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Aus Schwemmholz zimmern Jecke ihren Wagen

Aus Schwemmholz zimmern Jecke ihren Wagen

Die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Limperich feiert ihren 50. Geburtstag - Gründungsort des Vereins ist der Winzerhof Maximilian - Sohn des ersten Präsidenten ist heute ebenfalls Chef der Karnevalisten

Limperich. Der geistige Geburtsort der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Limperich trägt die Adresse Am Finkenberg 29. Beim Schuhmachermeister, dem "Jinsters Hennes", der dort eine Werkstatt unterhielt, die er mit Bildern von Max und Moritz geschmückt und extravagant mit einer Eichhörnchenvoliere ausgestattet hatte.

Beim Hennes trafen sich allabendlich Limpericher wie de Heinzens Fritz, de Donaths Schorsch, de Coenens Hein und sein Bruder Mättes, de Messingers Hermann und de Bärhausens Pitter.

Ihre Verzällcher beim leckeren Oberkasseler Flaschenbier kreisten immer wieder um den Karneval. In der Nachkriegszeit sehnten sich die Freunde nach Feiern, Frohsinn, einfach nach "Spaß an d'r Freud". Vor 50 Jahren, am 20. August 1956, machte ein Dutzend Männer dann Nägel mit Köpfen.

Sie gründeten eine Karnevalsgesellschaft mit dem Namen Rot-Weiß Limperich. Allerdings nicht auf der Werkbank beim Hennes, sondern im deutlich größeren Winzerhof Maximilian. "Anderen eine Freude bereiten, ist uns selbst die größte Freude", so formulierte Hermann Messinger Senior, der erste Präsident der KG, das Vereinsmotto.

Von Tatendrang beseelt, entwarf Messinger Senior auch gleich einen Orden mit Maske und Katze - die Vorlage dazu hatte er auf einer Moselweinflasche gefunden. Der "Katzenorden" aus Messing ist längst ein Klassiker in LiKüRa, "zumal wir keine Jahresorden haben", wie Hermann Messinger Junior erklärt. Seit elf Jahren hält Messinger Junior das Amt des Präsidenten und ist obendrein seit mehr als 30 Jahren Sitzungspräsident der KG.

Die jecken Gene hat er wie Bruder Wolfgang - der Vize der KG ist - offenbar vom Vater geerbt. Trotzdem begleitete großes Lampenfieber seine karnevalistische Premiere. "Als Schütze Bumm war ich als Eisbrecher engagiert und hatte das Gefühl, gleich fressen mich alle. Erst mit der Schminke im Gesicht und einem Alusieb als Kopfbedeckung fühlte ich mich besser. Weil ich mir einreden konnte, keiner erkennt dich", erzählt er.

Jahrzehnte später gilt Messinger Junior als Meister des Monologs. Auch sonst hat sich einiges getan: Die Mitgliederzahl der KG ist von 12 im Gründungsjahr auf knapp 200 gewachsen. Und hat den Narren in Limperich viele denkwürdige Augenblicke beschert. Als in den Anfangsjahren kein Baumaterial für die Umzugswagen aufzutreiben war, sammelten fleißige Mitglieder nach einem Hochwasser Schwemmholz, um daraus einen Wagen zu zimmern. Rot-Weiß veranstaltete feurige Sitzungen, als im Saal Wilhelmshöhe noch Kanonenöfen standen.

Auch um die Gesundheit der Jecken machte man sich verdient: So stellten die Jecken unter dem Sessionsmotto "Liküra in voller Reife", einen stattlichen Apfelbaum auf ihren Wagen, behangen mit vitaminreichen Cox Orange. Ihren runden Geburtstag feiert die Karnevalsgesellschaft am Sonntag, 20. August, im Kardinal-Frings-Gymnasium. Bezirksvorsteher Wolfgang Hürter, der Vorsitzende des Bürgervereins Limperich, Karl Wengenroth, sowie Wolfgang Kessler, Inhaber der Firma Kessko, lassen es sich um 11.11 Uhr nicht nehmen, die Gäste als Schirmherren gebührend zu begrüßen.

Mit Pauken und Trompeten bietet die Liküra Ehrengarde den befreundeten Karnevalisten zur Mittagszeit ein Ständchen dar, gefolgt von den Godesberger Jonge. "Die Bengels" um Sänger Alex Barth erwecken Elvis zu neuem Leben. Vorträge zur Historie der Rot-Weißen runden das Programm ab.

Natürlich kommen dazu noch die Ehrungen der beiden noch lebenden Gründungsmitglieder Josef Knodt und Peter Becker. Vielleicht erzählen sie ja dann auch das ein oder andere Anekdötchen aus der Zeit, als sich die Limpericher noch beim "Jinsters Hennes", dem Schuhmachermeister vom Finkenberg, trafen.