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Bützje un Kamelle oder Küsschen und Bonbons

Bützje un Kamelle oder Küsschen und Bonbons

Nicht nur sprachlich stellt das närrische Treiben Nicht-Rheinländer und Neubonner vor Herausforderungen. Wissenswertes zum Brauchtum und Tipps für die tollen Tage

Bonn. Echte Karnevalsflüchtlinge haben schon längst den Flug nach Irgendwo gebucht - und treffen jetzt auf Landsleute in Shorts und Socken, die Polonaise Blankenese am Pool veranstalten. Dann doch lieber Schunkeln in der Stammkneipe. Für alle, denen der Karneval nicht in die Wiege gelegt wurde, ein paar Tipps für die tollen Tage.

Wenn Sie am Weiberfastnachts-Donnerstag zur Lieblings-Designerkrawatte gegriffen haben - Vorsicht! Wenn das gute Stück nicht schon morgens von der Bäckersfrau gekürzt wird, dann droht spätestens von den Damen im Büro Gefahr, die Zugriff auf Scheren und andere scharfe Gegenstände haben.

Wer am Donnerstag frei hat, folgt einfach dem Strom der verkleideten Narren nach Beuel auf die "schääl Sick". Einmal im Jahr ist die "falsche Rheinseite" goldrichtig. Der Beueler Karnevalszug mit Rathauserstürmung ist ein absolutes Muss.

An Weiberfastnacht übernehmen in Beuel die Frauen das Regiment. Wäscherprinzessin und LiKüRa-Prinzessin (benannt nach den Ortsteilen Limperich, Küdinghoven und Ramersdorf) kommen ganz ohne Prinzgemahl an ihrer Seite aus.

Sonst sind Singles unter den Tollitäten selten. Bonner und Godesberger zum Beispiel dürfen Männern in Strumpfhosen zujubeln: hier herrschen Prinz und Bonna, beziehungsweise Prinz und Godesia.

Damit sich Karnevals-Neulinge nicht durch lautes Helau-Rufen oder Textlücken outen, gibt es im Internet unter www.kamelle.de rheinisches Vokabular und die wichtigsten Refrains.

In Bonn wie in Köln erklingt der rheinische Schlachtruf "Alaaf", der seinen Ursprung in einem mittelalterlichen Trinkspruch hat: all-af - alles hinunter. Ausnahme: Auf den Zuruf "Spanien" antworten die Jecken in dieser Session mottobedingt mit einem feurigen "Olé".

Der wichtigste Begriff für Pänz (Kinder) heißt "Kamelle". Rechtzeitig sollte man mit dem Nachwuchs üben, lautstark die Bonbons einzufordern, die bei den Karnevalszügen auf die Zuschauer regnen.

Wem das Getümmel am Rosenmontag in der Bonner Innenstadt zu viel ist, gerade mit kleinen Kindern, der kann am Wochenende bei den vielen kleineren "Veedelszöch" in den Ortsteilen Karnevalsluft schnuppern.

Den besten Straßenkarneval gibt es in der Altstadt rund um die Heerstraße: Dönerbuden wie Kölschkneipen stellen die Lautsprecher raus, und es wird schon gefeiert bevor der "Zoch kütt". Für die Verkleidung gilt: erlaubt ist, was gefällt, egal ob buntes Hütchen oder aufwändiges Kostüm.

Die fünfte Jahreszeit, die am 11.11. pünktlich 11.11 Uhr begonnen hat, endet am Aschermittwoch. Beim Fischessen vergeht die Katerstimmung, Karnevalisten waschen ihre leeren Portemonnaies im Rhein aus, und Katholiken lassen sich zum Beginn der Fastenzeit in der Kirche ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen.

Wer schon vorher genug hat und vor dem jecken Trubel aufs heimische Sofa flüchtet, sollte zumindest noch beim Bäcker vorbeigehen und eine Tüte mit den traditionellen Muzen, einem süßen Gebäck, mitnehmen.

Einen Überblick über Karnevalsveranstaltungen und Züge finden Sie in den Tageskalendern im Lokalteil.