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Beim Jodeln schlagen die Stimmbänder Purzelbaum

Beim Jodeln schlagen die Stimmbänder Purzelbaum

Närrische Freunde Mayschoß setzen auf ihr Platt und Eigengewächse in der Bütt

Mayschoß. (mtl) Endlich haben auch die Mayschosser eine Tollität: Prinz Hans I. (Lüchau) präsentierte Oberschelm und Sitzungspräsident Jürgen Kraus bei der mitreißenden Prunksitzung der "Närrischen Freunde Mayschoß (NFM) am Samstagabend im Festzelt auf dem Waagplatz.

Nur hat''s mit dem Prinzen so machen Haken. Bis weit nach Mitternacht präsentierte die Karnevalsgesellschaft den Jecken ein Programm, das vor urigem Lokalkolorit nur so strotzte und eine Hymne an das Mayschosser Platt war.

Denn nicht nur die Geschwister Sigrid Simons und Hildegard Josten rissen mit ihrem "Jahrgangstreffen" im breitesten "Mescheecher" Platt die Jecken von den Bänken.

Ein neuer Star war in der Bütt geboren. Tobias Schmitz, 17 Jahre jung und das zweite Mal in der Bütt im Festzelt, schimpfte wie ein Rohrspatz, "dat os Moddersproch" allmählich von englischen Begriffen überrollt wird. Da heißt es nicht mehr beim Anruf "Iss der Franz do?", nein nun klingt es "iss der Franz on?".

Und "für os Jäste", heißt es nicht mehr "Weinblütenfest" sondern "Wein-Event" und statt "Alaaf" brüllen die jungen Jecken "A love ju". Und alles schön in Platt verpackt vom jungen Mayschosser Sprachforscher und Bütt-Talent, der wahre Stimmungstürme entfesselte.

Es ging schon stark auf Mitternacht zu, als Sigrid Simons und Hildegard Josten ihre Platt-Show zelebrierten. Mit einer echten und teils urtümlichen klingenden Original Mayschosser Sprache. Und mit Platt-Begriffen, die sie seit Jahren sammeln und dann so urkomisch und wirkungsvoll vortragen, dass das Publikum sich vor Lachen fast überschlug.

So verrieten sie, wie sie einst als Pänz hinter der Kirche die "Hierzepiefche jestoppt" hatten, also die Pfeife von Weckmännern mit trockenem Weinbergslaub rauchten. Und "de Stuff ist joot gestauch", heißt, dass das Wohnzimmer gut geheizt ist und "Bloodere aan de Hänn", das sind Schrunden an den Händen von der Weinbergsarbeit.

Man fragt sich nur, warum dieser Mann noch nicht für größerer Auftritte auch außerhalb von Mayschoß entdeckt wurde: Leo Kraus, der jodelnde Gastwirt ist ein Stimmwunder und erhielt für seinen "Winzerbraut-Jodler" die Mayschosser einen wahren Beifallssturm.

Begleitet von Gerd Frieseke und Norbert Mülligann mit Quetschebüggel und Gitarre, ahmt er die Jodler nicht nach, nein, er ist ein Jodlerkönig, der zudem noch die Stimmbänder Purzelbäume die Tonleiter rauf und runter schlagen lässt. Zudem sind seine Kompositionen mit witzigen Texten garniert.

Und auch er bevorzugt zur Gaudi des Publikums örtliche Ereignisse. Na und dann der Prinz Hans. Der hat sich selbst in der Bütt dazu ernannt, trug volles Ornat, fühlte sich als Weinbaupraktikant im Deutzer Hof dazu als "Fischkopf" aus Hamburg auserkoren. Dieter Bohlen als Prinz, dazu strickte er das Prinzenlied um, suchte sich einen Chor aus Mayschossern aus. Und zeigte, dass er tatsächlich schön verrückt schmachtend singen kann.

Der scharfzüngige und so gern lästernde Sitzungspräsident Jürgen Kraus schürte kräftig am Stimmungsbarometer. Und kündigte noch etliche tolle Programmpunkte an. So etwa die "Meeschejer Danzmühs", die blau-weißen Wirbel auf der Bühne und die Funkengarden der "Närrischen Freunde Mayschoß, die mit Beifall überschüttet wurden.

Eine Augenweide war das Tanzmariechen Ilona Heinen der befreundeten Karnevalsgesellschaft "Füssenicher Grielächer". Und mit an Bord war auch ein Stimmungsimport aus der Kreisstadt, die "Ahrweiler Paveier".