Kritik am Kommerz

Politiker sehen VIP-Tribüne am Bonner Rosenmontagszug mit Skepsis - Noch keine Karten zu haben

Bonn. Das Schankrecht für den Festausschuss Bonner Karneval während des Rosenmontagszugs und die Pläne einer VIP-Tribüne auf dem Marktplatz rufen bei Politikern Verwunderung hervor.

"Ich hätte mir schon gewünscht, dass vor der öffentlichen Vorstellung mal eine Information an die Bezirksvertretung gegangen wäre", sagt der Bonner Bezirksvorsteher Karl Wilhelm Starcke. "Jeder Bordstein und jedes Häuschen mit 'nem Herzchen werden sonst mitgeteilt." Dieser Meinung schließen sich Bezirksverordneter Herbert Spoelgen (SPD) und die Grünen an.

Nach Angaben der Stadt handelt es sich um eine Sondernutzungsgenehmigung. "Da muss man die Politiker nicht unbedingt miteinbeziehen", sagt Elke Palm vom Presseamt. Der Bezirksvorsteher sei aber informiert worden. Die Regelung, die es den Karnevalisten ermöglicht, über Standgebühren während des Zuges noch etwas dazuzuverdienen, sei auch in anderen Städten üblich.

Der Festausschuss hat drei Gastronomen für die Vermarktung des Schankrechts mit ins Boot geholt. Präsident Horst Bachmann hofft so, die Session mit schwarzen Zahlen abschließen zu können, denn bei der vergangenen blieb er auf einem Minus von 12 000 Euro sitzen.

Bezüglich der VIP-Tribüne hofft Starcke, das auf dem Markt noch genug Platz bleibt. "Es kann nicht sein, dass Bürger nicht die Möglichkeit haben, dort kostenlos den Zug zu sehen." Werner Hümmrich (FDP) hat Bedenken gegen eine zunehmende Kommerzialisierung des Karnevals.

Auch Spoelgen kritisiert die VIP-Tribüne, die 89 Euro Eintritt kostet. "Am Rathaus gibt es die VIP-Gäste, die nichts bezahlen. Gegenüber die, die etwas bezahlen. Die prosten sich dann zu."

Entgegen der Ankündigung der Veranstalter waren die VIP-Karten bislang noch nicht zu haben. Ab wann es sie gibt, war am Mittwoch nicht in Erfahrung zu bringen.