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Mexikaner schunkeln mit Menschenfressern und Hexen

Mexikaner schunkeln mit Menschenfressern und Hexen

Überall in der Region schlängelten sich bunte Fußgruppen und fantasievoll gefertigte Motivwagen durch Städte und Gemeinden - Der wohl kleinste Veedelszug Deutschlands im Gleisdreieck kommt aus der Spardose - Orden aus Holz

Rhein-Sieg-Kreis. (voa) Punkt 14 Uhr war es am Samstag soweit: Die Jecken eroberten die Straßen, und die Narren in Niederkassel-Lülsdorf übernahmen die Rolle des Eisbrechers. Ein Lindwurm mit kostümierten Fußgruppen - von den Space-Mäusen bis zu den Bullen von Tölz - bescherten den Jecken an der Zugstrecke zwischen Limassoler Straße und dem alten Turm in Lülsdorf rund drei Stunden Straßenkarneval vom Feinsten.

Zugleiter Winfried Mäurer von der KG Grün-Weiß Lülsdorf hatte nur Superlative zu vermelden: Rund 580 Aktive, verteilt auf 22 Gruppen, machten mit. "Soviel wie noch nie zuvor." Hinzu kamen aufwändige Festwagen wie der von den Baconjas, die als Schusterjungen gingen.

Alle Wagen waren bestens munitioniert: weniger mit Kamelle und Strüßjer, dafür flogen Chips- und Lakritztüten sowie Pralinenschachteln und Bälle in die schwoofende Jeckenschar, die Partys in Hauseinfahrten feierten. Die Fußgruppen waren ein Augenschmaus. Allen voran die Froschmänner um Daniela Schmidt: Ausgerüstet mit Schnorchel und Tauchermaske trugen die zwölf Mädchen ihr Tauchbecken um die Hüften.

Eingesperrt werden mussten die karnevalsverrückten "Hühner" der Familien Hensen und Förster. In knatschgelbe und federgeschmückte Kostüme gehüllt, hatten sie den Käfig gleich überm Kopf.

Troisdorf-West. (otn) Kreativ und voller Elan legten sich ein paar Kilometer entfernt die Narren in Troisdorf-West ins Zeug. Dort hatte Prinz Jürgen III. (Schneider) gegen 15 Uhr seine Heerscharen zum Sturm auf die Straßen an der Hofburg, die Gaststätte Onkel Sepps Hütte, in Bewegung gesetzt. Von Sturm konnte keine Rede sein, hunderte Karnevalsbegeisterte empfingen Troisdorfs Veedelszoch mit offenen Armen.

Da können die Stadtväter noch so oft von Troisdorf-West reden. Bei den "Gleisdreieckern" ticken die närrischen Uhren anders. In der vergangenen Session hatte Prinz Peter I. ausgerufen: "Lieber eingeboren, als West eingeteilt." Und auch Nachfolger Jürgen III. und Adjutant Theo Bernard denken nicht daran, den Widerstand aufzugeben. Der Blick auf den Sessionsorden zeigt es: Das handgemachte und liebevoll verzierte Stück Holz ist dreieckig und mit Gleisen bemalt.

Ein Schmuckstückchen war der vermutlich kleinste Veedelszoch Deutschlands: Rund 150 Aktive hatten als Zauberer, tapferes Schneiderlein oder Mexikaner gemeldet. Soviel spontaner Frohsinn beim Straßenkarneval ist der Grund, warum Wolfgang Thierfeldt und rund zwölf Freunde von der DLR in Köln-Porz wieder den Prinzenwagen stellten: "In Köln stecken riesige Vereine hinter dem Zug, hier kommt alles aus der Spardose." voa

Petrus meinte es gut mit den Stallbergern - zumindest für gut zwei Stunden blieb es trocken. Die Narren des Siegburger Stadtteils schmückten ihre Häuser mit Luftballons und Luftschlangen, kleideten sich in bunte Kostüme und erwarteten ihren Veedelszoch. Zugleiter Wilfried Pinsch gab Punkt 15 Uhr das Startzeichen, dann setzten sich vier Wagen und 18 Fußgruppen in Bewegung.

Der Förderverein der Kindertagesstätte "Die kleinen Strolche", 18 Kinder und ihre 30 Begleiter, gingen als Leuchttürme. "Wehe, wenn skrupellose Forscher klonen, dann erwacht der Geist der Pharaonen", hatten die Mitglieder der KG "Stallberger Junge un Mädche" auf ihren Wagen geschrieben. "Ob D-Mark, Euro oder Lire, mir wolle Fastelovend fiere" verkündete die KG "Die Lustigen Weiber". Furchteinflößend waren die Menschenfresser um Familie Laschke und die Mitglieder der "1. Hornpötter Hunnenhorde Zange".

