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Wirbel um Redeverbot für Amir I.

Wirbel um Redeverbot für Amir I.

Stadtdechant: Wir hatten uns schon vor zwei Monaten darauf verständigt

Bonn. Es war eine Entscheidung, für die die meisten Besucher des ökumenischen Gottesdienstes in rheinischer Mundart kein Verständnis hatten. Weil er Muslim ist, durfte Prinz Amir I. (Shafaghi) am Samstag nicht im Münster sprechen - eine Grundsatzregelung der Deutschen Bischofskonferenz, die für viel Wirbel sorgte.

"Wir sind überrascht, dass diese Welle losgetreten ist", sagte Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher. Schließlich habe das Prinzenpaar bereits im November vergangenen Jahres zugestimmt, dass nur Bonna Uta I. (Göbels) spricht. "Damit waren alle einverstanden", bestätigte Wilhelm Wester vom Festausschuss Bonner Karneval.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Schädlich für den Dialog"Doch am Freitag wurde bekannt, dass aus Solidarität zum Prinzen nun auch die Bonna nicht reden wolle. Stattdessen sprach Festausschuss-Präsident Horst Bachmann und betonte den Integrationsfaktor des Karnevals. Auch das Entzünden der Opferkerze überließ das Prinzenpaar dem Stadtdechanten und der evangelischen Prädikantin Antje Kenntner.

In Begleitung des Prinzen trug Uta I. die Kerze zur Münster-Krippe. Nicht nur die Tollitäten, auch Festausschuss-Vizepräsidentin Marlies Stockhorst hatte feuchte Augen. "Der Gottesdienst war sehr schön und sehr ansprechend, und das ist alles, was wir dazu sagen", sagte sie.

Für weiteren Unmut sorgte eine Äußerung des Prinzen im Bonner Express: "Wichtig ist im Karneval nicht die Religion", wurde der gebürtige Iraner dort zitiert; "das Münster ist für mich kein Gotteshaus für Christen, sondern rein ein Gotteshaus." Derweil twitterte der Stadtdechant: "Karneval und Christentum gehören zusammen. Ob es Tollität Amir gefällt oder nicht. Im Münster habe ich das Sagen. Er wird es lernen müssen."

"Dies war ein Gottesdienst und keine Karnevalsveranstaltung", unterstrich Schumacher, der eine Klausurtagung in Ahrweiler abgesagt hatte, um diesen selber mitgestalten zu können. Der christliche Glaube unterscheide sich vom Islam im Bekenntnis zum dreifaltigen Gott; ein gemeinsamer Gottesdienst sei daher nicht möglich, sagte er und zitierte in seiner Predigt auch den Multikulti-Hit der Bläck Fööss "Unsere Stammbaum".

"Im Fastelovend sind alle Menschen gleich", sagte Antje Kenntner und erntete spontanen Applaus. Dennoch: Sie respektiere die Entscheidung Schumachers. Der Stadtverordnete vom Bündnis für Frieden und Fairness (BFF), Haluk Yildiz, sagte dem GA: "Wenn der Gottesdienst ein religiöser Akt ist, habe ich für den Stadtdechanten Verständnis."

Schumacher betonte, er habe "Respekt vor dem Glauben der Muslime". Zudem habe er sich auch für den Bau der Moschee in Bonn eingesetzt: "Meine große Sorge ist, dass ich jetzt Beifall von der falschen Seite bekomme."