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Ratstreue kippen aus den Gamaschen

Ratstreue kippen aus den Gamaschen

Was für eine Pleite - beim Rathaussturm bröckelte die Verteidigung bereits, bevor der erste Kanonenschuss abgefeuert worden war. Die marode Ratsimmobilie bot nicht wirklich Schutz, es gab keine Munition, da man den närrischen Verteidigungsetat aufgrund des leeren Stadtsäckels kurzerhand aus dem Haushalt gestrichen hatte.

Oberpleis. Was für eine Pleite - beim Rathaussturm bröckelte die Verteidigung bereits, bevor der erste Kanonenschuss abgefeuert worden war. Die marode Ratsimmobilie bot nicht wirklich Schutz, es gab keine Munition, da man den närrischen Verteidigungsetat aufgrund des leeren Stadtsäckels kurzerhand aus dem Haushalt gestrichen hatte, und obendrein waren die erfahrensten Offiziere auch noch "unpässlich".

Vize-Oberstabsführer Sokratis Theodoridis griff in seiner Not zu drastischen Mitteln und verpflichtete eine ganze Klasse Austauschschüler aus der Partnerstadt North East Lincolnshire als Aushilfs-Kadetten. Da die jungen Leute aus dem fernen Britannien keine Ahnung von den gängigen karnevalistischen Nahkampftechniken hatten, war schnell klar, dass sie offensichtlich nur als Kanonenfutter erhalten sollten.

"Kinderarbeit ist verboten", empörte sich Obersturmführer Wolfgang Wicharz aus Bockeroth, der ganze zehn Prinzenpaare und Dreigestirne nebst Hofstaat und Funkenartillerie auf dem Schlachtfeld vor dem Rathaus in Stellung gebracht hatte. Dennoch riskierten die Verteidiger auf dem Balkon eine mächtig dicke Lippe: "Wir werden hart kämpfen, bis ihr euch ergebt".

"Wohl eher, bis ihr euch übergebt", stänkerte die gegnerische Partei von unten zurück. Offensichtlich war den Angreifern nicht entgangen, dass sich die Ratstreuen vor dem Gefecht in aller Eile die Bäuche mit Brötchen und Schokoriegeln voll gestopft hatten - wohl weil sie einen längeren Belagerungszustand befürchteten.

Soweit kam es allerdings gar nicht erst, draußen probten die Jecken nämlich kurzerhand den Bauernaufstand. Nicht umsonst gibt es in dieser Session so viele Dreigestirne wie nie zuvor im Siebengebirge. Obendrein brachte Kommandant Wicharz seine schärfsten Waffen in Stellung: die Karnevalsprinzessinnen. "Wenn du die hübschen Frauen hier siehst, wirst du doch sowieso gleich schwach und kippst aus deinen Gamaschen."

In der Tat verschlug es den Verteidigern angesichts der geballten Weiblichkeit doch glatt die Sprache, woraufhin Wicharz gleich die nächste verbale Attacke nachschob: "Du und der Karl Willi da oben, ihr seht aus wie die zwei von der Muppet-Show." Womit er nicht ganz unrecht hatte, so langsam sahen Theodoridis und sein Ratskollege Karl Willi Weck wirklich ziemlich alt aus.

Sie versuchten es daher auf die Mitleidstour: "Wir haben gar keine Munition". "Ihr könnt ja ein paar Bützchen werfen", schallte es amüsiert von unten nach oben. Und dann ging alles ganz schnell: während die Tollitäten von außen den Balkon enterten, spazierten die Funken einfach durch die Haustür ins Rathaus.

Offensichtlich hatte ihnen ein "Maulwurf" den bequemen Zugang verschafft. Die Übergabe des großen Rathausschlüssels an die "tollitäre" Übermacht war somit nur noch Formsache. Um die Besatzer milde zu stimmen, rief der entthronte Vize-Stadtchef dann zur großen Party im Ratssaal auf.