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Waschmaschine wird zur Krönungskutsche

Waschmaschine wird zur Krönungskutsche

Nach 43 Jahren hat Beuel mit Sandra II. die erste waschechte Wäscherprinzessin - Schleudergänge beim Rathaussturm angekündigt

Beuel. Laut klacken Holzlöffel auf die Tische des Brückenforums. Das jecke Volk ist des Wartens überdrüssig. Eintausend Narren werden ungeduldig. Zu lange haben sie nur eines gewollt: Ihre Lieblichkeit Wäscherprinzessin Sandra II. (Heinen) im Ornat sowie in Amt und Würden zu begrüßen.

Immer fordernder schwenkt und schlägt das Volk mit den ausgelegten hölzernen Waschgeräten auf das Inventar. Plötzlich ist es soweit. Jubel brandet auf. Die erste waschechte Wäscherprinzessin seit 43 Jahren wird von ihrem Gefolge in den Saal geleitet. Verwundert reiben sich manche Jecken die Augen. Steht sie statt im Wäschezuber wirklich in einer Waschmaschine?

"Tradition und Zukunft gehen mit Sandra II. eine wegweisende Allianz ein", erklärt Obermöhn Evi Zwiebler das ungewöhnliche Gefährt. Nach so langer Zeit eine echte Wäscherin zu proklamieren, sei schon etwas Besonderes. Am Orden der Waschechten - Sandras Eltern betreiben in Schwarzrheindorf die Wäscherei Heinen - hänge demgemäß auch kein Waschbrett, sondern ebenfalls eine Waschmaschine.

Gerührt bedankte sich ihre Lieblichkeit beim Volk für den herzlichen Empfang: "Mit Waschmaschinen habe ich ja täglich zu tun. Aber in einer Waschmaschine in einen jubelnden Saal einzuziehen und so stürmisch begrüßt zu werden, das ist wohl das Größte, was einer echten Wäscherin passieren kann."

Die Jecken tobten. "Ich werde das Rathaus an Weiberfastnacht nicht im Schongang stürmen. Ihr könnt Euch auf mehrere Schleudergänge gefasst machen", prophezeite sie den eigentlichen Hausherren. Mit sichtlicher Freude nahm sie aus den Händen von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann das Bröckemännchen-Zepter und somit die Insignien der Macht entgegen.

"Loss de Wäsch und Arbeit lieje, komm zu de Beueler Wiever fiere", verkündete die frischgebackene Tollität zum Abschluss der Proklamationsrede ihr Motto. Eine im Grunde unnötige Aufforderung, ließ sich ihr Volk doch sowieso nicht lange bitten und feierte mit dem anschließenden Einzug des Beueler Stadtsoldaten-Corps gebührend seine neue Prinzessin.

Bereits zum Auftritt des Beueler Stadtsoldaten-Kindercorps wackelten die Wände des Brückenforums. "In Sachen Gästezahl haben wir unsere Kapazitäten bereits weit überschritten", staunte Thomas Fricke, stellvertretender Leiter der Beueler Bezirksverwaltungsstelle. Rund 100 Narren mussten leider draußen bleiben. Dabei sei die Proklamation ja eh schon eine reine Einladungsveranstaltung.

Einen Großteil der Gäste machten Mitglieder der 16 Beueler Damenkomitees aus. Sieben von ihnen beteiligten sich an der Abendgestaltung. Den Auftakt bestritten Renate Becker und Britta Knübler vom Damenkomitee Frohsinn Geislar mit ihrem Zwiegespräch zwischen "Pitter un Hein", gefolgt vom ABBA-Auftritt der Mega-Perls.

Ute Groll, Präsidentin der Nixen vom Märchensee sowie Mutter der verabschiedeten Wäscherprinzessin Melanie II., verquickte ihren Auftritt als "Madam Motterboddem" mit der Verabschiedung ihrer Tochter. Leichtes Spiel hatte die Nixen mit der Erfolgsnummer "Das Küchennavigationsgerät".

Selbst wenn das Publikum nicht schon ausgiebig vom Schweintango der Katholischen Frauengemeinschaft Sankt Josef aufgewärmt gewesen wäre, wussten Monika Fritzsche und Dagmar Bärhausen doch zu gut, dass die gemeinsam mit Kabarettistin Anka Zink einstudierte Nummer ein Selbstläufer sein würde.

Bestens eingeschunkelt vom Einzug der LiKüRa-Ehrengarde ging der Saal beim "Traumschiff" der Fidelen Reisetanten voll mit und ließ sich auch von den furchterregenden Bewegungen der "Piraten" des TSV Bonn rrh. nicht vom Fiere abhalten.

Den letzten Programmpunkt vor dem abschließenden Showtanz der Nixen bestritten die Klatschbloomen aus Vilich-Müldorf. Im Prumekostüm stürmten sie unter großem Beifall die Bühne als "Die flotten Pflaumen". Musikalisch sorgten Werner Kaschkes "Blue Birds" für die rechte Abwechslung.

Sangen sämtliche Damenkomitees zusammen mit Margret Tannhäuser zum Abschied "In Beuel fladdere de Botze," wusste auch der letzte Gast im Saal, was es heißt, sich in Beuel auf die Weiberfastnacht zu freuen. Warum sich woanders mit Plagiaten abgeben, wenn hier in Beuel seit 183 Jahren das Original zu finden ist?