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Im Café Zimmermann fing damals alles an

Im Café Zimmermann fing damals alles an

Große Linzer Karnevalsgesellschaft feiert ihr 75-jähriges Bestehen und blickt zurück mit einem Lachen

Linz. (khd) "Liebchen vergiss mich nicht!", klang es durch den rut-wiess dekorierten Saal des Hotels Weinstock. Eine unnötige Bitte, denn nach dem Motto "Mer kumme met allemann vorbei" hatte niemand die Große Linzer KG um Präsident Alfons Daub vergessen, feiert die doch wie die Stadtsoldaten ihr 75-jähriges Bestehen.

Und nicht nur die Strünzer und ihre Corps gratulierten: Aus dem "fernen" Süden waren mit dem Hünnijer Prinz Michael II. und den Kinderprinzen Niklas I. jecke Gratulanten angereist. Ebenso wie aus dem Norden das Unkeler Kinderprinzenpaar, Tim I. und Kyra I. Von der Höhe kamen die Vettelschoßer Kürassiere sowie die Blue Flames und Magics vom TC Blau-Weiß Sankt Katharinen.

Mit Regen, wenn auch im übertragenen Sinn, hatte wohl die Karnevalsgesellschaft der Linzer "Mer blieve im Rähn" zu tun. 1879, also vor 130 Jahren, hatte sie sich um Präsidenten Bernhard Kaufmann geschart, einzig und allein, um einen Rosenmontagszug zu organisieren. Hanswürste, ein Gambrinuswagen und eine Partie "17 und 4" zogen laut Stadtchronik damals hinter dem Vereinsreiter und dem Vorreiter mit einem Musikcorps durch die Stadt.

Die Geschichte des Linzer Fastelovend ist sogar noch älter. "Bereits vor 150 Jahren, am Valentinstag 1857, hat der Jünglingsverein beim Bürgermeister um Erlaubnis gebeten, eine Karnevalssitzung durchzuführen", berichtete Bürgermeister Adi Buchwald in seiner Laudatio. Die erste bekannte Karnevalsgesellschaft "Pöck de Röck" wird sogar schon 1860 gemeldet. 1881 nannte sich eine Gesellschaft dann "Mer hahle Pohl", sieben Jahre später "Mer don doch". "Jett moß sinn" fanden die Strünzer 1894, während 1901 schließlich mit "Mer don met" und "Wer hätt dat gedacht" gleich zwei Gesellschaften für das närrischen Treiben auf den Straßen sorgten, um sich danach traditionell wieder aufzulösen.

Auch wenn - abgesehen von einem Elferrat im Jahr 1904 - aus weiteren Jahren keine Gesellschaften oder Gruppen in Dokumenten erwähnt werden, zum Erliegen wird der Linzer Fastelovend nicht gekommen sein. So sorgte ab 1927 der Schwimmclub für närrisches Treiben, und nur zwei Jahre später wurden die "Linzer Möhnen" gegründet, die damit jetzt ihren 80. Geburtstag feiern.

"1934 kam es dann auf Initiative von Bürgermeister Franz Weyand und des Verkehrsdirektors Jupp Houben im Café Zimmermann am 11.11. zur Gründung der Großen Linzer KG, der Emil Asteroth als Präsident vorstand", erinnerte Buchwald. Abgelöst wurde Asteroth von Siegfried Bündgen, dem letzten Strünzer-Prinzen vor dem Zweiten Weltkrieg. Zehn Jahre nach ihm setzte Karl III. (Schulze) "aus dem Hause Gutenberg" 1949 die Reihe der 65 Tollitäten fort, die 1935 mit Emil I. (Vesper) begonnen hatte und bis zum Lücke Hein "vum rut-wiessen Trömmelche" reicht.

"Du häst Fastelovend im Hätze, denn du bist ein echtes Aushängeschild des Linzer Fastelovend", lobte Buchwald die Tollität und fand noch eine weitere Erklärung für das Kürzel KG: "Das bedeutet Kulturgut, das hier bei uns von acht Corps und allen Karnevalsjecken getragen wird und das eine große Ausstrahlungskraft weit über Linz hinaus hat."

Buchwalds Dank galt speziell dem Präsidenten, der nicht nur seit 14 Jahren an der Spitze der Gesellschaft steht. Daub war zuvor von 1985 an Geschäftsführer der Dachorganisation des Linzer Fastelovend.