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"Speedy" - wie ein Dorf sein Prinzenproblem löst

"Speedy" - wie ein Dorf sein Prinzenproblem löst

Die Suche nach neuen Tollitäten ist kein einfaches Unterfangen für die närrischen Korporationen - Im Notfall hilft nur eine kleine Verschwörung - So geschehen in einer urigen Kneipe im Herzen der Eifel

Kreis Ahrweiler. Die Bachemer haben es schon erlebt, in Ahrweiler wäre es diesmal fast passiert und in Ringen ist es so: Es gibt keine Tollitäten. Suchkommandos und Obernarren haben einen schweren Stand, gilt es die Thronfolge zu sichern. Aus Verlegenheit wurde sogar schon einmal eine Schaufensterpuppe ins Prinzenkostüm gesteckt. Wie ein Eifeldorf, das just vor diesem Problem stand, eben dieses mit Bravor löste, das ist die Geschichte von "Speedy" - so erlebt und notiert:

Wenn der Dünne und der Dicke sich auf ihre Plätze der Dorfkneipe von Paul zurückziehen, haben sie etwas von den Logen-Grufties der Muppet-Show. Denn erstens haben sie von dort den Überblick und zweitens kommen ihre Kommentare meist von hinten und immer spontan unters Volk. So auch, als über ihnen Karnevalhits jenseits der Schmerzgrenze aus der Box dröhnen. Fragende Blicke zu dem Krach beantworten sie lax: "Die machen den Prinz parat." Und als ob er sie bestätigen will, dreht Paul, der eigentlich Johannes heißt - weiß aber kaum einer - die Anlage noch höher.

Drei Meter weiter herrscht Belagerungszustand. "Speedy" - so etwas wie der Wunschschwiegersohn aller Eifelmütter - ist umringt. Umringt von Freunden, die ihn in etwas gelockt haben, von dem er noch nichts ahnt, die Prinzenfalle. Und irgendwie geht''s auf einmal nach Euro und Ski-Springen nur noch um die KG des Dorfes. Ex-Prinz und KG-Chef schließen den Ring enger - schwelgen in Erlebtem und Kommendem. Und eigentlich fühlt sich "Speedy" noch wohl, kennt er doch als Stadtsoldat keine kleine Liste an Anekdoten.

Dass so ganz nebenbei seine Freundin mit Bekannten um ein Nobel-Abendessen wettet - "Der macht das nie" - bekommt der Kandidat nicht mit. Ihm werden hingegen Orden über Orden und jede Menge Unterstützung angedroht - stets begleitet von Zaubertrank aus Bitburg. Die Loge drängt auf Tempo, die Anfeuerungsrufe von den Stehtischen häufen sich und Paul legt zum x-ten Mal "Einmal Prinz zu sein" in den CD-Player: "Der muss doch weich zu kriegen sein."

Aus einem "mmmh" wird zaghaft "joh", der Kreis um "Speedy" enger, die Kneipe klatscht, singt mit. Der Kandidat schüttelt sich, blickt wie um Hilfe ringend zur Holzdecke: "Ich mach''s."

Was jetzt kommt, zeigt wie abgekartet das Spiel ist. Wie aus dem Nichts taucht die Prinzenkappe auf, schmückt den designierten Herrscher. Bützchen von Freundin Sandra, die spontan zur Prinzessin gemacht wird. Und "Kiddel", der gerade erst kommt und von überhaupt nichts weiß, wird überrumpelt: "Du machst den Hofnarren." Den Job kennt er.

Wie der Ortsbürgermeister den seinen und sein Dorf. Ein Anruf genügt und auch der Dorfchef steht auf der Matte, gratuliert und gibt Planungssicherheit. Der Dünne und der Dicke in der Loge schmunzeln: Freibier. Und "Speedy" brummelt vor sich hin: "Eigentlich bereue ich es jetzt schon. Aber ich tu''s fürs Dorf." Er wird''s nicht bereuen.

"Speedy" wird Prinz von Kempenich, ist 37 Jahre alt und heißt Frank Arenz. Freundin Sandra Klatt ist 28, wird Prinzessin und "Kiddel" hört behördlich auf Gerd Neiß, ist schon mit 50 ein Original. In die Falle gelockt wurde "Speedy" von Ex-Prinz Norbert "Lakes" Bell und KG-Chef "Föschtesch" Christoph Bell.