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Ein Markstein im Beueler Karneval

Ein Markstein im Beueler Karneval

Martha Suttarp war 1939 die erste Prinzessin der schääl Sick - 65 Jahre nach ihrer Thronbesteigung trifft sie in der Museumsscheune auf die überraschte Wäscherprinzessin Silvia I.

Beuel. Als Martha Jamann 1939 den Beueler Narrenthron bestieg, überschlugen sich die Zeitungen in ihrer Berichterstattung. Die Krönung der "jungen hübschen Blondine" sei ein "Markstein in der Geschichte des Beueler Karnevals", ein "Sonderereignis".

Denn Martha I. war wirklich die erste: nämlich die erste Beueler Karnevalsprinzessin. Sie war keine Wäscherprinzessin, sondern wurde dem Prinzen, den der Vaterstädtischen Verein bereits seit 1936 wählte, vom Alten Beueler Damenkomitee zur Seite gestellt.

65 Jahre nach ihrer Thronbesteigung traf die heute 83-Jährige jetzt auf eine ihrer Nachfolgerinnen. Beim traditionellen Karnevalsempfang des Heimat- und Geschichtsvereins in der Museumsscheune überraschte Martha Suttarp, wie sie nach ihre Heirat heißt, die amtierende Wäscherprinzessin Silvia I.

"Viele erinnern sich wohl nicht mehr an mich, deshalb habe ich auch einen Auftritt im Museum", witzelte die schlagfertige Ex-Tollität. In Beuel war die damals 19-Jährige übrigens bekannt wie ein bunter Hund.

Ihrem Vater, Jacob Jamann, gehörte das Rheincafé am Konrad-Adenauer-Platz. Der Hotelier war ein großer Sponsor des schääl Sick-Karnevals. Mit ihrem Prinzen, Georg "Görry" (Winter), habe sie in der Session 1939 viel Spaß gehabt.

"Er war ein Beueler Jung mit gutem Humor", erinnerte sich Martha Suttarp an den vierten Beueler Prinzen zurück. Ihre Proklamation fand im Rheingoldsaal an der heutigen Rheinaustraße statt. Für die Presse "übertraf Martha I. alles, was Poeten über holde Prinzessinnen ersonnen haben".

Unter dem Motto "Mer donn, wat mer könne" zogen Prinz Georg und Martha I. durch die Festsäle des Stadtgebiets. "So anstrengend wie heute war es noch nicht, aber wir waren auch viel op Jück", sagte die erste Regentin.

Es sei 1939 noch einmal sehr kräftig gefeiert worden. "Keiner wollte an den unsäglichen Krieg glauben, aber es lag was in der Luft", meint das frühere Mitglied des Beueler Wassersportvereins.

So enden denn auch die offiziellen Schreiben, die Martha Suttarp gesammelt hat, wie beispielsweise ein Dankesbrief vom Bürgermeister oder Einladungen des Vaterstädtischen Vereins für Volkstum- und Heimatpflege, mit "Heil Hitler!".

Aber es sind nicht diese unschönen Erinnerungen, die die frühere Prinzessin Martha I. der Wäscherprinzessin und den übrigen Gästen des Heimat- und Geschichtsvereins vermitteln wollte. Im Gegenteil. "Für mich war und ist der Karneval eine Zeit der ganz besonderen Freude", sagte die 83-Jährige strahlend.