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Landulfesdorf - schon vor über 1000 Jahren jeck

Landulfesdorf - schon vor über 1000 Jahren jeck

Veedelszug taucht in die Welt des Mittelalters ein - Teilnehmer und Zuschauer lassen sich durch Kälte und Schneeflocken nicht schrecken - Vor den Prunk- und Bagagewagen kommt das Streufahrzeug

Lannesdorf. Wichtiger als alle Prunk-, Senats- und Bagagewagen war beim Lannesdorfer Rosenmontagszug der Streuwagen. Denn erst nachdem die rollende Streusalzmaschine die zum Teil recht abschüssigen Teile des Zugwegs vom Schnee befreit hatte, konnte sich der närrische Lindwurm in Bewegung setzen.

Der überraschende Wintereinbruch am Morgen hatte die Zeitplanung von Werner Zorn, Organisator des Lannesdorfer Rosenmontagszuges, über den Haufen geworfen. Statt "Narretei im Mittelalter - Landulfesdorf Alaaf" hieß das Motto zunächst "Sicherheit geht vor".

Eine Absage kam für Werner Zorn nicht in Frage: "Die Kinder freuen sich doch auf den Zug." Dafür nahmen er und auch alle anderen Narren, die in der Kälte ausharrten, gerne eine halbe Stunde Verspätung in Kauf.

Verständnis zeigte Zorn dafür, dass der Streudienst sich zunächst um wichtigere Straßenverbindungen wie etwa die zum Waldkrankenhaus kümmern musste. Umso freudiger wurde der Streusalzwagen begrüßt, der alsbald den festgetretenen Schnee zum Schmelzen brachte.

Zorn, der in diesem Jahr zum zehnten Mal die Lannesdorfer Jeckenparade organisierte, lobte die Zusammenarbeit mit Streudienst und Polizei: "Reibungslos", so sein Fazit. Die Narren am Straßenrand ließen sich durch Kälte und Schneeflocken nicht schrecken und jubelten einem Zug zu, der als der größte Veedelszug in Bonn gilt und wieder einmal seine Originalität unter Beweis stellte.

Gespannt erwartete man etwa den Freundeskreis der "Nix-Nutze", der seit mittlerweile 16 Jahren mit einfallsreichen Kostümen einen Hingucker bildet. Passend zum Thema "Mittelalter in Lannesdorf" hatten sich die Mitglieder in höchst urige Zauberer verwandelt.

Ebenfalls an die Zeit um 892, als Lannesdorf erstmals als "Landulfesdorf" urkundlich erwähnt wird, erinnerten die Knappenkostüme, in denen die "Hoppemötzje" auftraten. Die "Schwaadlappe" holten Robin Hood nach Lannesdorf, dazu noch eine Reihe Mönche und Bogenschützen.

Rekordverdächtige neun Gruppen stellte die KG "Fidele Möhnen" im Zug. Einem Ruf ins Kloster gaben die Senatoren der Karnevalsgesellschaft nach und schaukelten auf dem großen Senatswagen als Mönche vorbei. Mit im Boot hatten sie die "Jodesberger Junge" als singende Allzweckwaffe.

Die Jungs sangen nicht nur Hits am laufenden Meter, sondern warfen auch Kamelle, was das Zeug hielt. Im neugebauten Wagen fuhren die "Dorfspatzen", die Männerabteilung der Fidelen Möhnen vorbei, und vom Prinzenwagen der Möhnen grüßte das Lannesdorfer Kinderprinzenpaar Kevin I. und Claudia das närrische Volk.

Schokoladensüß präsentierten sich die Frauen vom SC Muffendorf, die als "Sarotti-Mohr und seine Schokoladen" durch die Straßen zogen, während Wolfgang Schäfer vom Weinhaus Muffendorf auf einem imposanten Wagen "Wolfgangs Hühnerhof" vorstellte, der für diesen Tag offenbar von der Stallpflicht befreit war.

Alte Bekannte waren auch die Gruppe Leyendecker, "Frau Becker" und die "Ranzenbande", hinter denen die Eltern und Kinder der Lyngsbergschule stecken. Vom Wagen der Jungschützen und des Junggesellenvereins regnete es das, was den Lannesdorfer Rosenmontagszug so unverwechselbar macht - Wirsing, Lauch und Kohlköpfe.

In der dicht gedrängt stehenden Narrenschar trotzte eine Gruppe auf einfallsreiche Weise der Kälte. Thorsten Hübbel sowie Mathias und Andy Ellen hatten ihr "Lieschen" an der Ecke Lannesdorfer Straße, Kirchberg, aufgebaut.

Das praktische Wägelchen ist mit einem Strohdach geschützt, an dem Wurfmaterial früherer Karnevalszüge baumelt. Im Inneren beherbergt Lieschen ein Fässchen Kölsch, und seit diesem Jahr verfügt die mobile Theke sogar über einen Grill, auf dem leckere Steaks bruzzelten.

"Da kann der Zug auch drei Tage dauern", zeigte sich das Trio gut gerüstet. Was ist dagegen schon eine halbe Stunde Verspätung.