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Harder und Voit betreiben das Karnevalszelt

Harder und Voit betreiben das Karnevalszelt

Bönnsch holt Beueler Brückenforum mit ins Boot - Brauhaus-Betreiber kritisiert die Vergabepraxis - Stadt ist gesetzlich verpflichtet, möglichst viel Pacht zu erzielen

Beuel. Eine völlig neue Wende hat das Tauziehen um das Beueler Karnevalszelt an Weiberfastnacht genommen. Nach einem Gespräch mit Stadtdirektor Arno Hübner haben sich die Inhaber der Gaststätte "Bönnsch" bereit erklärt, das Zelt zusammen mit Brückenforumschef Jürgen Harder zu betreiben.

"Wir haben uns dazu entschlossen, damit Harder, der ja im Vertrauen auf seinen Zuschlag schon Verträge abgeschlossen hat, kein Schaden entsteht", so sagte am Freitag Harald Voit, zusammen mit Kurt Klein Inhaber des "Bönnsch". Rüdiger Klein, Inhaber der Gaststätte "Zur Rheinbrücke" sei allerdings an dem Zusammengehen nicht beteiligt.

Wie berichtet, hatte Hübner die Zusage an die Gastronomen Harder und Rüdiger Klein "wegen eines Übertragungsfehlers in der Stadtverwaltung" zurückgenommen und den Zuschlag dem "günstigsten Anbieter" erteilt, dem Gasthaus "Bönnsch". Harder hatte daraufhin erklärt, er überlege, die Stadt für den ihm aus der Stornierung entstehenden Schaden haftbar zu machen.

Unabhängig von der neuen Entwicklung übt Uwe Lorbetzki, Inhaber des "Brauhauses Ennert", generelle Kritik am Verfahren. Er befürchtet, dass der Verbraucher der Dumme ist und die Volkstümlichkeit auf der Strecke bleibt. Lorbetzki, der als Mitbewerber in diesem Jahr nicht den Zuschlag bekam, hält das Ausschreibungssystem der Stadt an sich für fragwürdig. Das führe zwangsläufig zu Preistreiberei.

Aus dem eigenen Angebot heraus wisse er, so Lorbetzki, dass die Bewerber in der Hoffnung auf den Zuschlag Summen bieten würden, die an die kaufmännische Grenze heranreichten. Um noch etwas zu verdienen, müssten dann die Eintrittspreise gegenüber dem Vorjahr erhöht werden. Und auch die Preise für Essen und Getränke könnten kaum gehalten werden.

2,50 Euro für 0,3 Liter Bier hatte Lorbetzki in den vergangenen zwei Jahren verlangt. Bei einer zehnstündigen Festveranstaltung mit DJ und Live-Band sei das gerade noch vertretbar, so der Braumeister. Dieses Niveau hätte er bei einem höheren Gebot aber ebensowenig halten können wie den Eintrittspreis von 3,90 Euro plus 6,19 Euro Mindestverzehr.

Und sein Angebot für Sonntag - 15 Euro "All you can drink" plus Liveband - sei eigentlich unschlagbar gewesen. Aber vermutlich seien diese Preise - die alle angegeben werden müssten - bei der Vergabe nicht oder nicht genügend berücksichtigt worden. Ebensowenig die von ihm gebotene Qualität und Ausführung. Wenn man aber statt zehn beispielsweise 15 Euro Eintritt verlangen könne, sei es einfach, sein Angebot von 10 000 auf 15 000 Euro zu erhöhen.

Mit ihrem Rathaussturm sei die Weiberfastnacht in Beuel eine Veranstaltung der Stadt. Diese müsse deshalb dafür sorgen, dass die Preise nicht ausuferten, so der Braumeister. Lorbetzkis Vorschlag: Die Verwaltung solle ein Vergabeformular entwickeln, in dem - außer der Standmiete für das Zelt - sämtliche Kriterien genau festgelegt seien. Die Festpreise für Eintritt und Getränke ebenso wie die Gage für eine Liveband. Dazu die unabdingbaren Standards wie Behindertentoilette, DRK und Sicherheitsdienst.

Klingt einleuchtend. Doch sein Vorschlag dürfte keine Chance auf Verwirklichung haben. Denn bei der Vergabe kommt es allein auf das höchste Gebot für die Standmiete an, wie Friedel Frechen, Pressesprecher der Stadt auf Anfrage mitteilte. Die Preise für Eintritt und Getränke seien ausschließlich Sache der Betreiber und kein Entscheidungskriterium. Die Stadt sei nämlich gesetzlich verpfichtet, ihr Vermögen so einzusetzen, dass der Bürger den größten Nuzten davon hat. Will sagen: beim Verpachten des Karnevalszeltes möglichst viel Geld zu machen.

Das mit Abstand höchste Gebot habe das Gasthaus "Bönnsch" abgegeben. Das habe das Rechnungsprüfungsamt, als es am 2. November die sechs Angebote überprüft habe, "glasklar festgestellt". Nach Informationen des General-Anzeigers werden die Bönnschen 9 000 Euro für den Standplatz des Karnevalszelts hinblättern. Harder und Klein hatten 8 000 Euro geboten. Zahlen, die Frechen nicht dementieren wollte.

Wieso die Bezirksverwaltungsstelle bei einer so klaren Sache zunächst dem niedrigeren Gebot den Zuschlag gegeben hatte? Weil zu beiden Angeboten noch das Versprechen kam, für den Rathaussturm Freibier zu spenden. Bei rund 600 Litern Kölsch machte das rund 1 200 Mark aus, die beim Gasthaus Bönnsch versehentlich nicht draufgeschlagen worden seien, so der Pressesprecher der Stadt.

Und die Preise im Festzelt bei der nächsten Weiberfastnacht? Voit geht davon aus, dass sie im Rahmen des Vorjahres bleiben.