Birlinghoven. (ktt) Früh genug hatten sich am Sonntag Jecken an den Straßen in Birlinghoven postiert. Sie wollten einen guten Platz ergattern, um beim Zug viel Kamelle zu fangen. Um 11.11 Uhr fiel der Startschuss. Rund 25 Fußgruppen und Wagen schlängelten sich durch den Ort. Für die Zuschauer hieß es: Tüten auf und laut "Kamelle" brüllen. Organisiert hatten das Spektakel die Birlinghovener "Pappnasen". Beliebt war der Euro: Auf dem Wagen des Birlinghovener Kegelclubs stand "Mir senn et satt, wir maache de Euro platt".

Und die Mitarbeiter und Bewohner vom Altenheim Barhoff hatten sich als zwölf Euroländer kostümiert. Die Bockerother Trömmelschesjonge sorgten für Stimmung. Leckeres Wurfmaterial gab es von den Mitgliedern des Birlinghovener Männerchors. Die kamen unter dem Motto "Harry Potter zaubert ein Bürgerhaus" in Umhängen und Zaubererhüten. Bunt waren die Mitglieder des Bürgervereins, ihr Motto lautet: "En Bielkove jeht et rund - et kütt de Villa Kunterbunt".

"De Zooch kütt" hieß es am Sonntag um 11 Uhr auch in Hangelar. 16 Gruppen machten sich im Veedelszoch auf. An den Straßen tummelten sich kleine und große Jecken, schunkelten und warteten auf Kamelle. Zugleiter Heinz-Peter Schmitz hatte sich treffend als "Jim Knopf, der Lokomotivführer" verkleidet. Viel Mühe hatte sich die katholische Jugend gegeben.

Die "Hangelorer Pänz" hatten sich das Thema "Hochzeit" ausgesucht und kamen als Braut und Bräutigam. Auf ihrem Wagen thronten die Nürburg sowie eine funktionstüchtige Carrera-Bahn. Dazu der Spruch: "Der Ring fürs Leben. Lieber Nürburgring als Ehering." Hoch zu Ross kam die Ehrengarde. Es folgten die "Ehrenrittmeister" und eine Feld-Postkutsche. Im Anschluss ging es ins Haus der Nachbarschaft. Dort erwartete die Hangelarer der "Schwoof nach dem Zug".

Birk. (eiu) In Birk mussten Prinz Uli I. nebst Gemahlin Annette I. mit nasskaltem Wetter Vorlieb nehmen. Trotzdem ließen sich die Tollitäten die Laune nicht verderben. Es galt, mit zehn Wagen und rund 30 Fußgruppen von Franzhäuschen nach Birk zu ziehen und bei den Zuschauern jecke Stimmung zu verbreiten. Klein, aber wie immer fein war der Zug. Fußgruppen wie "Die Thekenfliegen vom Turm" oder die "Jecken Höhner aus Algert" fielen mit auffallender Kostümierung ins Auge. Viel Rauch verbreitete der Wagen des Caribic-Clubs. Unter dem Motto "Määk alaaf not wohr" begleitete eine Horde Hippies mit Afro-Perücken und Schlaghosen einen Wagen, der mit einer überdimensionierten selbstgedrehten "Tüte" beladen war.

Kaldauen. (voa) Ob Chinesenclan oder Pizzabäcker, Mongolenhorde oder Hexenschar - prächtige Stimmung herrschte in Kaldauen lange bevor es los ging. Als Zugleiter Helmut Fieber gegen 14 Uhr das Startsignal gab, legten die 17 Gruppen mit 100 Teilnehmern los: Kamelle, Pralinenschachteln und Popkorn flogen in die entlang der Hauptstraße dicht gedrängte Jeckenschar. Die freute sich über Farbtupfer unter den Fußgruppen und Wagen. Ein tolles Bild gaben die Chinesenkids des evangelischen Kindergartens und der mächtige Wagen des Kegelclubs, den die Kegelbrüder zum Hexentreffpunkt umfunktioniert hatten. Ebenfalls ein Blickfang: Die Mongolenhorde von der Zange.

Hennef-Söven. (voa) Die vielen Jecken mussten am Sonntag warten: Denn mit reichlich Verspätung setzte sich in Hennef-Söven einer der wohl urigsten Züge in Bewegung. In Söven wird Karneval noch mit viel Liebe zum närrischen Detail handgemacht und gibt dem Zug seinen eigenen Charme, schwärmen Insider.

Dabei waren die 15 Fußgruppen um Prinz Felix I. (Gillmair) und Prinzessin Xenia I. (Fassbender) brandaktuell, was die Motive und Verkleidungen angeht: Familien aus Söven und Hennef hatten den Filmrenner "Der Schuh des Manitu" in Szene gesetzt und Brigitte Kronsbein-Remy und Petra Reil die Figuren aus den Harry Potter-Romanen zum Leben erweckt. Wie schwungvoll in Söven gefeiert wird, hat sich bis nach Würzburg herum gesprochen. Aus Franken waren Simone Birkmüller und Freundin Katrin Kupsch angereist, um richtig zu feiern: "Bis jetzt war das echt super", sind sich die beiden einig. Der einzige Nachteil: "An das viele Biertrinken muss man sich erst gewöhnen."