenn's jecke Leben dann einmal zu Ende geht...? Hirschmann: "Ich sage immer, die Karnevalisten werden verschrottet."