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Uedelhoven kapituliert nach Konfetti-Regen

Uedelhoven kapituliert nach Konfetti-Regen

Jecken-Armee erobert mit geballter Tollitäten-Power die Troisdorfer Beamtenburg - Bürgermeister zeigt nach Ladehemmung der Kanone ein Einsehen mit der frierenden Narrenschar

Troisdorf. Kurz vor 11 Uhr am Sonntag sah Troisdorfs Bürgermeister Manfred Uedelhoven das Unheil für sein Rathaus bereits auf sich zu kommen. Die Angreifer in Form von gekrönten Narrenhäuptern aus sechs Stadtteilen gaben sich ob der geballten Tollitäten-Power erst gar keine Mühe, ihre Angriffsvorbereitungen zu verbergen.

In Sichtweite von Uedelhovens Amtssitz an der Ecke Kölner Straße hatte sich die Jecken-Armee bei strahlendem Winterwetter zum Rathaussturm gesammelt.

Dieter Gattinger, Vorsitzender des Festkomitees Troisdorfer Karneval, kündigte so manche Kriegslist an. Trotzdem zeigte sich Uedelhoven auf der anderen Straßenseite kampfeslustig. Schließlich hatte der Verwaltungschef nichts zu verlieren: "Der Kämmerer ist mehrere Wochen in Australien und hat den Schlüssel der Stadtkasse gleich mitgenommen."

Es war schon imposant, was das karnevalsverrückte Troisdorf an Sturmtruppen zusammengetrommelt hatte. Da entsandte nicht nur die Hütte mit dem Dreigestirn Prinz Klaus-Werner I. (Jablonski), Bauer Fred I. (Brodesser) und Jungfrau Georgina (Jörg Kaiser) die Blüte der närrischen Zunft.

Auch aus Oberlar kam mit dem Prinzenpaar Bernd II. und Gisela I. (Dietrich) ebenso die Oberjecken aus Sieglar, vertreten durch das Dreigestirn Prinz Hans Peter I. (Hausmann), Jungfrau Rolli (Meyer) und Bauer Herbert (Breuer). Natürlich nicht fehlen durften Troisdorfs Tollitäten Prinz Hermann II. (Schmidt) und seine Prinzessin Bruni I. sowie das Spicher Dreigestirn Prinz Karl-Heinz III. (Kaiser), Bauer Holger I. (Pieper) und Junfrau Steffi I. (Brzonkalla).

Klangstarke Hilfstruppen der besonderen Art steuert nicht zuletzt Massai-Prinz Bernd I. (Schmitz) aus dem Gleisdreieck bei. Dabei hatten sich die närrischen Heerscharen ganz und gar auf den hinhaltenden Widerstand der Tintenkleckser eingestellt.

Noch kurz vor dem Sturmangriff wurde zu den Klängen des Spicher Spielmannzuges am Feinschliff der Taktik gearbeitet. Eine Variante konnte sich auch Hans-Willi Schwartz, Spicher Prinz 2001/2 denken: "Wir schicken die Jungfrauen vor, und je nachdem wie die aussehen, laufen die Verteidiger von alleine weg."

Doch als es um 11.11 Uhr zum Schwur kam und das Narrenvolk das Rathaus bereits eingekreist hatte, zeigte sich der gelassen an der Pforte schunkelnde Bürgermeister standfester als erwartet. Uedelhoven wedelte auch nach noch so grimmigen Übergabeforderungen immer noch freudestrahlend und provokant mit dem Stadtschlüssel.

Daher sah sich Sturmführer Karl-Heinz Boch vom Bund Deutscher Karneval doch genötigt, die einzelnen Tollitäten mit speziell geschulten Sturmtruppen in den Kampf zu schicken. Doch weder blumenwerfende Wiever noch bützende Piratenbräute ließen den Willen der Verteidiger schwinden.

Im Gegenteil. "Daran könnte ich mich gewöhnen", strahlte Uedelhoven mit frischem Kussmund auf der Wange. Nachdem auch diverse Konfetti-Attacken erfolglos blieben, fuhren die Angreifer schwereres Geschütz auf: eine Konfettikanone. Doch nachdem die zunächst zur Freude der Verteidiger Ladehemmung hatte und auch der zweite Schuss eher ein Rohrkrepierer war, hatte Uedelhoven ein Einsehen. Ausgestattet mit Schaffnermütze und Kelle signalisierte er den Jecken freie Fahrt und ließ sie ins Rathaus: "Sonst erfriert ihr mir hier draußen noch."