Jecke! Opjepass!

Glosse

Stocknüchtern, stramm geordnet und in tadelloser Aufmachung. So werden die Siegburger Jecken beim Rosenmontagszug erscheinen. Zumindest, wenn sich alle Teilnehmer an die "verbindlichen Schlussrichtlinien" halten. Die sprechen eine deutliche Sprache. Wer beim Bund war, kennt den Ton, und er kommt nicht von ungefähr. Immerhin ist der Zugleiter Berufssoldat und dieses Jahr obendrein Prinz Karneval. Uwe I. (Pomplun) war bekanntlich Chef des Wachbataillons und ist somit Profi in Sachen nicht-aus-der-Reihe-tanzen. So liest sich denn die jecke Gebrauchsanweisung für einen guten Teil des Montags wie ein Aufmarschplan.

Nun ist uniformiertes Volk seit langer Zeit fester Bestandteil der Umzüge, einst als Parodie auf Obrigkeit und den strengen Kommiss gemünzt. Der hat nun volle Befehlsgewalt ab Brückberg-Kaserne. Anarchie ausgeschlossen: "Die Gruppenwarte stellen sicher, dass ausschließlich Karnevalsmusik und Stimmungsmusik (keine Disco-Musik wie Hardrock, Heavy Metal, Rap o.ä.) gespielt wird." Fraternisiert wird nicht: "Nicht gestattet sind während des Zuges Gruppenaufenthalte."

Getrödelt wird auch nicht auf dem Zugweg, der jetzt selbstverständlich ein Marschweg ist: "Pflicht ist es, Anschluss an die Vorgruppe zu halten." Der Anzug hat einwandfrei zu sein: "Alle Zugteilnehmer sollen tadellos geschminkt und kostümiert erscheinen." Ob es Spindkontrollen und einen Kostüm-Appell vor Zugbeginn geben wird, ist den Schlussrichtlinien nicht zu entnehmen. Ob die Zivilisten am Rand des Marschwegs korrekt zu grüßen haben, wenn Offiziere oder Tollitäten in Sichtweite vorübermarschieren, ist ebenfalls offen.

Immerhin, nun kann wohl nichts mehr schiefgehen. Entsprechend der Tradition gewisser Dienstvorschriften stellt die Richtlinie außerdem klar: "Den Anordnungen der Zugleitung ist Folge zu leisten und zwar bei Aufstellung des Zuges, während des Zuges, bei Auflösung des Zuges." Auch der Rückzug ist geregelt. "Es ist dafür Sorge zu tragen, dass der Auflösungsraum auf schnellstem Wege verlassen wird." Karneval ist schließlich eine ernste Sache, die sollte man nicht den Zivilisten überlassen. Alaaf und weggetreten.