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"Et klene Dorf mit de jroße Tradition"

"Et klene Dorf mit de jroße Tradition"

Selhofer Zug bleibt vom Regen verschont und macht seinem Ruf alle Ehre

Selhof.- Alaaf, Petrus, dat hääst do jot jemaat. Kaum waren die Selhofer Karnevalisten auf den Straßen, blieben die Schleusen von oben geschlossen. Und so kam der Selefer Zoch trockenen Fußes noh Huus.

Nicht mal die Damen vom Moulin Rouge mussten über nasse Tanzschühchen klagen: Herrlich, die Kieselsteine in ihren langen, schwarzen Kleidern, an denen nicht nur die regenbogenfarbigen Rüschen darunter blitzten. Sie waren richtig gut drauf, die Mesdemoiselles aus Paris, die durch die Selhofer Straßen tänzelten und gaanz viel Bein zeigten. Zum Dahinschmelzen. "Schau mir in die Augen...": Das war eben nicht nur der Song der Musiker vom Tambourcorps "Frei Weg".

Ach, er war einfach ganz groß, dieser kleine, närrische Lindwurm. Und so heiß herbeigesehnt von all den Jecken, die den Zugweg dicht säumten. Prinzessinnen, Kätzchen, Löwen und Teufelchen hatten sich in Positur gebracht und mit Beuteln bewaffnet zum Kamellenfangen.

Nicht umsonst: Es regnete Süßigkeiten, so wie vorher Wassertropfen. "Wer andern eine Bratwurst brät, der hat ein Bratwurstbratgerät": Zwölf Selhofer Köche machten den Bratmaxe und brutzelten, was das Zeug hält. 1 500 Würstchen servierten sie dem närrischen Völkchen am Straßenrand. Mmmh. Die Halt Pöler hatten dagegen Süßes auf der Pfanne. Sie verteilten Berliner an die Zuschauer. Natürlich ließen auch sie es Kamelle hageln. Volle Kanne.

Zwar haben die Selhofer kein Königspaar, aber ein Hähnchenkönig kräht im südlichen Ortsteil von Honnef. Der Sieger des Kirmeskegelns, "Hähnchenkönig (Michael) Liebrenz I. 2009" vom "Heimattrinkerverein Selhof", war mit seinen Hennen und den anderen Hähnen im Zug. "Et klene Dorf mit de jroße Tradition" hieß der Slogan ihres Wagens. Ihre Tradition ist es, mit Spenden andere Selhofer Vereine zu unterstützen und damit das Brauchtum.

Ganz süß die Pänz mit Erzieherinnen und Eltern aus dem evangelischen Familienzentrum Unterm Regenbogen: "Auf unsrer Wiese gehet was." Mit Rasen-Kleidern oder als Bienchen oder Blömchen verkleidet, setzten sie einen schönen Farbtupfer. Ganz in Rot indes lief Erika Kösterke durch Selhof. Sie machte ihrer Enttäuschung Luft.

Seit 20 Jahren sitzt die Selhoferin für die SPD im Stadtrat. Bis zur nächsten Kommunalwahl. Dann ist Schluss, denn Kösterke hat hingeworfen, nachdem ihre Partei sie auf einen aussichtslosen Listenplatz gesetzt hatte. "Das war SPD. Das letzte echte Selhofer Ratsmitglied" lautete ihre politische Botschaft.

Der Eisenbahnersportverein als Montagsmaler und die Ritter vum Hagerköppelchen zogen ebenfalls auf. Olympiareif: Das sind jedenfalls die Sportler des ATV Selhof. Mit Asia-Hüten und in gelben Hemden, mit chinesischen Schriftzügen, Drachen und Schlangen bedruckt, erinnerte die große Truppe an die vergangenen Olympischen Spiele.

Wunderschön, die 91 Schäfchen von der KJG Selhof. "Ohne uns ist alles blöd" stand auf dem Wagen der Kinder und Jugendlichen. Ihre hübschen Fellchen waren selbst geschneidert. Määh, blökte Schaun, das Schaf hoch oben auf dem Wagen von Schäfer Oliver Kentzia. Der kommandierte: "Alle Schäfchen, die Hände hoch!" Aber ja doch: "Mäh!"

Alles, was die große Selhofer KG aufzubieten hat, war dabei. Und Büb Brodesser schlug die dicke Drömm dazu. Der Elferat, das Damenkomitee, alle Tanzcorps, spitze. Blumen, Kamelle. Am Schluss auf dem Schulhof, da gab's noch eine "Wurfparty". Die Wagenbesatzungen schmissen alles raus, was noch an Bord war. Zum Spaß der Kinder, die danach im Saal Kaiser weiterfeierten.