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Von fiesen Tierchen, die nachts die Garderobe enger nähen

Von fiesen Tierchen, die nachts die Garderobe enger nähen

Meckenheimer Stadtsoldaten-Corps 1868 serviert Jecken in der Jungholzhalle feinsten Lokalkolorit

Meckenheim. Das Kölsch verschalte, dafür flossen die Lachtränen in der "Jönkelshall". Wer solche Schwestern in der Stadt hat, braucht keine schärferen Kritiker.

550 Narren, darunter eine Bürgermeisterin, bekamen "schwere" Kost bei der Sitzung des Stadtsoldaten-Corps 1868 in der Meckenheimer Jungholzhalle und lachten trotzdem begeistert. Als "Tonn & Tönnchen" zogen Evelyne Siegberg und Gabi Stiebitz mit spitzer Zunge und geschärften Geist über 40 Ratsmitglieder her, die im Gänsewagen von Bürgermeisterin und "Gänseliesel" Yvonne Kempen, gezogen werden.

Sie bejammerten, dass bei der "Yvonne" die Männer Reißaus nehmen: "der Bürgermeisterin loofe de Männer fott". Die Beigeordneten Albert Bergmann, Theo Hüffel, und dat "Sahneschnittschen" Ulf Hürtgen, das nicht zu jung, aber 30 Kilogramm zu leicht für sie sei, hätten alle das Weite gesucht und andere ihre Kandidatur zurück gezogen.

Sie beschworen stimmgewaltig den Retter in der Not, Stadtsoldaten-Kommandant, Hans-Erich Jonen, der den Martinszug und den Karneval hoch halte, wo doch schon die Kirchweihe abgesagt worden und das Schützenfest gefährdet sei mit dem Lied "Sag mir, wo die Kirmes ist".

Die beiden Lokalmatadorinnen schafften es, dass 550 Augenpaare, wie gebannt am "Strip" von Tonn hingen: "Wie kommt das Mädchen im Tonnenkostüm heil in den Putzfrauenkittel?" Sie machte es einfach pfundig. Die Gäste wählten mit Applaus. Sie wollten lieber das Tonnenkostüm, als den Schellenbaum sehen, den Tonn in der Hand hielt als kitschige Persiflage für das neue Wahrzeichen der Stadtsoldaten.

Typisch für ältere Schwestern klärte Tönnchen in Größe "SE" für "Small Elefant" voller Weisheit alle Frauen im Saal über den wahren Charakter der Kalorien auf: "Dat sind die frechen hässlichen Tierchen, die nachts die Garderobe enger nähen." Ärger gab es auch darüber, dass sich Meckenheim, wo das "Brauchtum strauchele", leisten könne, keine eigenen Prinzen zu haben und dafür einen nach Rheinbach schickt.

Sie zogen über das "hübsche Mausgrau" des Pflasters am Neuen Markt her und grinsten über Politiker, die sich bei jeder Wahl in der Hoffnung wiegten, Bürgermeisterin Yvonne Kempen würde in den Landtag oder in den Bundestag abmarschieren und trösteten musikalisch "Wunder gibt es immer wieder".

Nach soviel Lokalkolorit gehörte die Bühne solchen Kräften, wie "dé Tulpenheini" und "Null 221". Der Meckenheimer David Wegner und "seit dem ersten Schrei" auch Stadtsoldat, zeigte als "schöne Jung", dass der 14-Jährige in die Fußstapfen seines Großvaters Peter Siegberg junior treten möchte und sicherte sich Absolution: "Die Witze hat mein Opa ausgesucht".

Schultheiß Peter Klee und der Elferrat begrüßten das Kinderprinzenpaar Fabian I. und Svenja I. Die Soldaten ließen die "Klawumm" wie aus einem Guss auf die Bühne knallen, was ihnen Applaus auch vom Tanzmariechen Sabrina Jonen einbrachte. Ausnahmsweise war Bürgermeisterin Kempen nicht die Größte im Saal.

Das war die Merler Prinzessin Julia I., die ihr mit 1,92 Metern Körpergröße den Rang ablief. Die Stimmung hielt, angefeuert von den Tanzeinlagen der Damen- und der Mariechentanzgruppe sowie vom Tanzpaar, über das große Finale hinaus bei den Klängen des "Musikvereins Waldorf".