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Brückbergkaserne in Siegburg: Jecken behalten den Überblick

Brückbergkaserne in Siegburg : Jecken behalten den Überblick

Die Brückbergkaserne in Siegburg ist seit jeher ein Bollwerk des Verteidigungsministeriums gegen unfaire Angriffe von außen, aber auch für Musik und gute Stimmung nach innen. Und diese beiden Zutaten waren es am Freitagmorgen um 11.11 Uhr, die die Soldaten zu einem besonders cleveren, noch nie dagewesenen Schachzug verleiteten.

Denn als in aller Frühe, noch ein bisschen sinnenvernebelt durch den zurückliegenden Weiberfastnachtstag, die Narren aus der Kreisstadt sich formierten und den Brückberg erklommen, um die Kaserne unter ihre Kontrolle zu bekommen, waren sie plötzlich ganz verdutzt: Die Kasernentore standen weit auf. Beinahe eingeladen fühlten sich die Jecken, die ihrerseits die taktischen Fähigkeiten der Soldaten unterschätzten.

Denn nachdem der Vormarsch mitten in der Kaserne durch einen quergestellten Lastwagen stoppte, kamen die Männer des Wachbataillons und des Stabsmusikkorps aus dem Hinterhalt von außen, schlossen die Kasernentore und hatten die Karnevalstollitäten samt Gefolge gefangen.

"Ihr bleibt hier bis Aschermittwoch, und wir übernehmen Eure schönen Karnevalstermine", proklamierte Wachbataillonskommandeur Michael Krobok, der es sich nicht hatte nehmen lassen, zur Verteidigung seiner Leute von der Spree an die Sieg zu kommen. An seiner Seite stand ihre Lieblichkeit Brückbergia, der ehemalige Vizekommandeur Sven Hartwich. Der durfte ausnahmsweise eine blonde Perücke tragen und machte der Narrenschar schöne Augen.

Aber wie es in einem waschechten Thriller so passiert, wendete sich das Blatt noch einmal dramatisch. Denn Prinz Rafael Sola-Schröder hatte diesen Augenblick für seinen großen Auftritt reserviert. Unverhofft kam er aus den Soldatenunterkünften, selbst mit Militärmantel und Stahlhelm ausstaffiert, und übernahm das Oberkommando über die zahlenmäßig überlegene Jeckentruppe. Er ließ kein gutes Haar an Krobok und schlug rhetorisch in die Kerbe, die zuvor schon der Siegburger Zugleiter Uwe Schulz geschlagen hatte. Der hatte den Wachbataillonskommandeur stark demoralisiert und als "Berliner Pflänzchen" bezeichnet.

Kein Wunder, dass in der Folge viele Soldaten von der Fahne gingen und als Überläufer ins gegnerische Lager wechselten. Nach einer Dreiviertelstunde war der Kampf entschieden und die Brückbergkaserne einmal mehr in der Hand der Siegburger Jecken. Bis Aschermittwoch haben sie dort das Sagen.