1. Narren-News
  2. Vorgebirge

Allzu oft endet die Narretei in der Ambulanz

Allzu oft endet die Narretei in der Ambulanz

Malteser und DRK in Roisdorf haben Weiberfastnacht ihren anstrengendsten Einsatztag

Bornheim-Roisdorf. Vom letzten Wagen des Roisdorfer "Zochs" ist nur noch die Rückseite zu sehen. Dahinter erobern die "Schlachtenbummler" die Straße, die mit Konfetti, Kamelle und Glasscherben übersäht ist. Für die Jecken geht die Party jetzt im Festzelt und später im Waldorfer Bauhof weiter. Während die Bornheimer Malteser an ihrem "Einsatztag Nummer eins" alle Hände voll zu tun haben.

Acht mobile Trupps, zwei Zeltstationen, 15 Fahrzeuge und ein Stab von insgesamt 60 Helfern erfordern einen logistischen Aufwand, von dem die schunkelnde und prostende Menge nichts mitbekommt.

Unterstützt werden die ehrenamtlichen Helfer dabei von Kollegen aus Hennef, Lohmar und Siegburg sowie von gut 20 Einsatzkräften des Deutschen Roten Kreuzes Bornheim um Michael Dick.

Er koordiniert mit Marlon Konertz, dem Einsatzleiter der Malteser, von Kardorf aus die gesamte Aktion. Sichern des Karnevalszuges und Versorgung der Notfälle vor Ort: So lautet ihr offizieller Auftrag.

In der Leitzentrale in Kardorf flimmern die Computerbildschirme, auf einer großen Schautafel sind alle Standorte der Einsatztrupps mit kleinen Magneten markiert, man verständigt sich über Funk. Rund um die mobile Zeltstation am Roisdorfer Kirchturm herrscht am späten Nachmittag Hochbetrieb. Die drei Liegen sind belegt, die Eimer daneben sprechen für sich.

Arzt Guido Gilgen und sein Team haben die Situation im Griff. Für einen ihrer Patienten heißt es jetzt allerdings nur noch: Warten auf den Rettungswagen. Für ihn ist der Weiberfastnachtstag ebenso vorbei wie für den Jungen, der von einer besorgten Autofahrerin zum Zelt gebracht wurde.

Er steht nun mit kalkweißem Gesicht da, wirkt ein wenig orientrierungslos. Sein Blick ist starr auf den orangefarbenen Funkwagen der Malteser-Fernmeldeeinheit aus Hennef auf der anderen Straßenseite geheftet.

"Die meisten, die zu uns kommen, brauchen im Schnitt ein bis zwei Stunden, bis es ihnen wieder besser geht", erläutert der 24-jährige Rettungssanitäter Daniel Monscheuer. Reicht das jedoch nicht aus oder verschlechtert sich der Allgemeinzustand in dieser Zeit, so ist der Weg ins Krankenhaus unvermeidlich.

"Uns geht es aber vor allem darum, den Rettungskräften einen Teil ihrer Arbeit abzunehmen. Wenn sie einen relativ ruhigen Karnevalstag erleben, haben wir einen guten Job gemacht."

Seit sieben Jahren leistet Monscheuer schon freiwillig an Weiberfastnacht seinen Dienst und kennt die typische "Klientel". Meist sind es junge Leute zwischen 15 und Mitte 20, die mit Alkoholvergiftungen und anschließend mit Übelkeit und Kreislaufproblemen zu kämpfen haben. Auch Schnittverletzungen durch Glasscherben kommen vor - ebenso wie die typischen Verletzungen nach einer Schlägerei.

Um solche tätlichen Auseinandersetzungen möglichst aus dem Weg zu gehen, ist in diesem Jahr der Weg des Roisdorfer Zuges von Grund auf umgekrempelt worden. "Für uns bedeutet das Segen und Fluch zugleich", erklärt Monscheuer. "Einerseits müssen wir selbst diesmal viel flexibler reagieren als in den vergangenen Jahren.

Andererseits ist damit auch der kritische Hauptsammelpunkt am Artus-Brunnen weg, da der Zug jetzt nicht mehr dort endet." Dass es diesmal im Vergleich zum Vorjahr relativ ruhig zugeht, führt er aber vor allem auf die massive Polizeipräsenz zurück.

Acht Krankentransporte zu den umliegenden Kliniken haben die Malteser bis gegen 18 Uhr in ihrem Protokoll verzeichnet. "Und dabei ist es im Großen und Ganzen dann auch geblieben", zog Monscheuer am Freitag Bilanz. Viel Zeit, um selbst zu feiern, bleibt den Helfern während der tollen Tage nicht. Doch was mehr zählt, ist die Erleichterung, den wohl anstrengendsten Tag der gesamten Session gut überstanden zu haben.