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Weiberfastnachtszug in Beuel: Die vielen Gesichter der Frau(en)

Weiberfastnachtszug in Beuel : Die vielen Gesichter der Frau(en)

Eine Gruppe muss nicht sehr groß sein, um Aufmerksamkeit zu erregen. Beim Weiberfastnachtszug war am Donnerstag Lothar Scholl der beste Beweis dafür. Seit 35 Jahren entert der Niederkasseler im Clownskostüm mit Riesen-Füßen und vier Spielzeug-Dackeln im Schlepptau die Züge im Rheinland.

Diesmal hatte er sich vor den Fidelen Reisetanten aus Pützchen und Kinderwäscherprinzessin Eva I. als Ein-Mann-Gruppe einsortiert. Mit Eva I. kehrte kurz nach 10 Uhr das gute Wetter auf die Obere Wilhelmstraße zurück. Passend zu ihrem Nachnamen Sonnenschein. "Es macht sehr viel Spaß und ist so toll, wie ich es erwartet hatte", sagte die Sechsjährige, während sie mit beiden Händen Popcorn unters Volk brachte. Ihr Gefolge vom Kindergarten Sankt Pius marschierte als grüne Müllwesen mit, sogenannte Olchis.

Letztere hätten sicher gerne eine Nase voll vom Salbei genommen, mit dem die 1. Unkeler Hunnenhorde die Siegfried-Leopold-Straße vollräucherte. "Das dient der Götterverehrung und macht den Hunnen den Weg frei", sagte Marissa Vollmer (alias Yanara-Cam). Dabei wehte sie den Jecken den Rauch mit einer echten Adlerschwinge entgegen.

Davon ließ sich Eisbär Piet nicht beeindrucken. Und seine Stimmbänder schon gar nicht. Mit einem ohrenbetäubenden "Kamelle" warb der Vierjährige am Rand um süße Gaben für sich und seine Hexen-Schwester Fee (6). "Chips mag ich am liebsten", verriet der Eisbär. Mama Lisa Wist behielt ihre beiden Schützlinge derweil gut im Auge. Doch für Sicherheit sorgten auch viele Wagenengel und Zugordner.

>>> Bilder vom Rathaussturm

>>> Bilder vom Zug in Beuel, Teil I

>>> Bilder vom Zug in Beuel, Teil II

>>> Bilder vom Zug in Beuel, Teil III

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Die Gruppen selbst waren so abwechslungsreich wie das Wetter am Donnerstag. Sehr nett anzusehen, mit Eierschale auf dem Kopf, die "Wilden Hühner" vom Sankt-Adelheid-Gymnasium. "Das Motto haben wir auch gewählt, weil bei uns immer was los ist", meinte Schulpfarrer Dieter Scharf.

Mächtig was los war immer dann, wenn Musikkapellen die Narren in Bewegung brachten. Mit dem ersten Graupel gegen 11 Uhr heizten die Big Band "Brassrock" der Elisabeth-Selbert-Gesamtschule aus Bad Godesberg, die Big Band der Integrierten Gesamtschule Beuel, die beiden Kapellen des Kardinal-Frings-Gymnasiums und die Band der Realschule Beuel den Wartenden ein. Denn während sich der Zug vorne anschickte, nicht nur wegen des kürzeren Wegs als schnellster seiner Geschichte einzugehen, wurden die Löcher hinten manchmal arg groß.

Trotzdem war Joachim Mertens mit dem 28. Zug unter seiner Regie sehr zufrieden. "Und da man sich in Beuel gegenseitig hilft, sind auch wieder sämtliche Hilfsdienste unentgeltlich im Einsatz", freute sich Mertens. Dass Frauen viele Gesichter haben können, zeigte sich bei den Damenkomitees. Ob die Hexen aus Beuel-Ost, die Nixen vom Märchensee als Gestiefelter Kater, die Katholischen Frauen aus Vilich als Clowns, ihre Kolleginnen von Sankt Josef als Blumen(-mädchen) oder die Frösche der Grün-Weißen aus Ramersdorf - jede Frauengruppe (auch die Unerwähnten!) hatte sich richtig Mühe gemacht.

Das vielleicht schönste Motto hatte sich der Verein für Behindertensport ausgesucht: "Inklusion pflanzen" schlugen die Mitglieder vor, also Menschen mit Handicap noch mehr in die Gesellschaft zu integrieren. Mit einer nachgebauten Brücke zog der SPD-Ortsverband Beuel mit und warnte den Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber: "Uli pass op, dat es en Steinbröck." Passend dazu war das Konterfei von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück abgebildet. Das war es dann aber auch mit Politik zu Weiberfastnacht.

Nach 58 Zuggruppen und rund 1800 Teilnehmern tauchte gegen 11.30 Uhr der Wagen von Wäscherprinzessin Vanessa I. an Sankt Josef auf. Begleitet wurde sie von vielen Pippi Langstrumpfs der Schützenfrauen Pützchen. Und pünktlich mit dem zwölften Glockenschlag begann ihr Sturm aufs mobile Rathaus vor dem Krankenhaus. Vanessas Lächeln nach zu urteilen, dürfte sie mit diesem Tag zufrieden gewesen sein.