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Weiberfastnacht in Sankt Augustin: Keine Chance für den Karnevalsverbotsantrag

Weiberfastnacht in Sankt Augustin : Keine Chance für den Karnevalsverbotsantrag

Im aufwendig dekorierten Ratssaal der Sankt Augustiner Stadtverwaltung herrschten auch in diesem Jahr Wiever. Die Stadtverwaltung punktete derweil mit kreativen Eigengewächsen.

Wochenlang haben sie hinter verstaubten Aktenbergen geprobt, sich unter Masterplänen Kostüme ausgedacht und in der Freizeit ihr Programm einstudiert.

Pünktlich um 11.11 Uhr gab es für die Mitarbeiter der Sankt Augustiner Stadtverwaltung kein Halten mehr: Im aufwendig dekorierten Ratssaal herrschten auch dieses Jahr an Weiberfastnacht die jecken Wiever mit karnevalistischem Herzblut und humorvollen Seitenhieben auf den Amtsschimmel. Dabei führten die Elferrats-Elfen die meist aufwendig kostümierten Schreibtischakrobaten unter dem Motto „Spieglein, Spieglein an der Wand, Disney ist im Augustiner Land“ in die Welt animierter Mythen und Helden.

Wo sonst sieht man einen Kulturamtsleiter im preisprämierten Popeye-Kostüm auf der Bühne schunkelnd oder das Team vom Gebäudemanagement im Dagobert- und Goldmünzenkostüm. Mit selbstgedrucktem Spielgeld wurde aus vollen Händen das „Baugold“ der Stadt verscherbelt, das Rathaus für 500 Taler, die Schwimmbäder für 1.2 Millionen Taler.

Ein bisschen Kritik mit Augenzwinkern hat bei der Weiberfastnachtssitzung der Stadtverwaltung eben Tradition – und mit Personalratschef Hartig Klein in der Bütt im Programm „Die Tagesschau“ hat die Kritik ihren neuen Meister gefunden. Gleich der allererste Auftritt des Bütten-Newcomers hielt die Jecken kaum auf ihren Stühlen, etwa als es um den Antrag von SPD-Fraktionschef Marc Knülle ging: Im Unterausschuss für Haushaltskonsolidierung hatte Knülle Personalstunden für Weiberfastnachts- oder Adventsfeiern kritisiert. Die Schelte in der Bütt folgte prompt und ebenso deutlich wie der stürmische Applaus der begeisterten Jecken.

Nicht weniger spektakulär waren die Einlagen des Männerballets, die Prämierung der schönsten und aufwendigsten Einzel- und Abteilungskostüme sowie „Der Lottogewinner“ frei nach Loriot: Darin mimten Nicole Köhnen, Christin Block, Biggi Kurtenbach, Vanessa Wirths und Angelika Kitzing ein Kamerateam, das mit Bürgermeister Klaus Schumacher einen Film für den Kulturbericht der Abendschau drehen will.

75 Millionen Euro habe er im Lotto gewonnen und wolle damit die Ost-West-Spange bauen, einen neuen Dezernenten einstellen und allen Mitarbeitern am 30. Oktober frei geben – oder so.

Denn das Interview verläuft nicht nach Plan, dafür mit viel Klamauk, Tränen in den Augen beim Publikum und der Erkenntnis, dass der Stadtverwaltung trotz Sparzwang, Personalmangel und reichlich Arbeit der Sinn für handfesten Karneval mit Herzblut nicht verloren gegangen ist.