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Jecke Hühner, Eifel-Gebräuche und ein Kinderprinzenpaar

Jecke Hühner, Eifel-Gebräuche und ein Kinderprinzenpaar

Bläck Föss bei den Mädchen im Beueler Brückenforum - Herren feiern nach alter Manier - Holzlar wählt für 2006

Beuel. Ob Groß oder Klein, Alt oder Jung, Männlein oder Weiblein: Die schääl Sick stimmte sich am Sonntag so richtig auf die Session 2005 ein.

Nur gut, dass die Stühle im Brückenforum von solider Bauart sind. Denn bei der Mädchensitzung mussten sie so manche tanzenden Füße aushalten. Beim Auftritt der Bläck Fööss gab es bei den knapp 1 000 Damen kein Halten mehr. Zur sechsten gemeinsamen Mädchensitzung des Alten Beueler Damenkomitees und des Damenkomitees in der TSV Bonn rrh. hatte es endlich geklappt, die berühmte Kölner Mundartband zu verpflichten.

Als die Jungens aus Kölle sich ihren Weg auf die Bühne bahnten - kreischendes Jubeln, wie es sonst eher beim Konzert einer Boygroup typisch ist. Und die Beueler Wiever ließen ihre Stars nicht ohne zweite Zugabe gehen. Für Moderatorin Ina Harder, die im jecken Hühnerkostüm durchs Programm führte, ging ein persönlicher Traum in Erfüllung, als sie jedes Bandmitglied zum Abschied bützen durfte.

In ihrem glitzernden Federkleid kam die redegewandte Vizeobermöhn zum Sitzungsbeginn von der Decke auf die Bühne geflattert. Der nächste Hingucker folgte sogleich. Denn da kamen die stattlichen Männer der Beueler Stadtsoldaten hereinmarschiert. Völlig außer Rand und Band gerieten die Wiever beim spontanen Striptease zweier Tänzer der Fidelen Sandhasen aus Oberlar. Im Vordergrund standen aber die ausgefeilten Tänze der Deutschen Meister im Gardetanz.

Die erste Rakete des Nachmittags heimste "Et Rumpelstilzche" aus dem Märchenwald ein, der sich auf die Gehaltsliste der RWE setzen lassen will. "Ich verspreche, ich tue auch nix dafür!" Auch nachfolgende Programmpunkte wie die Cheerleader des 1. FC Köln, Olaf Henning und Colör hielten die Stimmung ganz oben. Für den krönenden Abschluss einer gelungenen Mädchensitzung 2005 sorgten die Kölner Ratsbläser.

Während die Wiever im festlich geschmückten Brückenforum schunkelten, feierten die Herren der Schöpfung im Pfarrzentrum der Sankt Adelheidis Gemeinde. Zum dritten Mal hatte die Fußballabteilung des TuS Pützchen zur Herrensitzung geladen - zum dritten Mal in Folge war ausverkauft. "Die Männer kommen im Beueler Karneval ja immer ein bisschen zu kurz. Die Karten werden uns förmlich aus den Händen gerissen", sagte Rainer Koller, der die Sitzung mitorganisiert hat.

Das Konzept der Herrensitzung haben die Fußballer sozusagen importiert. Vor fünf Jahren schleppte Koller, der in der Eifel geboren wurde, ein paar seiner Fußballkollegen auf eine Herrensitzung in seinem Heimatort. "Es hat allen so gut gefallen, dass wir beschlossen haben, so etwas auch in Pützchen anzubieten", so Koller.

Wichtig ist den Männer dabei, die ursprünglichen Gebräuche einzuhalten. Es gab kein teueres Frischgezapftes, sondern Bier aus der Flasche zu humanen Preisen, das kastenweise gleich neben dem Tisch gebunkert wurde. Dazu wurden deftige Mettbrötchen gereicht.

Für reichlich Unterhaltung sorgten die Showtänzerinnen "Funny Girls" aus Erfstadt, die Kabarettisten vom "Sparensemble" aus Belgien, die Musiker "Los Roccos" aus Bornheim sowie die "Beichtstuhlmäuse". Bei der Tanzformation, in der sich Partnerinnen der Fußballvereinsmitglieder zusammengetan haben, handelt es sich um ein Pützchener "Eigengewächs".

Bevor Willi Härling durch das Programm führte, gedachten alle Jecken der Opfer der Flutkatastrophe in Südostasien. Bei einer Spendensammlung kamen zudem 730 Euro für die Hilfsaktion der Stadt Bonn und der Welthungerhilfe in Cuddalore zusammen.

Unterdessen kümmerte sich der Festausschuss Veedelszoch Holzlar im Treffpunkt "Rosen" um den närrischen Nachwuchs. Beim karnevalistischen Nachmittag wurden Marcel Frings und Jessica Kirschbaum zum Kinderprinzenpaar für die Session 2006 gewählt. Zuvor musste Kinder ihre Qualitäten als Tollitäten unter Beweis stellen, indem sie einem Gegenüber ihrer Wahl den aktuellen Kinderprinzenorden umhängen mussten. Die Jury, die aus Abgesandten der elf Vereine aus Holzlar und Holtorf bestand, achtete dabei auf Gestik und den aufgesagten Spruch.

Trotz der 500 verteilten Handzettel hatten sich dieses Jahr nur vier Kinder für das Amt beworben. Für den aktuellen Kinderprinzen Timo I. Nagel völlig unverständlich. "Jedes Kind sollte einmal in Holzlar regieren. Es gibt doch nichts Schöneres, als Kamelle zu werfen, und wenn einem alle zu jubeln", sagte der Elfjährige.