"Das wunderbare Phänomen der Liebe"

Stieldorf. (khd) Niedliche Putten des römischen Liebesgottes Amor bevölkerten am Karnevalssonntag die Wände der evangelischen Kirche von Stieldorf, um ihre Liebespfeile auszusenden. Sie trafen Schlümpfe, Zwerge, Clowns und Hexen. Ja selbst ein Teufelchen hatte sich in das Gotteshaus gewagt, in dem rote Luftballonherzen dominierten.

"Eenmol Prinz ze sinn", spielte der Posaunenchor, als die Hesprotter Prinzessin Brita-Maria I. samt Gefolge einzog. Sie alle wurden von "Junker Jörg" begrüßt, der in der Lutherdekade auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 1517 extra für den traditionellen Karnevalsgottesdienst von der Wartburg nach Stieldorf gekommen war.

In die Rolle von Martin Luther, der nach dem Thesenanschlag an der Schlosskirche zu Wittenberg für vogelfrei erklärt worden war und sich unter dem Junker-Pseudonym in Eisenach versteckt hielt, war Pfarrer Max Koranyi geschlüpft. "Wir haben uns für diesen Karnevalsgottesdienst das wunderbare Phänomen der Liebe ausgesucht", berichtete er.

Ganze 127 Mal kommt diese in der Bibel vor - vom rücksichtsvollen Verzeihen im 1. Petrusbrief bis zum erotischen Schwärmen im Hohelied Salomons. Diese Textpassagen stellte Koranyi in seiner Predigt in Reimform "Aber die Liebe ist immer noch das Größte" vor. Zum Schluss seiner Predigt rief der Pfarrer aus: "So soll'n auch diese frohen Tage mit Bütz und Kuss, mit Witz und Licht, dem Griesgram und der Alltagsplage ganz fröhlich zeigen froh' Gesicht.

Denn nur die Liebe macht uns offen, macht weit das Auge, schärft das Ohr. Lasst uns auf sie tagtäglich hoffen, ruft Euer Max, der Herr Pastor!" Die Seven Hills Singers unter Leitung von Kirchenmusiker Friedhelm Loesti stimmten als Gospelchor passend zu den Reimen das Lied "Plaisir d'amour" an.