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Zoch in Ippendorf: Im Bademantel durch Ippendorf

Zoch in Ippendorf : Im Bademantel durch Ippendorf

Zum 30. Geburtstag war der Ippendorfer Karnevalszug größer als all die Jahre zuvor: 600 Teilnehmer in 25 Gruppen gingen mit.

Die Narren hatten sich viel Mühe mit Wagen und Kostümen gegeben. Wie die Engelsbachschule, die nach langer Zeit das erste Mal dabei war und gleich 200 Jecke mobilisierte. Während sich die Eltern und Lehrer als Engel verkleideten, durften die Kinder sich alles aussuchen, was mit dem Bach zu tun hatte.

Die Melbbadfreunde rollten mit einem selbstgebauten Rathaus herum, in dem das Geld "aus dem Fenster geschmissen" wurde. Denn jedes Jahr komme die Diskussion auf, das Melbbad aus Kostengründen zu lassen. "Und an anderen Stellen wie dem WCCB gehen Millionen verloren", so die Ritter in Bademänteln. Die Polo-Ponygruppe vom Annaberger Hof ritt auf 18 Pferden durch die Menge und warf die Kamelle aus dem Sattel. Die Tiere waren auf den Lärm und die vielen Menschen in speziellen Trainings vorbereitet worden. Die Fußball-Damenmannschaft der Sportfreunde Ippendorf "sin immer op d'r Lauer" als "de jelb-blauen Punkteklauer" und warben als Panzerknacker für mehr Publikum bei den Verbandsliga-Spielen. "Wir sind auf Platz zwei und können wieder aufsteigen, brauchen aber mehr Fans", sagte eine Spielerin.

Bei den Sportfreunden fuhr die älteste Zugteilnehmerin mit: Auf dem Beifahrersitz saß die 93-jährige Maria Gatzemeier. Ohne Gnade enterten die "Ippen-Dorf-Piraten" den Zug, um Spaß und Kamelle zu verteilen. Das schafften die Familien aus der Straße "Im Blumengarten" auch ohne Drohung: Sie strahlten als Gärtner und Blümchen um die Wette. "Die Idee, beim Zug mitzugehen, ist beim Sommerfest entstanden", erzählten sie. Nach der Feier war nämlich Geld übrig, das es anders zu investieren galt. Ergebnis war das Motto "blühe mit Freude und pflücke das Leben". Die Mitglieder des Ortsausschusses, der den Karnevalszug organisiert, waren ob der 30 Jahre selbstbewusste Teufel: "Hamme öwwe Bonn off Wut, doch unser Ortsausschuss is teuflisch jut."

"Am Anfang waren wir nur ein paar kleine Fußgruppen, nach und nach wuchs der Zug", sagte Zugleiterin Marita Winter vom Ortsausschuss. Durch die jährlichen Sammeltouren an den Ippendorfer Haustüren stieg das Budget, es konnten Wagen und Musikgruppen von außerhalb bezahlt werden. Auch heute bittet der Ortsausschuss noch um Spenden. "Sonst könnten wir die ganzen Gebühren gar nicht zahlen", so Winter. Wie es früher rund um die Röttgener Straße aussah, weiß auch Hans Wallbrück vom Kegelcub "Sprittköpp", den es schon 47 Jahre gibt. "Die ersten fünf Jahre sind wir selbst mitgegangen, danach haben wir unser Zelt aufgestellt", erzählte er. Der breite Querschnitt der Bevölkerung komme zum Zug. "Und sogar Stadtsoldaten und Mitglieder der Ehrengarde."

Vor zwei Jahren fiel der Zug allerdings negativ auf, weil Jugendliche auf dem Dorfplatz Saufgelage feierten und es viele Gewalttaten gab. Um dem vorzubeugen, waren Polizei und Ordnungsamt mit viel Personal für einen Karnevalszug dieser Größe da. Während das Ordnungsamt an der Straße Jugendliche kontrollierte und Alkohol einkassierte, beobachtete die Polizei das Geschehen mit einer Hundertschaft aus dem Hintergrund. Der "Bonner Event Sprinter" hatte sich auf dem Dorfplatz aufgestellt und verteilte als Prävention "Safe Packs" mit Süßigkeiten, Infomaterial und Kondomen an die Jugendlichen. "Erst lachen viele darüber, dann kommen wir aber ins Gespräch", erzählte der 19-jährige Helfer Vincent Sboron. Das Maßnahmenpaket funktionierte jedenfalls: Es gab den Ordnungskräften zufolge wesentlich weniger Vorfälle als in den vergangenen Jahren.