1. Narren-News
  2. Bonn

Karneval in Bonn: So erlebt das Bonner Prinzenpaar die Session in Corona-Zeiten

Karneval in Bonn : So erlebt das Bonner Prinzenpaar die Session in Corona-Zeiten

Prinz Marco I. und Bonna Nadine I lassen in der Corona-Session nicht die Stadtsoldaten aufmarschieren. Stattdessen haben sie sich etwas anderes überlegt.

Die Bonner Oberbürgermeisterin ist in diesem Jahr glimpflich davongekommen. Der Festausschuss Bonner Karneval marschierte nicht mit den Stadtsoldaten und anderen Jecken vor dem Alten Rathaus auf, kein Sturm, nicht einmal ein Wortgefecht. Schade, aber gegen das Coronavirus hat das Karnevalsvirus eben das Nachsehen. Aber ganz ohne Aktion wollten die Bonner Jecken den Sonntag nicht verstreichen lassen. Deshalb organisierte der Festausschuss einen Rathaussturm durchs Hintertürchen – und zwar auf Facebook.

Im Lauf des Nachmittags trudelten die ersten Kommentare von Jecken ein, die das designierte Bonner Prinzenpaar Marco und Nadine wenigstens verbal ins Rathaus hieven wollten. Das fiel alles nicht sehr aggressiv aus, denn schon am Freitag hatten die beiden per Video um „Liebesbotschaften“ an Katja Dörner gebeten – immerhin war am Sonntag Valentinstag. Da war: „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei und schießen unsere OB aus dem Rathaus!“ eines Artilleristen der Bonner Stadtsoldaten schon die heftigste Kampfansage. Dagegen bettelte eine Jurastudentin: „Liebe Frau Dörner, lassen Sie uns rein, am Tag der Liebe darf man niemanden in der Kälte stehen lassen.“

Es ging viel um die Liebe: zu Bonn, „weil es alles einer Großstadt wie Köln hat – nur gemütlicher: Flair, Liebe, Rheinromantik, rheinisch-fröhliches Gemüt“;  und zu den Bonner Prinzenpaaren, „die in schweren Zeiten für ich da sind“. Mal wurde gegen die Beamten gestänkert – die „schlofe nur de janze Daach“ –, dann wieder der Zusammenhalt der Karnevalisten beschworen und festgestellt: „Der Fastelovend gibt so viel Menschen so viel“. 

Wie konnte die OB da widerstehen? Es hätte nicht der Kapitulations-Aufforderungen von Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst und der Stadtsoldaten per Videobotschaft bedurft, um Dörners Herz zu erweichen. „Ein pfiffiger Versuch, sich hier Eingang zu verschaffen“, konstatierte sie in einem Video aus ihrem Büro im Stadthaus. Sie kapitulierte vor der jecken Wortgewalt und vertraute den Tollitäten dann doch das Rathaus und die Stadt bis Aschermittwoch an.

Diese Karnevalszeit als „Generalprobe für nächstes Jahr“

Marco Wiese und Nadine Klein verfolgten die Kommentarflut im Haus des Karnevals und freuten sich über Dörners Angebot, hatten aber gar keine Zeit, es anzunehmen: ein Online-Interview für eine Unternehmensfeier, dann weiter zum Telekom-Dome für eine andere Veranstaltung, am heutigen Rosenmontag dann in aller Früh schon weitere Interviews mit Radio und Fernsehen und dann zwei Auftritte bei den Carnevalssitzungen auf dem Autokino-Gelände in Dottendorf. Und auch in den letzten zehn Tagen waren sie unterwegs, „jeden Tag acht Stunden“, sagte Wiese. Auch wenn sie in dieser Zeit nur zwei oder drei Termine absolvierten und nicht zehn oder mehr: „Es ist nicht so, dass wir gar nichts vom Karneval mitbekommen.“

Man hatte zumindest bei den Auto-Sitzungen, ihrem ersten richtigen Bühnenauftritt, die Möglichkeit, „ein bisschen Feeling“ zu bekommen für das, was sie hoffentlich in der kommenden Session erwartet. Klein sieht diese Karnevalszeit als „Generalprobe für nächstes Jahr“. Ihr Prinz ist zuversichtlich, dass es dann umso mehr rund geht. „Ich glaube, dass die Pandemie prägend bleiben wird“, meinte Wiese. „Aber die Leute haben Lust und wollen losgelassen werden.“ Sicher werde es da einige geben, die dem Karneval den Rücken kehren werden, meinte die Bonna, aber der Großteil der Jecken freue sich auf eine Rückkehr zur Normalität.

Das wird der eigentliche Karnevalsgenuss für beide sein, endlich mit richtigem und nicht nur mit „Zwischenornat“, und mit rauschenden Empfängen, Sitzungen und Umzügen. Aber auch in dieser Session haben die beiden schon schöne Erinnerungen gesammelt: Online-Meetings mit Kindergärten und Schulen, virtuelle Karnevalszüge, Besuche in Seniorenheimen. Wiese weiß: „Es ist wirklich ein Privileg heute, dass man unterwegs ist und etwas zu tun hat.“

Inzwischen wüssten die Karnevalisten in Bonn auch, dass das Prinzenpaar in spe auch in der Session 2021/22 die Jecken anführen wird, sagt Klein. „Irgendwann hat es aufgehört mit den tröstenden Worten.“ Statt des Federnrupfens erleben die beiden am Dienstag bei der letzten Carnevalssitzung (siehe Infokasten) ein Treffen mit Wäscherprinzessin, Liküra und dem Godesberger Prinzenpaar, die alle weitermachen. Es ist ein Zeichen: Der Traum ist nicht vorbei. „Wir machen nur Pause bis November“, sagte der Prinz.