Erst Kampf, dann Triumphzug
Soldaten blasen zum Sturm aufs Bonner Rathaus - 3 400 Narren im Rosenmontagszug
Bonn. "Bonn bützt die Welt". Dass dieses Motto in dieser Session auch Programm ist, wollen die Narren allen beweisen. Allen voran geht Rico I., der sich das Küssen schon am vergangenen 11.11. auf die Fahne geschrieben hat.
Noch einmal zur Erinnerung: 11 111 jecke Wiever wollte er bis zur Rathauserstürmung (an diesem Sonntag) bützen, um dann das Hauptquartier der Oberbürgermeisterin friedlich einzunehmen. Langweilig? Das fanden zumindest die Stadtsoldaten und zeigten ihm bald, wer auf dem Marktplatz das Sagen hat.
"Lieber Prinz, wir kämpfen. Komme was wolle", drohte der Kommandant. Rico dachte sich schnell, die tausende Mädels nehm' ich trotzdem mit. So hatte er seine Wette schon am Sonntag erfüllt. Traurig muss die Damenwelt nicht sein: Der Prinz weiß sehr wohl, was er den Frauen schuldig ist, und dass nach der Pflicht die Kür kommt.
So macht Bonns Oberbützer allen vor, wie man sich durch den Karneval knutscht und Frohsinn verbreitet. Bonna Ina I. steht ihm da in nichts nach. Und man möchte fast schon wetten, dass nach Kanonenschlag und Säbelrasseln die Rathausstürmer und ihre Feinde aus den Amtsstuben sich gegenseitig in den Armen liegen.
Doch zunächst hat OB Bärbel Dieckmann einmal aufgerüstet und sich mit Polizeipräsident Wolfgang Albers Verstärkung geholt. Sie hofft wohl, dass Bonns Oberbulle sich Respekt verschafft und die stürmenden Narren an all ihre kleinen Fehltritte erinnert.
Ob die Truppe kuscht, weil sie vielleicht ihre Knöllchen an der Rathausbrüstung direkt bar bezahlen müssen? Anja Pohl moderiert ab 14 Uhr. Um 15.15 Uhr wird zum Sturm geblasen. Doch bereits um 10.30 Uhr beginnt das Fest auf dem Markt. "Futtern wie bei Muttern" lautet da das Motto der Bonner Ehrengarde, die ihr Biwak aufgeschlagen hat.
Neben der berühmt-berüchtigten Feuerzangenbowle bieten die Rot-Weißen viele Leckereien an, so dass niemand hungrig oder durstig mitfeiern muss. Ihren persönlichen Triumphzug durch Bonn treten Rico I. und Ina I. am Rosenmontag, 27. Februar, an.
Der Zug mit mehr als 3 400 Teilnehmern - darunter 791 Musiker in 27 Kapellen und Live-Bands, vier Motto- und 63 Gesellschaftswagen - setzt sich um 12 Uhr an der Thomastraße in Bewegung, um dann über Münsterplatz, Markt und Friedensplatz bis in die Altstadt zu ziehen.
Kurios: Der Zugweg ist rund 3,8 Kilometer lang. "Wenn die Ersten am Ende ankommen, setzen sich andere immer noch in Marsch", sagt Zugleiter Axel Wolf. Er bittet alle Gäste, die Straßen für den Zug immer frei zu halten und vor allem auf die Kinder zu achten - nicht nur die eigenen.
Dazu gehört auch, dass die Erwachsenen die Pänz wegen ein paar Kamelle nicht nach vorne schieben sollen. Besonders gefährlich ist es, so Wolf, mit den Kindern auf den Schultern an Wagen heranzutreten. Wer's trotzdem macht, bekommt keine Süßigkeiten, lautet die Anweisung.
