1. Narren-News
  2. Bonn

Jecke stehen Schlange, um ze fiere

Jecke stehen Schlange, um ze fiere

Scharen bunt kostümierter Narren pilgern in die Bonner Innenstadt - In Kneipen und Betrieben übernehmen die Wiever das Regiment

Bonn. Kennedy-Brücke, am Weiberdonnerstag gegen 12.30 Uhr. Scharen bunt kostümierter Narren pilgern bei strahlendem Sonnenschein in die Stadt. Ein Ritter scheppert in voller Montur, mit Armbrust und Schwert, über den Fußweg. "Hagen von Nordland" findet, dass an Altweiber viele fragwürdige Gestalten herumlaufen.

Plötzlich wird er von den Schumi-Brüdern und einem Teufelchen bestürmt. "Boar! Eine Rüstung. Ist das nicht voll unbequem?" Die Gruppe kommt vom Rathaussturm und will nun in Bonn weiterfeiern. "Wir gehen dahin, wo was los ist, vielleicht ins Formel 1", sagt Florian Meissner aus Holzlar, der als Ferrari-Pilot auftritt. Teufelchen Anna Daufenbach empfiehlt den "Stachel" - "da ist immer etwas los."

Unzählige jecke Weiber und erstaunlich viele Männer strömen in die Stadt. Inge Meller, Duglore Bannasch-Lehning und Margret Zeit sind nach dem Rathaussturm schon etwas "gerupft", sie trinken erst einmal ein Glas Wasser: "Wir müssen einen klaren Kopf behalten." Eine Gruppe aus Muffendorf greift am "Marktkrug" lieber zum kühlen Kölsch. Silke Schmitz und Katrin Thelen sind mit ihren Müttern Margot und Martha sowie deren Freundin Monika Loosen unterwegs. Nach dem Sektfrühstück haben sie beim Rathaussturm "Gitarren-Walter" eingepackt, der nun am Markt "Prima Colonia" spielt: "Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust."

14 Uhr: Überall geschlossene Geschäfte, Warteschlangen vor dem "Gequetschten", dem "Brauhaus Bönnsch" und dem "Hähnchen". Ruhiger, aber nicht minder lustig geht''s im Zeughaus der Ehrengarde zu. "Alles super hier", berichtet Uwe Jährig, "die Duurschlöscher kommen gerne zur Ehrengarde." Dann stellt er die Ex-Berliner Sabine und Andreas Bönki vor. Die Liebe zu den Menschen und dem Karneval hat sie vor zwei Jahren nach Bonn geführt. Weiberfastnacht kann Sabine nur jedem empfehlen: "Das sollte man mitgemacht haben."

Viele feiern in Kneipen, andere im Betrieb. "Am besten verkleidet haben sich die Nicht-Rheinländer", sagt Birgitta Porz-Krämer, Obermöhn des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Zum vierten Mal seit die Mitarbeiter von Berlin nach Bonn gezogen sind, feiern sie Wieverfastelovend im Institut und längst habe das Fieber auch die "Neuen" gepackt - rund ein Drittel der 1 200 Jecken. Bonna Stephanie II. bescheinigte ihnen: "Ihr seid eine besonders lustige Truppe." Sie erhielt einen Pillenorden "mit himmlicher Wirkung".

In der Kantine des Finanzamtes Bonn-Innenstadt haben sich 200 Gäste versammelt. Vorsteher Heinrich Iber bezeichnet Weiberfastnacht als "höchsten Feiertag des Jahres". Da er seit 20 Jahren Fliegen trägt, haben die Schlipsjägerinnen ihn verschont.