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Musik soll junge Leute vom Gelage abhalten

Musik soll junge Leute vom Gelage abhalten

Rhein-Sieg-Kreis. Eine "süße Gefahr" macht Rettungsdienst, Jugendamt und Polizei besonders große Sorgen. Gemeint sind Mixgetränke - etwa Limonade mit Rum oder Wodka. Die gibt es fertig zu kaufen, erfreuen sich vor allem unter jungen Leuten großer Beliebtheit und könnten so morgen bei den großen Weiberfastnachts-Freiluftpartys nach Schulschluss so manche halbwüchsige Schnapsleiche vergiftet haben.

"Solche Getränke sind süß und lecker und daher besonders gefährlich", sagt Uli Gilles vom Kreisjugendamt. Der Vorbeugungsfachmann, Landrat Frithjof Kühn, Polizeidirektor Georg Dissen sowie der Leitende Notarzt des Kreises, Frank Riebandt, haben sich mit ihren Leuten auf Weiberfastnacht vorbereitet.

Seit sich in den vergangenen Jahren immer mehr junge Leute nach Schulschluss zu Spontanpartys auf öffentlichen Plätzen treffen und viele von ihnen mehr oder weniger reichlich auch dem Alkohol zusprechen, gerät der Nachmittag der Weiberfastnacht für die Helfer regelmäßig zum Großereignis.

So richten die Hilfsdienste wieder Ausnüchterungsstellen ein, in Siegburg beim DRK, andernorts in Zelten. Riebandt wusste erschütternde Daten zu nennen. Vergangenes Jahr kümmerten sich Ärzte und Sanitäter um rund hundert betrunkene oder verletzte junge Leute. Siebenmal kam ein Notarzt zum Einsatz, 32 junge Alkoholopfer brachten Rettungswagen in Krankenhäuser. Der jüngste Patient war erst 13 Jahre alt.

Dass nicht noch mehr und Schlimmeres passiere, sei meist einfach Glück. Riebandt warnte zudem vor einer "mordsgefährlichen Tendenz" der jungen Leute, die Medikamente - ob Partydrogen oder Beruhigungsmittel - mit Alkohol kombinierten.

Nach dem Ausnüchtern wollen die Helfer die Kinder und Jugendlichen auch nicht einfach nur nach Hause schicken. Da aber ergebe sich oft ein weiteres Problem. Eltern seien nicht erreichbar, weil sie selbst Karneval feiern. Einer der Gründe, warum Gilles mahnt, sich stets der Vorbildwirkung der Älteren bewusst zu sein. So sollten die Eltern mit den Kindern über das Thema Alkohol reden und eingreifen, wenn sich Spirituosen im Ranzen finden.

In den einzelnen Kommunen gehen Behörden und Organisationen unterschiedlich mit den Weiberfastnachts-Feiern um. In Siegburg auf dem Marktplatz wird Musik gemacht und Essen angeboten, außerdem werden Toiletten und Müllcontainer aufgestellt.

In Sankt Augustin kümmert sich die Schülervertretung um die Organisation der Open-Air-Fete auf dem Gatzweiler-Platz, was Gilles besonders lobte. In Hennef (Markt) hat sich sogar der Prinz angesagt. In Troisdorf ist nichts geplant, weil die meisten Schüler, die feiern wollen, ohnehin nach Siegburg oder nach Köln führen.