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Bonner Prinzenorden: Ein Jahr Planung bis ins kleinste Detail

Bonner Prinzenorden : Ein Jahr Planung bis ins kleinste Detail

Von der Planung des Prinzenordens der Session „Bonn met Hätz“ bis zur Fertigstellung ist es ein weiter Weg. Ordensmeister Andreas König machte im Februar die ersten Skizzen. Prinz und Bonna verleihen ihn im Maritim.

Jetzt ist eine ruhige Hand gefragt. Die winzigen Strasssteinchen müssen in die kleine Kuhle der Bonnakrone geklebt werden, bei jedem Prinzenorden sind es vier. Macht bei einer Auflage von 1100 also 4400 glitzernde Simili. Das schaffen nur Leute mit einer Engelsgeduld.

Zeit muss sein und darf auch sein. Bis der Orden Anfang Januar unter die Jecken kommt, ist er schon gut abgehangen, denn von der ersten Idee bis zum fertigen Stück hat es fast ein ganzes Jahr gedauert.

Februar 2016:An Karnevalsdienstag wird das neue Motto „Bonn met Hätz“ bekannt gegeben. „In der Regel erfahre ich das schon gut eine Woche vorher“, sagt Ordensmeister Andreas König (siehe „Die Macher“). Denn da hat das Präsidium des Festausschusses Bonner Karneval sich festgelegt und die Weichen für die nächste Session gestellt. Eine Designerin hat schon ein passendes Logo erstellt. Was die neuen Festabzeichen und den nächsten Prinzenorden angeht, schaut König noch vor Aschermittwoch, was alles möglich ist, und malt die ersten Bleistiftskizzen. Eine von ihnen zeigt ein herzförmiges Gesicht, das die Stadtkulisse auf Händen trägt. Das könnte passen.

März:Mit dem Entwurf geht König zu den Bonner Firmen Gimbel und Bley. Im Hinterkopf hat er, dass wieder etwas Besonderes in den Orden integriert wird. Eine Schaukel, was zum Drehen, was zum Aufklappen und einen kleinen Monitor gab es schon. Nicht leicht, mit Neuem zu überraschen: „Irgendwann hast du alles abgegrast“, sagt König. Dann hat Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst die Idee: Es soll etwas zum Drücken mit Musik sein. Die Firma Gimbel winkt ab, weil sie laut König zu viele Elektroteile bestellen müsste – zu teuer. Der Mitbewerber findet eine Lösung für eine Platine, auf die genau neun Sekunden Ton passen.

Derweil nimmt sich Grafiker Rudolf Kufeld bei Bley das Herz zur Brust. Er weiß am besten, was sich tatsächlich nachher prägen lässt. Am Ende fällt die Entscheidung aufs verschmitzt zwinkernde goldene Herz, das Uni, Rathaus, Münster und Beethoven hält. Es verkörpert die Bonna, so dass es auch noch ihr Krönchen aufgesetzt bekommt.

April:Wie beim Pingpong schießen sich König und Sascha Bley von der Beueler Firma die Ideen hin und her. Prinz und Bonna üben ihre neue Unterschrift. Patty Burgunder hat etwa 50 mal „Patty I.“ auf ein Blatt gekritzelt. Der jeweils schönste Schriftzug erscheint auf dem Orden. Jetzt kommt Farbe ins Spiel: Die erste plastische Computergrafik entsteht. Das Präsidium segnet die Optik ab.

Mai: Bei der Liedauswahl dürfen keine Urheberrechte verletzt werden. Als Andreas König anruft, sitzt Musiker Willi Bellinghausen gerade in seinem Tonstudio. Es dauert nur wenige Minuten, dann ist der Anfang von Beethovens Fünfter mit einem Tusch verknüpft. Die Tondatei geht an Sascha Bley, der alles zum Lieferanten des Musikmoduls schickt. „Doch zum Orden gehört auch noch das Band“, sagt König.

Juni: Das Werkzeug für den ersten Prototypen wird angefertigt. „Wir machen ausschließlich alles mit der Hand“, sagt Sascha Bley. Jeder Orden besteht aus mehreren Teilen. Die Mitarbeiter fräsen die einzelnen Formen in Werkzeugstahl. Erst die grobe Form, „für die Feinheiten haben wir eine Art Dremel“, erklärt der Experte. Es folgt ein Zinkguss. Der Einfüllstutzen wird abgebrochen, dann werden die Rohlinge entgratet und galvanisiert. Sie kommen dafür in ein elektrolytisches Bad. Hinterher strahlen sie golden, silbern oder bronzen in unterschiedlichen Tönen. Der erste Prototyp wird in diesem Monat fertig.

August bis Dezember: Mit den Einzelteilen kann sich der Hersteller Zeit lassen. „Sie werden teilweise verklebt und vernietet“, sagt Bley. Die Kollegen nehmen kleine Tuben mit einer Kanüle, um die Farbe an den richtigen Stellen aufzutragen. Wie beim Strass müssen sie auch da aufpassen. Nicht die Farben vertauschen oder an falschen Stellen malen. Am Schluss muss noch das Musikmodul eingebaut werden.

Am 11.11. trifft König wie jedes Jahre Prinz und Bonna nach ihrem ersten Bühnenauftritt. Verstohlen holt er das erste Ordensexemplar aus der Tasche und zeigt es kurz den designierten Tollitäten. Dann ist es auch schon wieder verschwunden. Bis zum Ordensfest soll alles geheim bleiben.

„Der Bonner Prinzenorden ist schon was Besonderes, da wir auch nicht jedes Jahr den Auftrag bekommen“, sagt Sascha Bley. Er liefert die ersten Exemplare im Januar, den Rest nach und nach im Laufe der Session. Das ist nur einmal fast schief gegangen – ausgerechnet bei Andreas Königs eigener Proklamation 2007. Da hatte er seinen elften Orden entworfen. Der Kollege aus dem Festausschuss rief aufgeregt an, dass es für den Abend wohl nicht genügend Exemplare geben werde. „Das war für mich der Megagau“, sagt König. Das Gefühl war schlimmer als sein Lampenfieber. Bleys Vater Ingo brachte dann gerade noch rechtzeitig 100 Prinzenorden in die Beethovenhalle.