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Das Taufgewand ist blau-weiß geringelt

Das Taufgewand ist blau-weiß geringelt

Karnevalisten nehmen mit nassem Ritual im Ankerbach neue Bürger auf

Ramersdorf. Was wäre der gemeine Rheinländer nur ohne Karneval? Genau 150 Tage vor Beginn der Fünften Jahreszeit gab sich die Karnevalsgesellschaft Ramersdorfer Junge am Mittwoch ein Stelldichein und führte anschaulich vor Augen, dass jeckes Treiben und "grober Unfug" auch übers Jahr hinweg ihren festen Platz im rheinischen Leben haben.

Nach 14 Jahren ließ die Gesellschaft eine beinahe in Vergessenheit geratene Tradition aufleben und führte wieder eine Neubürgertaufe im Ankerbach durch. Zwei Täuflinge, Charly Stuch und Ralf Schuh, wurden pünktlich um Schlag 18.15 Uhr vom Zeremonienmeister Franz Pannes per Megaphon zur Taufe gerufen: "Beide Täuflinge haben sich unverzüglich im traditionellen Taufgewand und alkoholfrei beim Taufpaten zu melden und sich den strengen Formen des Rituals zu unterwerfen."

Gehorsam folgten Stuch und Schuh, beide seit einigen Jahren in Ramersdorf sesshaft, dieser Aufforderung und ließen sich zur Verlesung der Eröffnungsrede willig in blau-weiß gestreiften Badeanzügen an einen Laternenpfahl binden. Nach Verlesung ihrer Biografien zogen sie mit verbundenen Augen in Begleitung von rund 60 Bürgern Richtung "Wehr" des Ankerbachs.

"Da beide bisher aktiv am Dorf- und Vereinsleben teilnahmen, ist es an der Zeit, sie offiziell aufzunehmen," erläuterte Pannes. Es gäbe drei Kategorien von Ramersdorfern: die Ur-Ramersdorfer, Menschen, deren Familien seit Generationen am Fuße des Ennert heimisch sind. Die Ramersdorfer Gringen, eine heute fast ausgestorbene Gattung von Leuten, die die hohe Kunst des Lachens ohne Gesichtsbewegung beherrschen, und eben jene glücklichen Wesen, die bereits als kleine Kinder immer wieder in den Ankerbach fielen.

"An diese Kinderzeiten wollen wir hiermit erinnern," so Pannes. Erst nachdem die Täuflinge im ebenso kühlen wie sumpfigen Wasser des jüngst renaturierten Ankerbachs mittels einer Jauchekelle und eines Tiegels Feuchtigkeitscreme die jecken Sakramente empfingen, durften sie sich offiziell als Ramersdorfer Junge bezeichnen. Anschließend ging es mit einer Kutsche zurück zum Beverly-Hills-Fest am Brandweiher.

Ingo Pelzer, der Gringes von Ramersdorf zu den Feierlichkeiten: "150 Tage vor dem Tag der Freude, ist dies doch der richtige Moment, um sich auf die nächste Session einzustimmen." Recht spricht er. Alaaf.